Ray Dalio gilt als einer der profiliertesten Investoren unserer Zeit. Als Gründer und langjähriger CEO des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates ist er immer wieder ein gefragter Kommentator für Makrotrends und strategische Vermögensaufteilung. Zuletzt sorgte er mit dem Rat für Aufsehen, mindestens zehn Prozent jedes Anlage-Portfolios sollten in Gold angelegt werden. „Wir werden erleben, dass Nicht-Fiat-Währungen zu einer immer wichtigeren Wertanlage für Vermögen und Geld werden“, begründete er seine Einschätzung auf dem FutureChina Global Forum.

Nun hat sich die Wall-Street-Legende wieder zu Wort gemeldet. Auf seinem Account auf dem Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) veröffentlichte der 76-jährige eine Reihe von Antworten auf Fragen, die ihm in den vergangenen Monaten gestellt worden seien – und wirbt dort zugleich für „Digital Ray“, einen KI-Klon, der Dalios Entscheidungsstil und Prinzipien nachbilden und bald – noch gibt es nur eine Beta-Version – jedem für „unlimitierte Gespräche“ zur Verfügung stehen soll. Bebildert hat er den Beitrag mit einem schwarzen Hintergrund, auf dem in Weiß steht: „Gold ist das sicherste Geld“.

Grundlage für „Digital Ray“ sind 40 Jahre seiner Schriften und Erfahrungen. Dalio sieht seinen KI-Klon als innovative, persönliche Erweiterung und betont, dass dieser seine Werte und Denkweisen widerspiegele – im Gegensatz zu generischen KI-Modellen. Laut Dalio ist der Klon bei Gesprächen über Leben und Arbeit zu 95 Prozent so effektiv wie er selbst, bei Markt- und Politikthemen zu etwa 80 Prozent.

Dalios aktuelles FAQ-Compendium und „Digital Ray“ bieten Anlegern strukturierte Antworten auf Fragen, von denen sich viele ums Gold drehen. Sie spiegeln Dalios Überzeugung, dass das Edelmetall gerade jetzt einen so wichtigen Platz im Portfolio wie selten zuvor verdient. Der Goldpreis war zuletzt rasant auf ein Allzeithoch von 4380,96 US-Dollar gestiegen, konsolidierte dann aber deutlich. Inzwischen pendelt der Preis um die 4000-Dollar-Marke herum.

Doch das tägliche Auf und Ab der Kurse interessiert den Finanzguru wenig. Er greift auf Jahrtausende der Geldgeschichte zurück, um seine positive Einschätzung zu begründen: „Gold wurde in fast allen Ländern über Tausende Jahre hinweg als Geld wertgeschätzt, während alle anderen Geldformen gekommen und gegangen sind.“ Seine Prämisse ist einfach: Währungen waren historisch entweder an Gold oder einen ähnlich knappen Wert (wie Silber) gebunden – oder waren reine Papier- beziehungsweise Fiat-Währungen ohne Gegenwert. Immer, wenn sich die Geldsysteme in Richtung unbegrenzte Geldmengenausweitung bewegten, sei es in der Geschichte zu einer massiven Entwertung der Währung gekommen.

Seit 1971, als die Bindung des US-Dollar an Gold aufgegeben wurde, fänden die zentralen „Spielregeln“ von Fiat-Geld Anwendung: Wenn die Schuldenlast zu groß wird, schaffen die Notenbanken einfach neues Geld – was regelmäßig zu erhöhter Inflation und damit zu einer Aufwertung von Gold führt. Dalios Fazit: In allen historischen Fällen war Gold die überlegene Alternative zu „Papiergeld“. Es ist heute die zweitgrößte Reservewährung weltweit – gehalten von Zentralbanken als Sicherheit gegen den Wertverlust von Staatsanleihen und nationalen Währungen.

Für Dalio ist die Parallele zur heutigen Weltlage augenfällig. „Die Verschuldung der Staaten ist so hoch wie selten, die Zinszahlungen steigen, und das Misstrauen gegenüber Kreditmärkten wächst.“ Besonders die USA sind durch jahrzehntelanges Defizit finanziell ausgelaugt – mit einer Staatsverschuldung von rund 37 Billionen US-Dollar und dem Sechsfachen der Jahreseinnahmen als Schuldenlast. Dalio vergleicht diese Lage direkt mit den 1970er-Jahren, als ähnlich hohe Staatsausgaben, Inflation und Geldentwertung die klassischen Finanzprodukte massiv unter Druck setzten.

Seine Botschaft ist klar: Wenn klassische Geldsysteme und Kreditmärkte schwächeln, wird Gold zum Schutz und zur Liquiditätsreserve. Gerade bei Risiko von Enteignung oder extremen Besteuerungsmaßnahmen, etwa in Finanzkrisen oder internationalen Konflikten, hebt sich Gold von Asset-Klassen ab, deren Wert und Verfügbarkeit stets von Dritten abhängt: „Gold ist das Geld mit dem geringsten Risiko, entwertet oder beschlagnahmt zu werden“, so Dalio.

Absicherung gegen Krisen, Währungsreformen und Marktverwerfungen

Im Kern rät Dalio Investoren zu einer festen Goldkomponente: Zwischen zehn und 15 Prozent des Gesamtportfolios sollte man nach Dalios Einschätzung stets in Gold halten, wiederholt er seinen Rat aus dem September im X-Posting. Dieser Anteil steht nicht für kurzfristige Spekulation, sondern fungiert als „Versicherungspolice“ – also als Absicherung gegen Krisen, Währungsreformen und strukturelle Marktverwerfungen. Dalios Portfolioprämisse für private wie institutionelle Anleger: Wer langfristig Vermögen sichern und die realen Erträge nach Steuern erhalten will, kommt an einer substanziellen Goldposition nicht vorbei.

Dalio betont, dass sich Markt-Timing meist als wenig erfolgreich erwiesen hat: Anleger sollten nicht versuchen, Gold kurzfristig über- oder unterzugewichten, sondern im Rahmen ihrer persönlichen Risikopräferenzen den Anteil strategisch festlegen. Nur wenn massive Risiken wie politische Enteignung, Sanktionen oder Systemkrisen drohen, empfiehlt Dalio eine temporäre Übergewichtung des Edelmetalls.

Die Gründe für Dalios eindringlichen Rat sind offensichtlich: Weltweit stocken Zentralbanken ihre Goldbestände merklich auf und reduzieren vor allem Anteile in US-Staatsanleihen. Die internationale Finanzarchitektur befindet sich damit laut Dalio in einer grundlegenden Neujustierung. Staaten und Banken erkennen Gold wieder als Versicherung gegen geopolitische und fiskalische Unsicherheiten – und als Geld, das nicht beliebig vermehrt oder entwertet werden kann.

Institutionelle Investoren folgen diesem Trend zunehmend und erhöhen die Goldquote ihrer Fonds – besonders in Phasen hoher Unsicherheit. Auch alternative Vermögensspeicher wie Bitcoin sieht Dalio als mögliche Ergänzung zur Goldposition, wenngleich mit deutlich höheren Schwankungsrisiken. Die entscheidenden Argumente für Gold seien: physische Verfügbarkeit, Immunität gegen Cyberkriminalität und niedrige Konfiskationsrisiken.

Für Dalio ist das Edelmetall ein zentrales Element der Geldarchitektur, das Anleger stabil durch alle Systembrüche und Finanzkrisen führt. Die Geschichte zeige, dass Gold immer dann an Wert gewinnt, wenn klassische Geldsysteme und Schuldprodukte ins Straucheln geraten. Dalios Rat ist eindeutig: „Was ich rüberbringen möchte, ist, dass jeder Gold als fundamentales Geld sehen sollte, von dem er zumindest ein wenig hat. Die meisten Anleger haben gar keins.“

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und Business Insider erstellt.

Michael Höfling schreibt für WELT über Immobilien, Wirtschaftspolitik und Gold. Gemeinsam mit Michael Fabricius ist er für den Immobilien-Newsletter „Frage der Lage“ zuständig, den Sie hier abonnieren können.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke