Warum der Mittelstand jetzt Startups braucht
Ohne Startups keine Zukunft: Sven Siering fordert mehr Mut, mehr Kapital und mehr Tempo für den Mittelstand. Der Geschäftsführer von vent.io erklärt, warum Digitalisierung nicht nur Technologie, sondern vor allem eine Frage des Geschäftsmodells ist und warum der Mittelstand jetzt Startups braucht.
Die Zukunft des deutschen Mittelstands hängt an einem entscheidenden Punkt: Wer jetzt nicht investiert, riskiert den Anschluss. "Die, die sich nicht für die Zukunft ausrichten, werden wahrscheinlich den Weg nicht mitgehen", sagt Sven Siering, Geschäftsführer von vent.io, der Digital- und Innovations-Tochter der Deutschen Leasing im ntv-Podcast "So techt Deutschland".
Vent.io, gegründet mitten in der Corona-Zeit, ist mehr als nur eine klassische Corporate-Venture-Capital-Einheit. Das Unternehmen mit rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 15 Nationen entwickelt digitale Produkte, investiert in Startups und bringt deren Lösungen gezielt in den deutschen Mittelstand. "Wir bauen digitale Lösungen, entweder selbst oder gemeinsam mit Startups, und helfen so dem Mittelstand, seinen unternehmerischen Alltag einfacher zu gestalten", erklärt Siering.
"Brauchen Antwort auf die USA"
Der Unternehmenschef hatte auf mehr politischen Rückenwind gesetzt. "Ich hatte große Hoffnung, dass die angekündigten Investitionen für Startups noch mehr an Fahrt gewinnen." Doch was er derzeit beobachtet, ist das Gegenteil: "Alles, was ich wahrnehme, geht eher wieder in die andere Richtung." Sein Appell ist klar: "Wir müssen jetzt in die neuen Technologien investieren - auch privatwirtschaftlich mehr Geld in die Hand nehmen."
Dass die Investitionslandschaft in Europa anders tickt als in den USA, sei dabei kein neues Problem. "Wir brauchen in Europa eine Antwort auf das, was in den USA möglich ist", sagt Siering. "Wir als Gesellschaft verändern uns. Und wir dürfen dabei nicht das Kapital verpassen."
Siering denkt technologieoffen, aber nicht abstrakt. Die Startups im Portfolio von vent.io liefern konkrete Lösungen: etwa Robot Energy, das dynamische Strompreise und Zugang zur Strombörse für Unternehmen ermöglicht. "Das Start-up wächst ohne Ende, weil da ein so großer Bedarf ist, gerade jetzt nach der Energiekrise."
Lösungen statt Theorie
Ein anderes Beispiel: KI in der Immobilienbewertung. Das Startup hat eine Lösung entwickelt, "um Gebäudepotenziale zu identifizieren und mögliche Sanierungen oder Aufstockungen entsprechend zu berechnen - auf Knopfdruck." Und dann ist da noch Robotics: ein Startup aus Paderborn, das einfache Roboter für monotone Aufgaben wie Palettieren anbietet. "Mittlerweile ist das wirtschaftlich sinnvoller, als einen Mitarbeiter einzustellen."
Siering glaubt an die Stärken der deutschen Wirtschaft - aber auch an ihre Notwendigkeit, sich neu aufzustellen. "Was zeichnet uns in Deutschland aus? Es ist immer noch das Ingenieurwesen." Doch die Zukunft sei softwarebasiert. "Wir müssen unsere Kompetenz weiter ausbauen." Und das gelte nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Kapitalgeber. "Es liegt bei vielen auch Privatvermögen. Und da muss gemeinsam geschaut werden, wie sich das in Innovationen allokieren lässt."
Am Ende, sagt Siering, gehe es um Zusammenarbeit - und um ein anderes Mindset."Die Startups helfen, mögliche Hindernisse zu überwinden. Wir stärken gemeinsam die deutsche Wirtschaft."
Mit Sven Siering sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das komplette Gespräch hören Sie im Podcast "So techt Deutschland".
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke