Lebensmittel-Discounter ohne Lebensmittel – funktioniert das?
- Große Lebensmittelhändler haben zunehmend Probleme, ihre Non-Food-Artikel loszuwerden
- Zugleich expandieren Niedrig-Preis-Märkte im Non-Food-Bereich
- Branchenkenner sehen Lidl-Test in diesem Bereich skeptisch
Seit den 2000er-Jahren setzten Lebensmittel-Discounter wie Aldi oder Lidl immer mehr auf Non-Food-Artikel. Das habe im Wesentlichen zwei Gründe, erklärt Erik Maier von der Handelshochschule Leipzig. Einerseits weil die Marge höher sei als bei Lebensmitteln, andererseits um Kaufanreize zu schaffen: "Über Aktionswaren hat man natürlich Leute in die Filialen gebracht, die dann nicht nur ein Werkzeug gekauft haben, sondern eben auch noch weitere Artikel […], wenn sie dann schon einmal da waren."
Lebensmittelhändler bekommen Non-Food-Artikel schwerer los
Dieses Prinzip habe lange gut funktioniert, sagt Manfred Stockburger, Chefkorrespondent der Lebensmittel Zeitung. In den letzten Jahren hätten die großen Discounter jedoch immer größere Probleme gehabt, die Non-Food-Artikel loszuwerden. Das liege zum einen daran, dass die Preisschwelle, ab der Kunden zugreifen, deutlich zurückgegangen sei – zum anderen aber auch an den Discountern selbst.
Stockburger sagt "Lidl wie auch Aldi haben in den letzten Jahren die Qualität der Ware, des Sortiments, des Angebots immer weiter nach oben geschraubt." Damit hätten sie aber auch bei den Preisen eine Lücke nach unten gelassen. Und in diese Lücke seien dann Anbieter wie Tedi oder Action hineingestoßen. Die setzen in der Regel auf günstigere und dauerhaft verfügbare Non-Food-Artikel und haben in den letzten Jahren Hunderte neue Märkte in Deutschland eröffnet.
Reine Non-Food-Discounter expandieren
Handelsprofessor Maier spricht von einem extremen Wachstum: "Alle streben sozusagen nach dem Platz an der Sonne, alle wollen bestimmte Standorte besetzen und dort präsent sein, bevor es die Konkurrenz tut.
Dementsprechend versuchen natürlich diese Händler ganz extrem zu expandieren, um der Konkurrenz zuvorzukommen." Das sei auch in Mitteldeutschland zu sehen, wo immer mehr Orte mit Non-Food-Discountern besetzt würden.
Branchenkenner warnt vor Verwirrung der Kunden
Ob es sich lohnt, auch auf diesen Zug aufzuspringen, testet Lidl nun offenbar mit dem Non-Food-Markt an der Schweizer Grenze. Dass daraus mehr als ein Test wird, glaubt Johannes Berentzen nicht. Er ist Geschäftsführer der BBE Handelsberatung, die auch Unternehmen wie Lidl und Aldi berät. Er sagt: "Ich würde das den Discountern nicht empfehlen. Das sind so starke Marken für die Lebensmittel, für die sie stehen, dass ich als Kunde fast schon verwirrt wäre, wenn ich ein Geschäft betrete, da steht Lidl obendrüber und ich finde nur Toaster und Co."
Dass andere Lebensmittel-Discounter nachziehen und ebenfalls reine Non-Food-Märkte eröffnen, auch daran glaubt Berentzen nicht. Die meisten würden gar nicht über das notwendige Sortiment verfügen.
Nicht alle Billig-Märkte werden Wachstum durchhalten
Und bei der Konkurrenz, die es gibt – also Non-Food-Discounter wie Tedi, Action, Woolworth und Co. – werde es auf Dauer wahrscheinlich auch nicht so weiter gehen wie bisher, schätzt Handelsprofessor Maier: "Alle diese Unternehmen wachsen derzeit relativ stark. Wachstum verschlingt aber relativ viel Kapital und geht mit einem hohen Risiko einher. Und ich gehe davon aus, dass nicht alle diese Wettbewerbe dieses Wachstumstempo und diesen aggressiven Wettbewerb gegeneinander durchhalten werden.“
Ein Negativ-Beispiel ist bereits der deutsche Ableger des polnischen Non-Food-Discounter Pepco, der erst stark gewachsen war und nun so stark abgestürzt ist, dass er Insolvenz anmelden musste.
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