• Bis zu 556 Euro lassen sich mit einem Minijob unkompliziert dazuverdienen. Besonders Studierende und Rentner profitieren von der Regelung. Unionspolitiker fordern, die Regelung zu überdenken.
  • Branchen wie die Gastronomie und der Einzelhandel sind auf Minijobber angewiesen, um den Service aufrecht zu erhalten.
  • Gewerkschaften plädieren dafür, den Unionsvorschlag ernsthaft zu diskutieren.

Heinz-Dieter Schulz ist Rentner in der Nähe von Döbeln und hat einen Minijob als Fahrer. Immer wieder fährt er ältere Menschen zur Tagespflege und zurück. Ihm gehe es dabei weniger ums Geld, sondern vor allem um Kontakte zu anderen Menschen, erzählt das 73-jährige MDRfragt-Mitglied am Telefon.

Besonders Rentner und Studierende profitieren von Minijob-Modell

Der Minijob helfe ihm auch gegen Langeweile zu Hause: "Ich kann es gar nicht verstehen, dass man das abschaffen will, weil ich würde das in keinster Weise begrüßen. Ich mach das gerne, ich mach das gern weiter und ich kenne so viele alte Leute, die das gerne machen."

Solche kennt auch Michael Schmidt, Geschäftsführer des Hotels "Zur Henne" in Naumburg. Im Sommer kümmern sich Rentner zum Beispiel um das Gießen der Pflanzen auf dem Hotelgelände. Darüber hinaus arbeiteten viele Minijobber, oft Studierende, als Servicekräfte in der Gastronomie, um sich etwas dazuzuverdienen, sagt Schmidt, der auch Präsident des Hotel-und Gaststättenverbands Sachsen-Anhalt ist.

Minijobber in vielen Branchen unverzichtbar

Die Branche brauche Minijobber, um Stoßzeiten abzufangen: "Wir würden die Öffnungszeiten weiter reduzieren, es würden möglicherweise weitere Ruhetage in die Branche reinkommen. Es würden Öffnungszeiten nach hinten verkürzt werden. Im schlimmsten Fall wären auch Veranstaltungen, die über einen gewissen Zeitraum eine höhere Frequenz an Mitarbeitern benötigen betroffen, dass man die nicht mehr durchführen kann."

Ähnlich sieht es im Einzelhandel aus, erklärt René Glaser vom Handelsverband Sachsen. Etwa 15 Prozent der Beschäftigten seien Minijobber: "Die Minijobber sind für die gesamte Branche dabei unverzichtbar, um etwa Stoßzeiten mittags oder abends abzufedern und zu allen Zeiten den gewohnten Service anzubieten. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass Minijobs auch bei vielen Beschäftigten beliebt sind und angefragt werden. Teils wegen der Lebensumstände oder des optimierten Nettolohns."

Gewerkschaften: Minijobs führen zu Mini-Renten

Anders sehen das mehrere Gewerkschaften, die den Vorstoß aus der Union begrüßen, Minijobs abzuschaffen. Denn diese können Altersarmut befördern, heißt es unter anderem.

Markus Schlimbach, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Sachsen erklärt: Da weniger oder keine Sozialabgeben fällig werden, sei der Minijob zur Falle geworden: "Das Ergebnis ist – und das fällt uns allen auf die Füße –, dass diejenigen geringere Rentenansprüche haben, weil sie ständig in Jobs gewesen sind, wo man keine volle Rentenversicherung zahlt. Und das Ergebnis sind dann Minirenten, die dann aufgestockt werden müssen."

Senioren können von Aktivrente profitieren

Schlimbach hofft, dass der Vorschlag ernsthaft diskutiert wird, befürchtet aber, dass sich die Unionspolitiker, die die Debatte angestoßen haben, in ihrer Partei nicht durchsetzen werden.

Und er verweist auf die Aktivrente. Wenn die kommt, könnten Rentner wie Heinz-Dieter Schulz aus Mittelsachsen auch darüber dazuverdienen. Schulz selbst will die geringfügige Beschäftigung nicht missen – wenn das anders als mit einem Minijob möglich ist, ist auch das für ihn vorstellbar.

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