Man kann es sich mit seinem Urteil über den Zustand der Bundesrepublik einfach machen: alles schlecht. Und ja, Deutschland steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Energiepreise sind zu hoch, die Abhängigkeit von Autokratien zu groß, es gibt Bürokratie ohne Ende und einen Sozialstaat, der an seine Grenzen stößt. Die Liste der Probleme ist lang.

Wer jedoch nur auf das schaut, was schiefläuft, verliert den Blick für das, was gelingt und wo Deutschland (immer noch) Weltspitze ist. Gerade weil in Deutschland nicht alles glattläuft, müssen wir unsere Erfolge wieder stärker hervorheben. Stolz ist hier Mittel zum Zweck. Wirtschaft ist zu großen Teilen auch Psychologie. Stolz schafft Optimismus und Zuversicht, genau das, was unser Land dringend braucht.

Wo Deutschland Weltspitze ist

Und es gibt viele Gründe, stolz auf Deutschland zu sein. Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas, hat das dritthöchste Bruttoinlandsprodukt der Welt – und steht auch beim Export auf dem Treppchen. Deutschland ist bei der Zahl der Patente die weltweite Nummer zwei nach den USA. Deutschland ist Europas führende Robotik-Nation – und liegt unter den Top 5 weltweit. Eine Vielzahl von Hidden Champions, gerade aus dem so wichtigen Mittelstand, sind Weltmarktführer. Und was bei allen politischen Querelen oft vergessen wird: Auch im Demokratie-Index liegt Deutschland weit vorn. Man kann natürlich jammern und sagen, dass wir in vielen dieser Kategorien früher sogar schon mal besser waren. Man kann aber auch stolz auf das Erreichte und die immer noch gute Ausgangsposition im globalen ökonomischen Wettrennen sein.

Diese gute Basis auch für künftige Erfolge haben wir Menschen zu verdanken, die großartige Leistungen vollbringen, und auf die wir ebenfalls stolz sein sollten. Unternehmer, die innovativ sind. Wissenschaftler, die Weltklasse-Forschung betreiben. Und vor allem Gründerinnen und Gründer, die den Mut haben, Risiken einzugehen, neue Wege zu denken – trotz aller Hürden.

Am Donnerstag verleihen WELT, „Business Insider Deutschland“ und „Politico Deutschland“ den FUTURE PIONEERS AWARD unter anderem an eine Gründerin oder einen Gründer aus Deutschland. Ausgezeichnet wird, wer mit unternehmerischem Weitblick zukunftsgerichtete Lösungen schafft und damit messbaren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert stiftet.

Zur Wahl stehen drei Kandidaten. Ina Remmers, Gründerin der Rulemapping Group, digitalisiert komplizierte Gesetze und beschleunigt mit regelbasierter KI Verfahren in Verwaltung, Justiz und Compliance. Jan Leisse, CEO von eleQtron, er arbeitet daran, Quantencomputing aus dem Labor in die industrielle Anwendung zu bringen. Unter seiner Führung wurde der erste Quantencomputer „Made in Germany“ entwickelt. Und Till Wahnbaeck, Gründer von Impaac, der die Logik von Venture Capital und die Ziele der Entwicklungshilfe zusammenbringt. Diese Verbindung schafft ein neues Modell – Spenden werden zum Startkapital für Unternehmer in Afrika.

Alle drei haben sehr unterschiedliche Ansätze, wie man Deutschland – oder sogar die ganze Welt – durch kluge Ideen und Innovation verbessern kann. Drei Menschen, drei Ideen, ein gemeinsamer Nenner: Mut. Mut, Dinge besser zu machen. Mut, sich nicht von Problemen entmutigen zu lassen. Mut, Verantwortung zu übernehmen. Drei Menschen, auf die man stolz sein kann.

Es wäre sicherlich falsch, sich mit dem Status quo zufriedenzugeben. Das gilt jedoch genauso für das dauerhafte Schlechtreden der Situation. Wir sollten häufiger stolz auf das sein, was wir erreicht haben. Daraus können wir Kraft für Neues schöpfen.

Moritz Seyffarth ist Chefredakteur von „Business Insider Deutschland“

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