Zwar gab es heute im frühen Geschäft an der Wall Street noch knapp neue Rekorde, im Vorfeld der Berichtssaison zogen sich die Anleger dann aber zurück. Der DAX erreichte derweil eine neue Bestmarke.

Die US-Börsen haben heute auf hohem Niveau nachgegeben. Der marktbreite S&P 500 und der umfassende Technologiewerte-Index Nasdaq Composite hatten zwar im frühen Handel einmal mehr Rekordhöhen erreicht, doch der Schwung ließ schnell wieder nach. Das Ende des Gaza-Krieges hatte keinen Einfluss auf das Handelsgeschehen. Auch Notenbankchef Jerome Powell habe bei einem Auftritt keine neuen Hinweise auf die Geldpolitik geliefert, hieß es.

Am Ende schloss der S&P 500 bei 6.735 Punkten um 0,28 Prozent schwächer. In der Spitze war der Index bis auf 6.764 Punkte gestiegen und markierte damit seine neues Allzeithoch. Der Nasdaq Composite erreichte in der Spitze 23.062 Punkte und ging am Ende bei 23.024 Zählern um 0,1 Prozent tiefer aus dem Handel. Der Auswahlindex Nasdaq 100 blieb im frühen Geschäft nur ganz knapp unter seinem Rekordhoch bei 25.142 Punkten, der Schlussstand lag bei 25.098 Punkten um 0,15 Prozent niedriger.

Dem zuletzt stagnierenden Leitindex Dow Jones blieben neue Rekorde verwehrt - hier hat das Rekordhoch vom vergangenen Freitag bei 47.049 Zählern weiter Bestand. Am Ende gab der Index 0,52 Prozent auf 46.358 Punkte nach.

Warten vor dem Beginn der Berichtssaison

Angesichts der hohen Bewertungen sind die Anleger vorsichtig. Sie dürften bei der anlaufenden Berichtssaison ganz genau hinschauen, ob die Unternehmensgewinne Schritt halten könnten, schrieb Stratege Aidan Yao vom Amundi Investment Institute.

In der kommenden Woche berichten Größen aus der Finanzbranche wie etwa Goldman Sachs und Citigroup über ihre Geschäftsentwicklung. Der Elektroautobauer Tesla ist am 22. Oktober das erste Unternehmen aus dem Börsenschwergewichte-Club "Magnificent Seven" mit Quartalszahlen, gefolgt von den Tech-Riesen Alphabet, Microsoft und Meta eine Woche später.

Rekordhoch von Nvidia

Die Aktien von Nvidia stiegen gegen den Trend um XX Prozent auf XX Dollar und erreichten im Verlauf bei 195,30 Dollar ein neues Rekordhoch. Informierten Kreisen zufolge genehmigte die US-Regierung dem Chiphersteller Exporte im Wert von mehreren Milliarden Dollar in die Vereinigten Arabischen Emirate.

Zuvor hätten diese konkrete Pläne für Investitionen in gleicher Höhe auf amerikanischem Boden bekannt gegeben, sagte ein US-Beamter, der sich nicht zu konkreten Zahlen äußern wollte. Von den Vereinigten Arabischen Emiraten und von Nvidia gibt es der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge bislang keine Stellungnahme.

Der US-Finanzdienstleister Cantor Fitzgerald erhöhte derweil sein Kursziel für die Nvidia-Aktien von 240 auf 300 Dollar und ist damit derzeit am Markt am optimistischsten. Der Ausbau der KI-Infrastruktur mit Billionen-Investitionen stehe erst am Anfang, begründeten die Analysten ihre Einschätzung.

Die Zahlenflut beginnt

Außerhalb des Tech-Bereichs machte Delta Air Lines mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen Schlagzeilen. Die Fluggesellschaft rechnet zudem für 2025 mit einer Geschäftsentwicklung am oberen Ende ihrer Zielspannen und einer robusten Nachfrage bis ins kommende Jahr hinein. Die Titel legen um 4,29 Prozent zu und zogen die Aktienkurse der Konkurrenten United, American und Southwest Airlines mit nach oben.

Auch der Softdrinkhersteller Pepsico übertraf die Erwartungen für das vergangene Quartal und bestätigte seinen Ausblick. Das honorieren die Aktien mit einem deutlichen Kursanstieg um 4,23 Prozent.

DAX markiert neue Bestmarke

Was sich bereits in den vergangenen Handelstagen abzeichnete, ist heute geschehen. Der Leitindex DAX sprang auf eine neues Rekordhoch bei 24.771 Punkten und ließ damit seine alte Bestmarke aus dem Juli bei 24.639 Punkten hinter sich. Gestern war der deutsche Leitindex mit einem Plus von knapp einem Prozent auf 24.597 Punkte aus dem Handel gegangen und hatte die Marke bereits ins Visier genommen.

Auch wenn der Index seine Gewinne am Ende nicht halten konnte, erwarten Experten nun, dass der DAX die nächste runden Marke bei 25.000 Punkten anpeilt. Am Ende des Tages lag der Schlussstand bei 24.611 Punkten, ein Mini-Gewinn von 0,06 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte moderat um 0,23 Prozent zu.

Im September hatte der DAX noch unter 24.000 Zählern konsolidiert, seit Anfang Oktober ging es wieder aufwärts. "Der deutsche Leitindex nimmt nach einer kurzen Pause wieder Fahrt auf und marschiert mit Siebenmeilenstiefeln nun in Richtung 25.000 Punkte", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets.

Wie lange geht die KI-Hausse?

"Gemacht" wird die anhaltende Aktienhausse derzeit primär an der New Yorker Weltleitbörse. Die ungebrochen hohe Fantasie rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI), gepaart zudem mit der Aussicht auf sinkende Zinsen, treibt die US-Börsen immer weiter nach oben. Dem kann sich auch der heimische Markt nicht entziehen.

Der KI-Kaufrausch weckt allerdings auch Erinnerungen an die große Technologiehausse um die Jahrtausendwende, die unter der Überschrift "Internet" ebenfalls für viel Fantasie und hohe Bewertungen sorgte, ehe sich die Spreu vom Weizen trennte.

Geopolitik im Fokus

Grund für die gute Stimmung am Aktienmarkt sind zudem Hoffnungen auf eine Lösung der politischen Krise in Frankreich und das Ende des Krieges zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas. Positiv bewerten dürften die Investoren zudem die Tatsache, dass sich die Regierungskoalition auf Reformen geeinigt hat - wie auch immer man ihre möglichen Wirkungen auf die schwächelnde Konjunktur im Einzelnen bewerten mag.

Konjunktursorgen werden ignoriert

Anhaltende fundamentale Probleme der deutschen Industrie, deren Produktion weiter eingebrochen ist, werden von den Investoren derzeit ausgeblendet. Auch aktuelle Exportdaten deuten auf eine sich fortsetzende konjunkturelle Schwäche hin. Die Ausfuhren sind im August überraschend um 0,5 Prozent auf 129,7 Milliarden Euro gesunken. Expertinnen und Experten hatten ein leichtes Plus erwartet.

Das sei der dritte Tiefschlag in dieser Woche. "Sowohl die Auftragseingänge als auch die Industrieproduktion haben bereits auf der Unterseite überrascht. Dies zeigt einmal mehr, dass sich die deutsche Industrie den Sommer über in schwierigem Fahrwasser befand", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Ottobock-Aktien legen zum Börsenstart zu

In dem positiven Umfeld für Aktien kam ein Börsengang bei Anlegern gut an. Der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock, ein Familienunternehmen aus dem niedersächsischen Duderstadt, wagte den Gang an den Aktienmarkt. Die für 66 Euro ausgegebenen Papiere notierten in der Spitze mit 73 Euro, zuletzt waren es noch gut 69 Euro. Mit einem Erlös von gut 800 Millionen Euro war es der größte Börsengang seit dem der Parfümeriekette Douglas 2024.

Bayer an der DAX-Spitze

Unter den Einzelwerten im DAX gingen Gewinne und Verluste quer durch alle Branchen. Angeführt wurde der Index von Bayer, auch der einzige Bauwert, der Zementhersteller Heidelberg Materials war gefragt. Flugzeugbauer Airbus (bei 206,80 Euro), aber auch Siemens Energy (110,45 Euro) erreichten im Verlauf neue Rekordstände.

Gut drei Prozent bergab ging es für den Onlinehändler Zalando am DAX-Ende, auch Hannover Rück gaben nach. Die Papiere des Rückversicherers waren aber zuvor gut gelaufen, nachdem die Gesellschaft eine Erhöhung der Ausschüttungsquote bekanntgegeben hatte.

Devisen: Euro schwächelt weiter

Der Euro gab im US-Handel zuletzt um knapp 0,6 Prozent auf 1,1563 Dollar nach und steht damit nahe Tagestief. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung noch zu 1,1631 Dollar gehandelt und damit etwa auf dem gleichen Niveau wie am Vorabend. Zuletzt war der Eurokurs an drei Handelstagen in Folge gefallen und rutschte in dieser Zeit etwa um einen US-Cent nach unten. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1611 (Mittwoch: 1,1627) Dollar fest.

ACEA: Verbrenner-Aus nicht zu schaffen

Europas Autolobbyverband ACEA stellt sich gegen das für 2035 geplante sogenannte Verbrenner-Aus. "Wir halten die Ziele für 2035 und auch für 2030 für nicht mehr erreichbar", sagte ACEA-Generaldirektorin Sigrid De Vries. Ihr Verband setzt sich bei einer derzeit laufenden Überprüfung der EU-Klimavorgaben für Autos für deutliche Änderungen ein. In einem rund 20-seitigen Positionspapier dringt der Verband unter anderem darauf, die "starren" EU-Vorgaben aufzuweichen und Technologien wie Plug-in-Hybriden und E-Fuels einen größeren Raum zu geben.

Heute findet ein Branchentreffen der Autoindustrie im Kanzleramt statt. Teilnehmen sollen die Ministerpräsidenten der autoproduzierenden Länder wie Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Zudem sind Vertreter der Autokonzerne, der Zulieferbranche sowie Arbeitnehmervertreter geladen. Bundeskanzler Friedrich Merz stellt sich derweil klar gegen ein Verbrenner-Aus ab dem Jahr 2035. "Einen harten Schnitt 2035 darf es nicht geben", sagte in Berlin.

Gerresheimer brechen ein

Die bereits zweimal gesenkten Jahresziele von Gerresheimer haben sich erneut als viel zu optimistisch herausgestellt. Die Nachfrage von Kosmetikunternehmen nach Tiegeln und Parfüm-Flakons verläuft schleppender als vom Unternehmen erhofft; und auch die Nachfrage von Pharmaunternehmen nach Glas- und Plastikbehältnissen für oral einzunehmende flüssige Medikamente (Oral Liquids) ist niedriger als gedacht.

Daher musste Konzernchef Dietmar Siemssen bei den Zielen für das bis Ende November laufende Geschäftsjahr 2024/25 nun erneut zurückrudern. Mit einem Unternehmensumbau will er nun gegensteuern. Die seit Monaten sehr schwache Aktie geriet massiv unter Druck und war mit einem Minus von rund 17 Prozent Schlusslicht im MDAX.

China-Geschäft macht Porsche zu schaffen

Das deutlich schwächelnde China-Geschäft sorgt beim Sport- und Geländewagenbauer Porsche weiterhin für sinkende Absatzzahlen. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden gut 212.500 Fahrzeuge verkauft. Das waren rund sechs Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres, wie das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen in Stuttgart mitteilte. Bereits 2024 war der Absatz der Schwaben um drei Prozent auf rund 310.700 Fahrzeuge gesunken.

Belastend wirkte sich heute auch aus, dass der italienische Sportwagenbauer Ferrari mit seinen Gewinnplänen bis zum Ende des Jahrzehnts spürbar hinter den Hoffnungen der Anleger zurück bleibt. Ferrari peilt beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 2030 einen Wert von mindestens 3,6 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen heute in Maranello mitteilte.

Das wäre zwar rund ein Drittel mehr als für dieses Jahr mit nun mindestens 2,72 Milliarden Euro veranschlagt. Experten allerdings hatten bisher mit im Schnitt 4,3 Milliarden Euro deutlich höhere Erwartungen an die kommenden Jahre. Beide Aktien gaben nach.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke