Wirtschaft "nach wie vor auf wackeligen Beinen"
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen für dieses Jahr ein mageres Wachstum von 0,2 Prozent voraus. 2026 soll es dann bergauf gehen - ohne Strukturreformen werde das aber nicht von Dauer sein, warnen die Ökonomen.
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen vorerst nicht mit einer nachhaltigen Erholung der deutschen Wirtschaft. Für 2025 erwarten die Gutachter nach zwei Rezessionsjahren nur ein mageres Wachstum von 0,2 Prozent. Für die kommenden beiden Jahre prognostizieren sie zwar einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,3 beziehungsweise 1,4 Prozent. Die deutsche Wirtschaft lasse die Talsohle hinter sich, teilen die Institute in ihrem Herbstgutachten mit - sie fordern die Bundesregierung aber zu umfassenden Strukturreformen auf.
"Die deutsche Wirtschaft steht nach wie vor auf wackeligen Beinen", sagt Geraldine Dany-Knedlik vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, das die aktuelle Gemeinschaftsdiagnose koordiniert. "In den beiden kommenden Jahren erholt sie sich zwar spürbar. Angesichts anhaltender struktureller Schwächen wird diese Dynamik allerdings nicht von Dauer sein." Die deutlichen Impulse aus der Politik verdeckten die tiefer liegende Wachstumsschwäche.
Gutachter sehen strukturelle Probleme
Demnach dürfte eine "expansive Finanzpolitik" die Konjunktur zunächst anschieben. Gemeint ist das 500 Milliarden Euro umfassende und mit Schulden finanzierte Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und den Klimaschutz, das eine Laufzeit von zwölf Jahren hat. Es geht um die Sanierung maroder Brücken, Bahnstrecken und Schulen, aber auch um mehr Geld für Kitas oder eine bessere Digitalisierung. Damit die Gelder schnell fließen, sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Die Binnenwirtschaft komme spürbar in Fahrt, so die Institute.
Wegen der strukturellen Probleme drohten sich die mittel- und die langfristigen Wachstumsperspektiven allerdings weiter zu verschlechtern. Vor allem die Auslandsnachfrage nach deutschen Waren schwächele. "Hohe Energie- und Lohnstückkosten im internationalen Vergleich, Fachkräftemangel sowie eine weiter abnehmende Wettbewerbsfähigkeit bremsen die langfristigen Wachstumsaussichten weiterhin."
Vorschläge für Reformen
Aus diesem Grund mahnen die Ökonomen tiefgreifende Reformen an und machen dazu auch - wie sie es nennen - Vorschläge für den "Herbst der Reformen". Beispielsweise müssten die Sozialversicherungsbeiträge durch Einsparungen im Gesundheits- und Rentensystem stabilisiert werden. Es müsse mehr Arbeitsanreize geben, insbesondere für Bezieher niedriger Einkommen. Außerdem sollte Deutschland die eigenen Unternehmen nicht stärker regulieren als dies in Partnerländern geschieht - das beziehen die Ökonomen insbesondere auf Maßnahmen zum Klimaschutz.
Die Gemeinschaftsdiagnose wird von den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten erstellt, neben dem DIW sind das das Münchner Ifo-Institut, das IWH in Halle an der Saale, das Institut für Weltwirtschaft in Kiel und das Essener RWI.
Mit Informationen von Hans-Joachim Vieweger, ARD-Hauptstadtstudio
Hans-Joachim Vieweger, ARD Berlin, tagesschau, 25.09.2025 10:06 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke