Der Bitcoin-Kurs steigt auf über 120.000 Dollar. Dahinter steckt mal wieder Donald Trump – aber auch, dass Anleger auf fallende Kurse gewettet haben.

Bei aller Volatilität von Kryptowährungen: Bislang hat sich die größte Währung, der Bitcoin, noch immer aus seinen teils tiefen Tälern gekämpft. Und so auch dieses Mal. Am Wochenende stieg der Kurs auf einen Wert von über 120.000 Dollar und damit so hoch wie noch nie – jedenfalls in Dollar gerechnet. Analysten gehen sogar davon aus, dass die aktuelle Rally länger anhält – in erster Linie, weil die jüngsten Treiber fundamentaler Art und nicht auf Sondereffekte zurückzuführen sind.

So komplex die vielen einzelnen Treiber sind, lassen sie sich doch großteils mit einem einzigen Namen zusammenfassen: Donald Trump. Der US-Präsident hatte mit seinem selbsternannten "Liberation Day“ am 2. April, als er Zölle gegen die gesamte Welt verhängte, für Inflations- und Rezessionssorgen gesorgt. Höhere Inflation hätte die Notenbank Fed dazu angehalten, die Zinsen länger hochzuhalten. Das wäre schlecht für risikoreiche Werte wie Aktien und Kryptowährungen gewesen, da die sicheren Optionen – etwa festverzinsliche Anleihen und Festgeld – durch den höheren Zins attraktiver werden.

In den vergangenen Tagen kamen von dieser Seite aber vielversprechende Nachrichten. Zum einen fielen die US-Arbeitsmarktdaten besser aus als erwartet. Das interpretierten die Anleger so, dass die Unternehmen keine Abkühlung der US-Wirtschaft oder eine hohe Inflation erwarten und deshalb neues Personal einstellen. Diese können wiederum das Geld an den Kapitalmärkten anlegen – und somit auch in Bitcoin.

Risiko-Appetit steigt – also auch der Bitcoin

Außerdem ging Donald Trumps "Big Beautiful Bill“ in der vergangenen Woche durch den Senat und das Repräsentantenhaus. Dieses erhöht unter anderem den Spielraum für neue Schulden auf 5 Billionen Dollar. Viele überzeugte Kryptoanhänger sahen sich erneut bestätigt, dass der Staat nicht mit Geld umgehen kann und dieses System irgendwann zwangsläufig implodieren muss. Bitcoin wiederum sei durch sein beschränktes Angebot von 21 Millionen Stück limitiert und somit nicht anfällig für Geldmengenausweitung – beziehungsweise Inflation. Diese Gruppe erhöhte offenbar ihre Position als Absicherung gegen den Verfall des alten Systems.

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Ein Großteil der Zuflüsse kam allerdings durch Kryptofirmen wie Strategy und ETF-Anleger. Zur letzten Gruppe gehören auch Family Offices und andere Vermögensverwalter, die aus regulatorischen Gründen häufiger in ETFs investieren. Inzwischen ist dieser Markt laut dem britischen Investmentmanager auf über 50 Mrd. Dollar angewachsen, allein im ersten Quartal um 41 Prozent. Adrian Fritz vom Krypto-ETP-Emittenten 21Shares sagt: "Das signalisiert eine klare Überzeugung auf institutioneller Seite.

Warum institutionelle Anleger ihre Positionen aber jetzt konkret erhöhten, lässt sich kaum unabhängig überprüfen. Am wahrscheinlichsten erscheint ein grundsätzlich größerer Appetit auf risikoreiche Assets, was sich auch am sogenannten Fear-and-Greed-Index ablesen lässt. Dieser steht inzwischen wieder voll auf Gier – was für eine gewisse Übertreibung an den Märkten sprechen könnte.

Short Squeeze sorgt für steigende Kurse

Nicht zuletzt stieg der Bitcoin, weil sich einige Anleger mit ihren Wetten auf fallende Kurse verzockt haben. Bei diesen Wetten leihen sich Short-Anleger die Bitcoins, verkaufen sie direkt weiter und hoffen auf fallende Kurse, um sie günstiger wieder einzukaufen, bevor sie zurück an den Verleiher gehen. Steigen dann allerdings die Bitcoin-Kurse, decken sich die Shortseller lieber mit frischen Bitcoins ein, um die Verluste einzugrenzen. Dieser "Short Squeeze“, beziehungsweise die daraus folgenden Käufe, treiben dann allerdings die Kurse weiter nach oben.

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Für Anleger aus dem Euroraum, die in ihrer Heimatwährung in den Bitcoin investiert haben, liegt das Allzeithoch allerdings schon längere Zeit zurück: Am 20. Januar 2025 lag der Höchstkurs bei 105.495 Euro, das entspricht nach heutigem Kurs etwa 123.790 Dollar. Aktuell notiert der Bitcoin wegen der Dollarschwäche nur bei rund 104.000 Euro. Maßgeblich für die Bewertung des Bitcoins ist aber der Kurs gegenüber dem US-Dollar – und hier gab es jetzt das neue Allzeithoch.

Lohnt sich jetzt noch der Einstieg?

Ob Anleger jetzt noch einsteigen sollten, hängt auch von der fundamentalen Überzeugung von Kryptowährungen ab. Wer daran glaubt, dass Kryptowährungen ein Rettungsring gegen erratische Staatenlenker sind, für den können Bitcoin und andere große Projekte wie Ethereum, Solana & Co. etwas sein. Wer agnostisch ist und einfach nur auf steigende Kurse wetten will, der sollte einen kühlen Kopf bewahren und zwei Dinge nicht tun: In die Vergangenheit schauen und auf Krypto-Maximalisten hören. 

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Zwar hat sich der Bitcoin in den vergangenen Jahren immer wieder von seinen Einbrüchen erholt. Und am Ende sieht die Kursentwicklung natürlich extrem attraktiv aus. Doch wie bei allen Werten gilt auch für den Bitcoin, dass vergangene Entwicklungen nichts über die Zukunft aussagen. Bei Kryptowährungen kommt erschwerend hinzu, dass es kaum fundamentale Daten wie Umsätze, Gewinne und Verschuldungsgrad gibt – also Determinanten, mit denen Aktien-Anleger den Wert einer Firma bestimmen. Bitcoin & Co. werden zu einem Gutteil aus der Kurs-Fantasie bepreist. Und diese Fantasie bekommt von Krypto-Maximalisten immer wieder neue Narrative, warum Bitcoin gerade jetzt die Lösung für alles ist. Trotz aller erdenklichen Usecases von Kryptowährungen, ist das Ziel aber doch recht simpel: Es sollen mehr Menschen in den Markt kommen. Denn je mehr Menschen dabei sind, umso stärker steigt der Kurs, und umso mehr Menschen interessieren sich wiederum dafür. Der Bitcoin ist von neuen Geschichten abhängig, und dass Anlegern nicht langweilig wird. 

Die Realität sieht aber so aus, dass es zwar immer mehr Usecases für Blockchain-Projekte wie Bitcoin gibt – doch der Wert für die Realwirtschaft bleibt auch 16 Jahre nach Auflegung erstaunlich gering. In erster Linie sind Kryptowährungen noch immer ein Spekulationsobjekt. Aber: Wetten sind nicht verboten und insofern sind Bitcoin & Co. auch eine denkbare Beimischung für das Portfolio. Wer also risikoaffin ist, und glaubt, dass der Kurs von Kryptowährungen weiter steigen wird, der kann über eine Investition nachdenken. Man sollte bei spekulativen Werten aber nie mehr einsetzen, als man problemlos verlieren könnte.

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