• Kleine Unternehmen von Insolvenzen besonders betroffen
  • Weniger Firmenpleiten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
  • Private Insolvenzen: Die Überschuldung steigt weiter

Die Zahl der Insolvenzen hat in Deutschland 2025 den höchsten Stand seit über zehn Jahren erreicht. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Bericht der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor. Laut Hochrechnung für 2025 setzt sich die Konjunkturschwäche das dritte Jahr in Folge fort.

Das setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck und bricht auch vielen Betrieben das Genick.

Patrik-Ludwig HantzschCreditreform Wirtschaftsforschung

"Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung", analysiert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei der Creditreform. "Das setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck und bricht auch vielen Betrieben das Genick."

Kleine Unternehmen besonders betroffen

Im Jahresverlauf mussten 23.900 Firmen Insolvenz anmelden. Das ist ein Anstieg von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (22.070 Fälle). Die Kurve hat sich damit allerdings etwas abgeflacht. Denn 2024 und 2023 war die Zahl der Insolvenzen deutlich stärker gestiegen – mit 22,5 und 22,9 Prozent.

Am stärksten betroffen sind auch in diesem Jahr mit über 80 Prozent Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten. Hier meldeten rund 19.500 Firmen Insolvenz an – deutlich mehr als im Vorjahr (17.900 Fälle).

Dabei wurden in den vergangenen zwölf Monaten insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe (plus 10,3 Prozent) sowie im Handel (plus 10,4 Prozent) mehr Insolvenzen verzeichnet. Weniger stark fiel der Anstieg im Baugewerbe aus: Hier legten die Fallzahlen lediglich um 4,7 Prozent zu.

Entwicklung der Insolvenzen in Ostdeutschland

Die Insolvenzquoten reichen von rund 130 Fällen pro 10.000 Unternehmen in Berlin bis zu 48 in Thüringen. Auch Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen weisen Quoten über dem bundesweiten Durchschnitt (76 Fälle) auf. Demgegenüber verzeichnen laut Creditreform die ostdeutschen Länder insgesamt eher niedrigere Werte, was aus Sicht der Analysten vermutlich auf die dortige Branchenstruktur zurückzuführen ist.

Insolvenzen in Thüringen

Trotz eines Anstiegs auf 48 pro 10.000 Unternehmen (zuvor 42) ist in Thüringen der Anteil bundesweit am niedrigsten. Doch auch hier meldeten bekannte Unternehmen 2025 Insolvenz an, darunter etwa der Nordthüringer Groschen-Markt oder der Fleischwaren-Hersteller "Thüfleiwa".

Einen Grund für den niedrigen Wert in Thüringen sieht der Verband der Wirtschaft Thüringens (VWT) im Branchenmix: So seien etwa die Automobil-Zulieferindustrien in Thüringen stark, aber auch Optik, Maschinenbau und Logistik, sagte VWT-Sprecherin Ute Zacharias.

Insolvenzen in Sachsen

Auch Sachsen liegt mit voraussichtlich 72 Insolvenzen, nach 66 im Vorjahr, unter dem Bundesschnitt. Auch hier hat es seit Jahresbeginn jedoch mehrere größere Insolvenzen gegeben. Eine der größten in Sachsen ist die des Erzgebirgsklinikums in Annaberg-Buchholz mit rund 2.500 Beschäftigten. Ein Insolvenzplan sichert dort die Sanierung und den Fortbestand.

Zudem betrifft die Insolvenz des Solarzellen-Herstellers Meyer Burger auch Sachsen, wie Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt, wo ein weiterer Teil der insgesamt rund 600 betroffenen Mitarbeiter tätig war.

Insolvenzen in Sachsen-Anhalt

Im laufenden Jahr kommen laut Creditreform in Sachsen-Anhalt auf 10.000 Unternehmen 70 Insolvenzen - und damit auch hier mehr als ein Jahr zuvor (62 Fälle). Dabei zählen hier wiederum Meyer Burger und das Schutzschirm-Verfahren der Pfeifferschen Stiftungen zu den Großinsolvenzen. Auch die Insolvenz der Argentum Pflege Gruppe betrifft das Bundesland, da es hier mehrere Standorte gibt. Zudem waren mehrere Autozulieferer betroffen.

Privat Pleite: Überschuldung steigt weiter

Dem Bericht zufolge setzte sich auch bei den Verbrauchern der negative Trend fort. Die Zahl der Privatinsolvenzen stieg 2025 um weitere 6,5 Prozent auf rund 76.300 Fälle (Vorjahr: 71.630). Das ist der höchste Stand seit 2016.

"Hauptursache dafür ist die zunehmende Überschuldung der Menschen", sagte Hantzsch dazu. Bundesweit gelten aktuell 5,67 Millionen Bürger als überschuldet: "Hohe Lebenshaltungskosten, Stellenstreichungen und steigende Arbeitslosigkeit bringen viele Haushalte an ihre Grenzen."

Schwache Konjunktur belastet alle

Die Wirtschaftsauskunf fasst also zusammen, dass das Insolvenzgeschehen nicht nur in allen Hauptwirtschaftsbereichen die Vorjahreswerte übertrifft, sondern im Baugewerbe, im verarbeitenden und im Dienstleistungsgewerbe sogar schon rund ein Drittel über dem Niveau von 2019 liegt.

Demnach belaste die anhaltend schwache Konjunktur die Firmen und die privaten Haushalte. Denn auch auf dem Arbeitsmarkt mache sich die Krise zunehmend bemerkbar: Erstmals seit zehn Jahren überschritt die Zahl der Erwerbslosen wieder die Marke von drei Millionen.

MDR AKTUELL (mpö)

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