Schafft die deutsche Wirtschaft die Trendwende? Im Juli sind die Exporte gesunken. Dagegen hat die Industrie überraschend deutlich mehr produziert - gerade im Maschinenbau, bei Pharma und Autos.

Die Berg- und Talfahrt der deutschen Wirtschaft setzt sich fort. Die deutschen Exporte sind im Juli wegen der schrumpfenden Nachfrage aus den USA und China deutlicher gesunken als erwartet. Sie fielen um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet.

Dagegen kommen überraschend gut ausgefallene Daten aus der deutschen Industrie. Im Juli ist die Produktion auch wegen kräftiger Zuwächse im Maschinenbau unerwartet stark gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Verarbeitenden Gewerbe legte die Fertigung gemessen am Vormonat um 1,3 Prozent zu. Es ist der erste Anstieg seit März und deutlicher als von Analysten erwartet.

Kräftiges Plus im Maschinenbau, bei Pharma und Autos

Das Produktionsplus im Juli sei vor allem auf einen kräftigen Zuwachs um 9,5 Prozent im Maschinenbau zurückzuführen, schrieben die Statistiker. Zudem legten die Autoindustrie (plus 2,3 Prozent) und die Pharmabranche (plus 8,4 Prozent) zu, während die Energieerzeugung schrumpfte. Im Jahresvergleich meldete das Statistikamt für Juli ebenfalls einen Anstieg, und zwar um 1,5 Prozent.

Auch ist die Produktion im Juni besser ausgefallen als bisher erwartet. Nach vorläufigen Zahlen hatte das Bundesamt für den Juni einen Rückgang der Industrieproduktion von 1,9 Prozent gemeldet. Nach Korrekturmeldungen eines Unternehmens aus der Automobilindustrie und Datenergänzungen sei der Rückgang aber auf minus 0,1 Prozent geschrumpft, erklärte das Statistische Bundesamt. 

Keine echte Produktionswende erwartet

Ökonomen sind angesichts der Daten zurückhaltend. Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe sagte, dass sich durch die Revision des Vormonats ein klarer Quartalszuwachs bei der Produktion abzeichne. "Die Auftragslage signalisiert aber, dass eine echte Produktionswende nicht bevorsteht", sagte der Chefvolkswirt. Die zuletzt optimistischere Stimmung in der Autoindustrie sorgt seiner Meinung nach zumindest für etwas Zuversicht. Sie hatte sich in den letzten zwei ifo-Geschäftsklimaerhebungen deutlich verbessert, wenn sie auch noch immer nicht im positiven Bereich liegt.

Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg ordnet die neuen Zahlen eher verhalten ein. Er verwies auf die eher schlechten Auftragseingänge, bedingt durch die Zollpolitik der US-Regierung. Seiner Einschätzung nach dürfte die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten "eher im Bereich des Nullwachstums herumdümpeln". Etwas optimistischer zeigte sich der Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die Anzeichen für eine Trendwende nach oben mehren sich", sagte Krämer.

Mehrere Forschungsinstitute hatten zuletzt ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaft gesenkt. Sie erwarten nur ein Mini-Wachstum im laufenden Jahr. 2026 soll es dann mit den Milliarden-Ausgaben der Bundesregierung für Infrastruktur und Verteidigung deutlich nach oben gehen.

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