Viele Sorgen ranken sich um die Einführung des digitalen Euros. "Wir dürfen keine Fehler machen", heißt es deshalb aus der Bundesbank. Selbst dann solle Bargeld im Alltag wichtig bleiben, fordern Verbraucherschützer.

"Wird uns das Bargeld weggenommen?" Das ist eine häufig gestellte, sorgenvolle Frage an den Informationsständen von Verbraucherberatungen. Das berichtete der Chef der Hessischen Verbraucherzentrale, Philipp Wendt, bei einer Veranstaltung der Bundesbank in Wiesbaden. "Das Bargeld bleibt!", versicherte Burkhard Balz, im Vorstand der Bundesbank für Geld und Zahlungsverkehr zuständig.

Balz erinnerte an großflächige Stromausfälle in Spanien vor einem halben Jahr. Geldautomaten funktionierten nicht mehr, Kreditkarten konnten nicht gelesen werden und Computer keine Zahlungen verarbeiten. Bei Unfällen, Naturkatastrophen und Sabotage ist Bargeld das einzige Mittel, um notwendige Geschäfte erledigen zu können.

Bargeld ist Kulturgut

Jenseits von Ausnahmesituationen plädierte Verbraucherschützer Wendt für die Verwendung von Bargeld im Alltag. "Das hat seine Berechtigung und auch seine Notwendigkeit." Wenn Privatleute ihren Gebrauchtwagen verkauften, sei Bargeld das sicherste Mittel zwischen Käufer und Verkäufer. "Die kennen sich nicht", sagte Wendt.

Er pries Bargeld auch als Kulturgut, das es zu bewahren gelte. Nur mit Barem könnten Kinder lernen, was Geld ist und wie man damit umgeht. Zudem müsse es auch in Zukunft möglich sein, dass Großeltern ihren Enkeln 50 Euro zustecken können. "Wir müssen darauf achten, dass das Bargeld nicht verloren geht", forderte Wendt.

Die Kosten des Geldes

Die Bundesbank ist im Verbund mit der Europäischen Zentralbank für Ausgabe, Kontrolle und Pflege von Geld in Deutschland zuständig. Dafür wird großer Aufwand betrieben. "Was glauben Sie, wie viele Menschen in den Zentralbanken Europas damit beschäftigt sind?", fragte Vorstand Balz rhetorisch.

Das werde getan, weil es sinnvoll und nötig sei. Die Bundesbank habe ihre Filiale in München saniert. Die ostdeutschen Standorte seien ohnehin modern. Nun stünde an, im Rhein-Main-Gebiet, Köln, Stuttgart und Hannover neue Bargeldcenter einzurichten, um dauerhafte und stabile Versorgung mit Geld im ganzen Land weiter zu ermöglichen.

Die Unternehmerin Kirsten Schoder-Steinmüller wies auf die Kosten von Geldgeschäften hin. Kreditkartenunternehmen kassieren ein bis drei Prozent des Umsatzes. Direktüberweisungen ("Instant Payment") würde von Banken nur "zu sehr, sehr ordentlichen Gebühren" angeboten. Aber auch Bargeschäfte sind für Unternehmen nicht kostenlos. Für das Zählen und Verpacken von Geld berechnen Banken Gebühren. "Wir sehen, wie unsere Unternehmen mit der Entgegennahme von Bargeld belastet werden", sagte Schoder-Steinmüller, Vizepräsidentin der Deutschen Industrie- und Handelskammer.

Digitaler Euro in der Theorie

Balz warb für den geplanten digitalen Euro. Privatleute sollen sich auf ihren Smartphones eine sogenannte Wallet laden können und dort Digitalgeld mitführen. Gezahlt wird durch Vorhalten des Smartphones. Im Unterschied zu rein fiktionalen und von keiner Behörde kontrollierten Bitcoins soll der digitale Euro von den Zentralbanken kontrolliert und garantiert werden. Balz deutete an, dass die privaten Wallets auf unter 3.000 Euro begrenzt würden. Es gehe um ein Zahlungsmittel und nicht darum, Werte aufzubewahren.

Da Gesetzgebung und technische Vorbereitungen noch laufen, dauert es. "Wir wären happy, wenn wir 2028 an den Start gingen", sagte der Bundesbank-Vorstand. Es gehe um ein Digitalsystem jenseits der derzeitigen Abhängigkeit von amerikanischen Kreditkartenunternehmen.

Digitaler Euro in der Praxis

Die etablierten Banken und Sparkassen sollen durch den Digitaleuro kein Geschäft verlieren, sondern die Smartphone-Guthaben mit regulären Konten hinterlegen. Joachim Stoll vom Handelsverband Hessen bemerkte, dass Banken das nicht kostenlos erledigen würden. Dem Handel werde gesagt: "Ihr zahlt doch schon drei Prozent für Kreditkarten. Dann könnt Ihr auch ein Prozent für den digitalen Euro zahlen."

"Der digitale Euro darf nicht kompliziert werden", forderte Verbraucherschützer Wendt. Er erinnerte an technische Probleme mit der Corona-App und der digitalen Gesundheitsakte. Es wäre klug, für Tests unabhängige Experten beizuziehen, sagte Wendt und empfahl, den Chaos Computer Club zu fragen. "Wir dürfen keine Fehler machen", bestätigte Bundesbank-Vorstand Balz.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke