Die österreichische Raiffeisen Bank will ihr Russland-Geschäft verkaufen. Doch der Kreml verhindert, dass die größte westliche Bank des Landes sich von der Tochter trennen kann. Denn über die lassen sich insbesondere Energiezahlungen abwickeln.

Die Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) ist offenbar mit einem weiteren Versuch gescheitert, ihr Russland-Geschäft zu verkaufen. Die russischen Behörden hätten das Vorhaben untersagt, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Russland versuche damit, eine seiner wichtigsten finanziellen Brücken in den Westen aufrechtzuerhalten - insbesondere für Energiezahlungen.

Die RBI wollte sich auf Anfrage nicht konkret dazu äußern. Die Bank teilte in einer Stellungnahme mit, sie reduziere ihr Geschäft in Russland im Einklang mit den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB). Parallel werde über einen Verkauf der russischen Tochter verhandelt. Ein Zeitplan könne wegen zahlreicher behördlicher Genehmigungen jedoch nicht genannt werden.

Die erfolglosen Verkaufsbemühungen unterstrichen die Schlüsselrolle der österreichischen Bank für den russischen Zahlungsverkehr in den Westen, so die Insider. Die russische RBI-Tochter ist die größte westliche Bank des Landes. Sie unterliegt nicht den weitreichenden US-Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges, die heimische Konkurrenten vom internationalen Zahlungsverkehr weitgehend abgeschnitten haben.

Moskau wolle die Bank daher als einen zentralen Kanal für Geldtransfers erhalten, sagte ein dritter Insider. Bei einem Verkauf bestehe die Sorge, dass ein russischer Käufer die Aufmerksamkeit der USA auf sich ziehen und sanktioniert werden könnte. Ein solches Risiko wollten die russischen Behörden nicht eingehen, hieß es weiter.

Erfolglose Reise

Es ist nicht der erste Rückschlag für die RBI beim Versuch, sich aus Russland zurückzuziehen. Bankchef Johann Strobl hatte bei der Hauptversammlung im Frühjahr eingeräumt, dass die Bank bereits zweimal mit Verkaufsplänen bei den russischen Behörden gescheitert sei. Auch eine Reise des Managers nach Moskau sei ohne Erfolg geblieben, sagte einer der Insider. Im Sommer 2024 hatte Strobl einen Verkauf von 60 Prozent als wahrscheinlichste Option bezeichnet, bei dem die RBI einen Minderheitsanteil von 40 Prozent behalten hätte. Doch auch dieser Plan für einen Teilausstieg scheiterte.

Auch andere westliche Institute kommen bei ihren Rückzugsplänen kaum voran. Die niederländische Bank ING teilte vergangene Woche mit, dass sich der Abschluss des angekündigten Verkaufs ihrer Russland-Tochter verzögere. "Da der Käufer jedoch nicht alle erforderlichen Genehmigungen erhalten hat, gibt es derzeit keine realistische Aussicht auf einen Abschluss im dritten Quartal", so das Institut.

Ein Beispiel für die Bedeutung der RBI sei die Abwicklung von Zahlungen für die TurkStream-Pipeline, sagte einer der Insider. Diese ist Russlands einzige verbliebene Route für Pipeline-Erdgaslieferungen nach Europa und damit eine wertvolle Einnahmequelle. Die Röhre verläuft von Russland über das Schwarze Meer bis zur türkischen Küste und versorgt sowohl die Türkei als auch mehrere süd- und südosteuropäische Länder.

Über die Türkei wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres rund 11,5 Milliarden Kubikmeter Gas im Wert von etwa 3,8 Milliarden Dollar nach Bulgarien und Ungarn geliefert. Diese Zahlungen sind bisher vom Westen gebilligt, könnten angesichts der politischen Entwicklungen jedoch ins Wanken geraten. US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich erklärt, die USA seien zu einem schärferen Vorgehen gegen Russland bereit. Voraussetzung sei, dass die Europäer kein Öl und Gas mehr aus Russland bezögen. Mit diesen Zahlungen finanziere Russland den Ukraine-Krieg, sagte Trump.

Geld steckt in Russland fest

Die RBI wollte sich zu den Zahlungen nicht direkt äußern. Sie verwies darauf, dass Zahlungstransaktionen aus Russland erheblich reduziert worden seien. Diese unterlägen strengen Einschränkungen und entsprächen allen Sanktionen und regulatorischen Anforderungen. "Die Geschäftsreduktion in Russland verläuft planmäßig und betrifft alle Kerngeschäftsbereiche, das heißt Kreditvergabe, Einlagengeschäft und Zahlungsverkehr", erklärte die Bank in einem Statement. "Seit Beginn des Krieges wurde das Kreditvolumen um rund 66 Prozent reduziert. Die Raiffeisenbank Russland zahlt keine Zinsen auf Kundeneinlagen, was zu einem deutlichen Rückgang der Einlagen geführt hat".

Die besondere Stellung und hohe Zinsen auf Einlagen bei der russischen Zentralbank hätten es der russischen RBI-Tochter ermöglicht, während des mehr als drei Jahre andauernden Krieges in der Ukraine ein Eigenkapital von rund sieben Milliarden Euro anzuhäufen, sagte einer der Insider. Das Geld steckt jedoch in Russland fest. Das Russland-Geschäft war für lange Zeit eine wichtige Einnahmequelle für die RBI.

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