Schweizer Hilfswerken fehlen 100 Millionen Franken
Die Schweizer Hilfswerke müssen künftig mit weniger Geld auskommen. Das war absehbar, weil beim Bund, in den USA und in anderen Ländern derzeit überall bei der Entwicklungszusammenarbeit gespart wird. Das Ausmass dieser Spassmassnahmen kannte man allerdings noch nicht - bis heute.
Der entwicklungspolitische Verein Alliance Sud hat heute nämlich Zahlen aus einer Umfrage veröffentlicht, die er unter allen Schweizer Nichtregierungsorganisationen durchgeführt hat, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind.
«Es zeigt sich, dass die finanziellen Ausfälle massiv sind», sagt Kristina Lanz von Alliance Sud: «Wir gehen von rund 100 Millionen Franken weniger aus, die den Schweizer Entwicklungsorganisationen in diesem Jahr zur Verfügung stehen.»
Budgets um 10 bis 25 Prozent gekürzt
Diese 100 Millionen Franken setzen sich zusammen aus den Sparmassnahmen des Bundes – sie machen etwas mehr als 10 Prozent des fehlenden Betrages aus. Daneben fehlten vor allem Gelder aus den USA, aus diversen anderen Ländern und von UNO-Organisationen, die sich bislang ebenfalls an Schweizer Entwicklungsprojekten beteiligt hatten.
Ein Ende sei nicht in Sicht, sagt Lanz. Alle Schweizer Entwicklungsorganisationen gingen von weiteren Kürzungen in den nächsten Monaten aus. Für die Budgets der Schweizer Hilfswerke habe dies einschneidende Auswirkungen: «Je nachdem erwarten die Organisationen Budgetkürzungen von 10 bis 25 Prozent – einige gar mit Einbussen von bis zu 50 Prozent in den nächsten Jahren.»
Hilfsprojekte gestrichen, Angestellte entlassen
Als Folge hätten die Schweizer Entwicklungsorganisationen schon jetzt zahlreiche Hilfsprojekte reduziert oder ganz eingestellt – überall auf der Welt, von Nepal, über Bangladesch bis nach Nigeria. «Wir gehen davon aus, dass wir schon jetzt rund 3.5 Millionen Menschen nicht mehr erreichen, zu denen wir bislang Kontakt hatten», sagt Lanz. Das seien zum Teil Flüchtlinge, die jetzt keinen Zugang mehr zu Essenslieferungen, Wasser und medizinischer Hilfe hätten.

Zudem gaben in der Umfrage viele Organisationen an, dass sie als Konsequenz der Sparmassnahmen bereits viele Angestellte entlassen mussten – über 1000 Mitarbeitende seien bisher betroffen. Die meisten davon Angestellte in den Entwicklungsländern selber, aber auch in der Schweiz hätten schon 67 Personen ihren Job verloren.
Das Ausmass hat alle überrascht
Man habe damit gerechnet, dass es unter Donald Trump zu neuen Priorisierungen komme, auch die Kürzungen in der Schweiz habe man erwartet, sagt Lanz: «Aber das ganze Ausmass und was jetzt auch noch aus anderen europäischen Ländern kommt, damit hat wohl kaum jemand gerechnet.»
Wenn sie die Rückmeldungen der Schweizer Entwicklungsorganisationen lese, komme sie zum Schluss, dass das globale Hilfssystem destabilisiert worden sei, sagt Lanz. Die Hoffnung in der Branche sei, dass es in der Politik doch noch zu einer Umkehr komme und bald wieder mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit gesprochen werden. Und dass künftig vermehrt private Spenderinnen und Spender einspringen, wobei sich eine solche Entwicklung bis jetzt nicht abzeichne.
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