Aurubis bezieht Kupferkonzentrat künftig auch aus Schweden
Das Hamburger Unternehmen Aurubis erschließt sich eine neue Rohstoffquelle im nordschwedischen Bergbaugebiet Kiruna. Von dort will Aurubis, einer der weltweit führenden Kupferhersteller, künftig vom schwedischen Unternehmen Viscaria Kupferkonzentrat beziehen. Das teilten beide Unternehmen am Dienstag mit.
Aurubis nutzt damit – neben Bulgarien – einen weiteren europäischen Standort für die Versorgung mit Kupferkonzentrat. Aus Bulgarien stammen derzeit etwa 17 Prozent des von Aurubis verwendeten Konzentrats. Schweden dient auch der Verbreiterung der Rohstoffbasis angesichts wachsender Konkurrenz um Kupferkonzentrat etwa im Wettbewerb mit chinesischen Kupferherstellern. Zudem stabilisiert Schweden als ein „sicheres“ Herkunftsland die Versorgung mit Kupferkonzentrat.
Die größten Mengen seines Rohstoffes bezieht Aurubis aus Ländern in Südamerika und Asien: Etwa 15 Prozent des von Aurubis verwendeten Konzentrats stammen aus Brasilien, 13 Prozent aus Chile und elf Prozent aus Peru. Indonesien trägt 13 Prozent zur Gesamtmenge bei, die Türkei zehn Prozent. Zudem ist Aurubis ein international führender Recycler von Kupferschrott. Neben seinem Hauptprodukt Kupfer stellt Aurubis als „Multimetall-Unternehmen“ vor allem auch an seinem Hauptsitz Hamburg unter anderem Gold, Silber und Platin her.
Der Streit um Seltene Erden zwischen China als Exporteur und Europa und den USA als Importeure zeigte erst in diesem Jahr wieder die Abhängigkeit Europas von kritischen Rohstoffen. Die Europäische Union will die Eigenförderung kritischer Rohstoffe in Europa deutlich ausbauen. Seltene Erden, eine Gruppe von Metallen, werden in etlichen Hochtechnologieprodukten genutzt, unter anderem bei der Herstellung von Magneten. Auch in Kiruna will Schweden künftig Seltene Erden fördern.
Und eben auch Kupferkonzentrat. Die Mine von Viscaria soll jährlich mehr als 25.000 Tonnen Konzentrat produzieren. „Der Abnahmevertrag soll ab dem Jahr 2028 etwa 50 Prozent der geplanten Produktion an Kupferkonzentrat von Viscaria über einen anfänglichen Zeitraum von acht Jahren umfassen und sieht eine Verlängerungsoption vor“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Viscaria und Aurubis. „Sollte die Jahresproduktion während der Laufzeit steigen, besteht die Möglichkeit einer Anpassung der vertraglich vereinbarten Menge.“ Insgesamt verarbeitete Aurubis im Geschäftsjahr 2023/24 rund 2,25 Millionen Tonnen Kupferkonzentrat.
In Kiruna wird vor allem Eisenerz gefördert. In einem Teil der Mine liegen aber auch erschließbare Bestände an Kupferkonzentrat und auch an Gold. Die ökonomische Grundlage für Viscaria, diese bereits bestehende, aber ruhende Förderung von Kupferkonzentrat wieder zu aktivieren, ist ein hoher und perspektivisch steigender Kupferpreis. Kupfer ist wegen seiner hohen Leitfähigkeit ein unverzichtbares Metall für die weltweit voranschreitende Elektrifizierung von Energieversorgung, Mobilität und Gebäudewärme, aber auch für die immer umfassendere Digitalisierung von Lebensprozessen.
Der Preis für den Rohstoff aus Schweden weiche nicht wesentlich von dem für Kupferkonzentrat aus anderen Regionen ab, sagte ein Aurubis-Sprecher WELT. Aurubis zahlt dem Bergbauunternehmen den Preis für den Gehalt an Kupfer und auch an Gold und anderen Nichteisen-Metallen im Kupferkonzentrat. Abgezogen davon wird der sogenannte „Schmelzlohn“ eines Hüttenunternehmens wie Aurubis für die Herauslösung der Metalle aus dem Konzentrat. Die Referenzgrößen dabei sind die Börsenpreise der Metalle.
„Wir sind sehr stolz auf die Partnerschaft mit Viscaria. Sie verdeutlicht den hohen Stellenwert europäischer Rohstoffprojekte und zeigt, wie wettbewerbsfähig und verantwortungsbewusst unsere industriellen Wertschöpfungsketten sein können“, sagte Toralf Haag, der Vorstandsvorsitzende von Aurubis. „Ich hoffe, dass dies uns ermutigt, solche Projekte in Zukunft entschlossener voranzutreiben – um unsere strategische Metallversorgung zu stärken und unsere industrielle Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.“
„Die Sicherung einer langfristigen Partnerschaft mit einem globalen Marktführer wie Aurubis unterstreicht die Stärke unserer Strategie, bietet erhebliche Unterstützung für den Prozess der Fremdfinanzierung und gewährleistet Flexibilität bei der Steuerung unserer Produktionsmengen“, sagte Jörgen Olsson, Vorstandvorsitzender von Viscaria. „Die Vereinbarung mit Aurubis würdigt die hohe Qualität des von Viscaria produzierten Konzentrats. Dies ist ein positiver Schritt auf dem Weg zu einem bedeutenden neuen europäischen Kupferproduzenten.“
Den relativ kurzen Transportweg des Kupferkonzentrats von Schweden nach Hamburg sieht Aurubis vor allem als Vorteil für seine konzernweite Bilanz an Treibhausgasen. „Bei allen aktuellen und zukünftigen Aktivitäten zielt Aurubis darauf ab, weiter führend im Bereich Nachhaltigkeit zu sein und stetig mehr Wert mit weniger ökologischem Fußabdruck zu schaffen“, teilte das Unternehmen mit.
In der gemeinsamen Erklärung heißt es zudem über Viscaria: „Das Unternehmen strebt an, zu den besten fünf Prozent der Kupferminen weltweit mit den niedrigsten CO2-Emissionen zu gehören. Das Unternehmen hat sich kürzlich 45 Megawatt CO2-neutralen Strom gesichert, wodurch ein vollständig elektrifizierter Bergbaubetrieb mit minimalen Auswirkungen auf das Klima ermöglicht wird.“
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter für WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet unter anderem auch über die Metallindustrie.
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