Warum der hartnäckigste Mythos der Deutschen beim Müll nicht stimmt
Warum eigentlich Müll trennen? Am Ende wird doch ohnehin alles zusammengeworfen und verbrannt. Das glauben noch viele Menschen in Deutschland – obwohl Entsorger, Umweltverbände, Kommunen und auch das Umweltbundesamt (UBA) regelmäßig widersprechen. Immerhin ist Recycling gesetzlich streng geregelt. Zudem wäre es wirtschaftlich wenig sinnvoll, sogenannte Sekundärrohstoffe zu vernichten, also Altpapier, benutztes Plastik, aussortiertes Glas oder gebrauchte Getränkekartons. Aufbereitetes Material ist am Markt gefragt und damit bares Geld wert.
Immerhin 90,25 Prozent betrug die Recyclingquote bei Verpackungen hierzulande im Jahr 2023, dem bislang aktuellsten Berichtsjahr. Dies melden das UBA und die Zentrale Stelle Verpackungsregister, die das Recycling in Deutschland überwacht. Am besten läuft die Wiederverwertung von Papier, Pappe und Karton (kurz PPK) sowie von Stahl- und Aluminiumverpackungen mit Quoten von jeweils mehr als 90 Prozent. Das zeigt der jüngst erschienene „Verpackungsmonitor“ der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung im Auftrag der Allianz Verpackung und Umwelt (AVU). Glas wird demnach zu gut 85 Prozent recycelt, Kunststoff kommt auf etwas mehr als 66 Prozent.
Die Menge der insgesamt in Deutschland angefallenen Verpackungen betrug dabei rund 17,9 Millionen Tonnen. Das sind fast sechs Prozent oder umgerechnet 1,1 Millionen Tonnen weniger als noch ein Jahr zuvor. Und auch da war der Verbrauch schon rückläufig. „Der Trend steigender Verpackungsmengen ist gebrochen“, sagt Benedikt Kauertz, Fachbereichsleiter Industrie und Produkte beim Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU).
Zwölf Jahre lang war das Volumen zuvor gestiegen, etwa durch mehr Online-Käufe und den To-Go-Trend bei Speisen und Getränken: von anfangs 15 Millionen Tonnen zu Zeiten der Finanzkrise auf zwischenzeitlich fast 20 Millionen Tonnen in der Corona-Zeit. Gründe für die aktuelle Gegenbewegung sind die anhaltende Konsumzurückhaltung der Verbraucher infolge stark gestiegener Preise, aber auch die schwache Bau- und Industrieproduktion.
8,4 Millionen Tonnen und damit 47 Prozent der Gesamtmenge entfallen auf den privaten Endverbrauch. 9,5 Millionen Tonnen oder 53 Prozent stammen aus dem gewerblichen Bereich, also vor allem Transportverpackungen oder auch Gebinde für das Großgewerbe. Hier gab es einen überdurchschnittlichen Einbruch des Volumens von fast acht Prozent. Bei den privaten Haushalten, wo Verpackungen im Idealfall über die gelbe Tonne entsorgt werden, lag das Minus bei 3,6 Prozent.
IFEU-Experte Kauertz erklärt sich den Rückgang durch die leichte, aber stetige Zunahme von Mehrweg, etwa in der Gastronomie. Vor allem werden Verpackungen zunehmend optimiert. Kauertz erwartet daher weiter sinkende Mengen. Auch die AVU-Studie rechnet für 2030 mit einer – nicht linear verlaufenden – Reduzierung auf 16,6 Millionen Tonnen. Das wären 7,5 Prozent oder 1,3 Millionen Tonnen weniger als bei der bislang letzten Messung für 2023. Berücksichtigt wurden bei der Analyse unter anderem Bevölkerungsentwicklung, Konjunktur oder technischer Fortschritt.
Besonders der Verbrauch von Kunststoffverpackungen soll demnach weiter zurückgehen. Der rangiert auch jetzt schon nur auf Platz drei – knapp hinter Holz und weit hinter Papier, Pappe und Karton.
Carsten Dierig ist Wirtschaftsredakteur in Düsseldorf. Er berichtet über Handel und Konsumgüter, Maschinenbau und die Stahlindustrie sowie Mittelstandsunternehmen.
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