Nach Reiche-Vorstoß: Forscher warnt vor Ende der Solarförderung
- Solarforscher Bett warnt vor einem Ende der Solarförderung, da ohne sie der Markt einbräche – mit Folgen für Jobs und Energiewende.
- Energieökonom Weimann fordert, die Förderung zu streichen und stattdessen in CO2-arme Technologien zu investieren.
- Laut Solarverbandschef Körnig ist die Förderung entscheidend, um Klimaziele zu erreichen und private Haushalte zu Energieerzeugern zu machen.
Die entscheidende Frage lautet: Braucht ein Hausbesitzer, der sich heute eine Solaranlage zulegen will, wirklich noch staatliche Unterstützung? Die Preise für Solarmodule sind in den vergangenen Jahren stark gefallen. Auch passende Speicher gibt es immer günstiger.
Benjamin Frank, Chef des Dresdner Solarunternehmens Solarwatt, meint deshalb: Die Förderung sei nicht mehr zwingend nötig. Er habe eine eigene Anlage bei sich zu Hause, könnte jedoch auf die Förderung verzichten. "Es ist ein kleiner Anteil von 25 Prozent, der mir hilft, gut durch das Jahr zu kommen, mit noch ein bisschen Entlohnung für Zeiten, wo ich den Strom nicht bei mir zu Hause gebrauchen kann." Aber auch wenn er die 25 Prozent Förderung herausrechne, sei die Rentabilität der Anlage schnell erreicht, sagt Frank.
Trotzdem dauert es ohne Förderung natürlich länger, bis sich eine neue Anlage rechnet. Aktuell zahlt der Staat Privatleuten knapp acht Cent je Kilowattstunde, wenn sie den Strom nicht selbst nutzen, sondern ins Netz einspeisen.
Konsequenzen für die Energiewende
Ohne diese Förderung dürfte die Nachfrage nach Solaranlagen sinken – und das in einer Zeit, in der Deutschland Ökostrom ausbauen will. Deshalb plädiert Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme für einen Erhalt der Förderung: "Ich glaube einfach, dass das Marktsegment komplett einbrechen würde. Das hat dann zur Folge, dass die Installateure Personal abbauen müssen, das sie in den letzten Jahren aufgebaut haben." Der Abbau habe Konsequenzen für die Wirtschaft, aber auch für die Energiewende, sagt Bett.
Investitionen in die Forschung
Ganz anders sieht das der Magdeburger Energieökonom Joachim Weimann: "Aus meiner Sicht gehört diese Erneuerbare Energieförderung auf den Prüfstand und längst abgeschafft." Weimann argumentiert, es seien schon zu viele Milliarden in Windräder und Solarparks geflossen.
Statt schwankende Energieerzeuger zu subventionieren, solle der Staat lieber in Forschung investieren – in Technologien, die rund um die Uhr CO2-arm Strom produzieren können. Er erinnert als Deutschland führend bei der Entwicklung von Atomkraftwerken war. "Das ist alles weggebrochen, aber da müssen wir wieder hinkommen. Wir müssen Deutschland zu einem Land machen, das federführend und Vorreiter ist bei der Entwicklung neuer Technologien im Kampf gegen den Klimawandel", sagt Weimann. Dieser Kampf lasse sich mit Sonnenstrom nicht gewinnen, findet Weimann.
Branche hofft auf Erhalt der Förderung
Wenig überraschend: Der Bundesverband Solarwirtschaft widerspricht. Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig betont, die Abschaffung der Solarförderung sei innerhalb der Regierung nur eine Einzelmeinung von Wirtschaftsministerin Reiche. Ihre Überlegungen widersprächen den Zielen des Koalitionsvertrages beim Klimaschutz und zum Ausbau erneuerbarer Energien: "Dort heißt es explizit: Wir wollen private Haushalte zu Akteuren der eigenen Energieversorgung machen. Wie soll das besser gelingen als mit Solaranlagen?", fragt sich Körnig.
Körnig argumentiert, die Solarförderung müsse weitergehen, damit Deutschland 100 Prozent Erneuerbare schafft. Bleibt die Frage: Wann würde die Branche freiwillig auf die Förderung verzichten? Körnig antwortet, man denke eher in Jahren als in Jahrzehnten. Ein konkretes Datum nennt er nicht.
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