Wie Schkeuditz vom Umzug von DHL Express profitiert
- Die Verlegung des Hauptsitzes von DHL Express nach Schkeuditz wird der Stadt erhebliche Mehrreinnahmen aus der Gewerbesteuer bringen.
- Oberbürgermeister Bergner rechnet mit einer Verfünffachung der Gewerbesteuereinnahmen auf rund 120 Millionen Euro.
- Der Arbeitgeberpräsident von Sachsen-Anhalt hofft, dass auch andere Firmen dem Beispiel folgen und ihre Firmenzentralen in den Osten verlegen.
Rayk Bergner meldet sich prompt zurück. Kaum hat man den Oberbürgermeister von Schkeuditz angefragt, hat man ihn auch schon am Telefon. Es gibt schließlich gute Nachrichten zu erzählen. So bestätigt Bergner, dass DHL Express – der größte Arbeitgeber der Region – seinen Firmensitz offiziell nach Schkeuditz verlegt hat.
Auf den Krach folgt jetzt das Geld
Bergner sagt: "DHL ist ja seit mehr als 15 Jahren hier am Standort tätig, beschäftigt mehr als 7.000 Mitarbeiter." Für Schkeuditz sei es eine wichtige Botschaft, dass der Logistikriese nun den Hauptsitz von DHL Express verlegt hat. "Das war eine Unternehmensentscheidung. Die begrüßen wir natürlich sehr." Denn nach dem Krach und Lärm folge jetzt auch das Geld.
Man könnte sagen: Endlich werden die Gewinne da versteuert, wo Anwohner den Fluglärm ertragen. Für den Betriebsalltag bei DHL Express ändert sich wenig – die Beschäftigten waren ja von Anfang an da. Aber mit der Adressänderung im Handelsregister fließt nun die Gewerbesteuer nach Schkeuditz und nicht mehr wie bisher nach Bonn. Was das genau ausmacht, bleibt allerdings offen – Steuergeheimnis.
Schkeuditz rechnet mit Verfünffachung der Gewerbesteuer-Einnahmen
Bonn gibt sich gelassen. Aus dem Rathaus heißt es: "Die Kämmerei [hat] die aktuelle Finanzplanung auf Basis der neuen Informationen überprüft und rechnet mit allenfalls geringfügigen Auswirkungen auf die städtischen Gewerbesteuereinnahmen." Doch "geringfügig" ist relativ. Für eine ostdeutsche Kleinstadt ist der Effekt enorm. Schkeuditz rechnet mit einer Verfünffachung seiner diesjährigen Gewerbesteuereinnahmen – auf knapp 120 Millionen Euro.
Bürgermeister Bergner betont, das Plus gehe nicht allein auf DHL zurück, aber: "Für uns ist es eine erhebliche Erhöhung. Ja, wir werden gestalten können und unterstützen natürlich auch über Kreisumlage und so weiter den Landkreis. Und über das Finanzausgleichsgesetz müssen wir auch eine Menge einzahlen." Von den Mehreinnahmen werden also aufgrund von Umverteilung auch andere profitieren.
Hoffnung auf mehr Firmenzentralen im Osten
Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof hofft, dass das Beispiel DHL Express Schule macht. Denn bislang gilt oft: Im Osten wird produziert, im Westen der Gewinn versteuert. "Wir haben ja grundsätzlich das Wirtschaftsstrukturproblem, dass wir in der Regel eben doch nicht die Firmenzentralen hier haben, sondern eben irgendwelche Produktionsstandorte: die berühmten verlängerten Werkbänke."
Jede Zentrale eines Unternehmens ist ein echter Gewinn für das Land.
Langhof fügt hinzu: "Jede Zentrale eines Unternehmens, ob es jetzt hier im Land entstanden und groß geworden ist, oder sich eben entschließt, seinen Hauptsitz hierher zu verlegen, ist ein echter Gewinn für das Land."
Bleibt die Frage, was DHL Express zur Verlegung des Hauptsitzes bewogen hat. Eine Erklärung: Schkeuditz hat zum Jahresbeginn den Gewerbesteuersatz gesenkt – und gehört nun zu den günstigsten Gemeinden in Sachsen. Deutlich günstiger auch als Bonn. Das dürfte die DHL-Zentrale gefreut haben. Auch wenn das Unternehmen betont: Steuerliche Gründe allein seien nicht ausschlaggebend für Standortentscheidungen.
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