Zölle zahlen nicht die anderen, Zölle zahlt man selbst
Donald Trump schwingt den Zollhammer. Noch duckt sich die EU-Kommission weg, droht aber mit Gegenzöllen. Dabei wird leicht übersehen, wer für Zölle aufkommen muss.
Der von Donald Trump angezettelte Zoll-Zoff eskaliert. Der US-Präsident droht der EU mit hohen Extra-Zöllen, die EU stellt Gegenzölle in Aussicht. In dem Lärm geht unter, wer am Ende für Zölle aufkommen muss: Es sind meistens nicht die Ausländer, sondern die Einheimischen.
Zölle sind Abgaben auf Einfuhren. Sie werden nicht vom Hersteller im Ausland entrichtet, sondern von dem Unternehmen oder der Person, die das Produkt in das Land einführt. Diese Importeure können zwar ausländische Unternehmen sein - sowohl in den USA als auch in der EU handelt es sich in der Regel aber um Einheimische.
In den USA fließen die Zoll-Einnahmen an das Finanzministerium. In der EU wird das Geld zwischen der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten geteilt.
Die Importeure haben vier Möglichkeiten, auf Zölle zu reagieren. Sie können versuchen, die Extra-Kosten an ihre Kunden weiterzureichen, indem sie die Zölle auf die Preise draufschlagen. Oder sie können die Kosten selbst tragen. Damit schrumpfen ihre Gewinne zwar entsprechend - doch ihre Produkte kosten genauso viel wie vorher. Die dritte Möglichkeit: Der Importeur handelt mit dem Hersteller der Produkte einen Preisnachlass aus - damit er die Kosten für die höheren Zölle schluckt.
Die USA zahlen die eigenen Zölle
Eine weitere Möglichkeit ist, sich einen einheimischen Lieferanten zu suchen - und damit dessen höhere Preise zu zahlen. Das liegt an der Logik, die hinter Zöllen steckt. Sie sollen einheimische Unternehmen vor günstigerer Konkurrenz aus dem Ausland schützen. Das kann wirtschaftlich und politisch durchaus sinnvoll sein. Doch zugleich besteht der Zweck von Zöllen darin, die Preise im Inland anzuheben.
Wie Importeure auf Zölle reagieren, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Häufig reagieren sie mit einem Mix aus Maßnahmen. Viel hängt etwa davon ab, wie viel Druck ein Unternehmen auf seine Lieferanten ausüben kann. Während Konzerne als Großkunden möglicherweise Preissenkungen durchsetzen können, sind kleine Firmen dazu eher nicht in der Lage. Weiter Faktoren sind der Wettbewerb und die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen ihre Lieferketten umstellen können. Derweil können Verbraucher ihre Kaufgewohnheiten ändern und zu alternativen Produkten wechseln, die nicht von Preiserhöhungen betroffen sind.
Derzeit sieht es so aus, als ob der Löwenanteil von Trumps Zöllen von den USA getragen wird. Einen Hinweis geben die US-Importpreise. In diesen Preisen sind keine Zölle erhalten. Sie müssten also sinken, wenn die ausländischen Hersteller die Kosten übernehmen würden. Doch laut den neuesten Zahlen stiegen sie im April minimal, im Mai waren sie unverändert.
Das deutet darauf hin, dass die Zölle in die inländische Lieferkette weitergegeben werden. Da zugleich die Inflation nicht groß anzieht, sieht es so als, als ob US-Firmen den Großteil der Zölle schlucken - und niedrigere Gewinne in Kauf nehmen. Ob das nur vorübergehend ist und auch bei dauerhaft hohen und neuen Zöllen der Fall sein wird, ist offen.
"Das wird den Preis wert sein"
Im Mai zog, Doug McMillon, Chef des weltweit größten Einzelhändlers Walmart, den Zorn des US-Präsidenten auf sich. "Wir werden unser Bestes tun, um unsere Preise so niedrig wie möglich zu halten, aber angesichts der Höhe der Zölle, selbst bei den (…) angekündigten reduzierten Sätzen, sind wir nicht in der Lage, den gesamten Druck aufzufangen. Die höheren Zölle werden zu höheren Preisen führen", sagte er.
Das sorgte bei Trump für einen Wutausbruch. Der Präsident forderte Walmart auf, "aufzuhören, die Zölle für Preiserhöhungen verantwortlich zu machen", und wies das Unternehmen an, "die Zölle zu schlucken". Er fügte bedrohlich zu: "Ich werde das beobachten." Finanzminister Scott Bessent ssgte später, McMillon habe ihm versichert, dass Walmart "einen Teil der Zölle schlucken" werde - also "einen Teil."
Trump bleibt sich unterdessen treu. "WIRD ES EIN PAAR SCHMERZEN GEBEN?", schrieb er in seinem Netzwerk Truth Social mit Blick auf seine Zölle. "JA, VIELLEICHT (UND VIELLEICHT NICHT!) ABER WIR WERDEN AMERIKA WIEDER GROSS MACHEN, UND DAS WIRD DEN PREIS WERT SEIN, DER DAFÜR GEZAHLT WERDEN MUSS."
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