Warum die Bahn Familienreservierungen streicht, aber Rabatte für Senioren anbietet
- Bahn-Sprecher Achim Stauß verweist darauf, dass es ja nach wie vor Angebote für Familien gebe, etwa die kostenfreie Mitnahme eigener Kinder.
- Der Fahrgastverband Pro Bahn wirft der Deutschen Bahn vor, Vielfahrer wie Wochenendpendler gezielt zur Kasse zu bitten.
- Pro Bahn fordert ein einfacheres Preissystem nach Schweizer Vorbild, die Bahn plant jedoch keinen solchen Systemwechsel.
Dem Eindruck, dass viele Senioren-Angebote neu entstehen, will Bahn-Sprecher Achim Stauß erst gar nicht widersprechen. "Ältere Menschen sind natürlich eine wichtige Zielgruppe der Bahn. Und es werden ja immer mehr: Die Boomer-Jahrgänge gehen bald in Rente. Und insofern wollen wir auch in diesem Segment viele dafür gewinnen, mit der Bahn zu fahren."
Ein ICE von Frankfurt nach Leipzig für den nächsten Tag kann für Senioren dann schon mal mehr als 30 Euro günstiger sein als für andere Erwachsene. Und bei der jüngsten Aktion, der Senioren BahnCard Plus, lockte das Unternehmen mit Freigetränken im Gegenwert von etwa 40 Euro und weiteren Vorteilen.
Bahn-Sprecher verweist auf kostenlose Mitfahrt für Kinder
Was Bahn-Sprecher Stauß jedoch nicht auf sich sitzen lassen will: Dass die Bahn zu wenig für Familien biete. "Insbesondere das Dauerangebot, dass Kinder in Begleitung eines Erwachsenen im Fernverkehr kostenlos mitfahren können – das gibt's bei keiner anderen Bahngesellschaft in Europa."
Doch als die Bahn Ende Mai über ihre Aktionspreise für den Sommer informierte, fiel auf, dass viele Gruppen erwähnt wurden, Familien jedoch nicht. Im Juni folgte das Aus für die Familienreservierung.
Fahrgastverband kritisiert höhere Ticketpreise an Wochenenden
Lukas Iffländer vom Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert nicht nur das: "Zum Beispiel die Vielfahrer, was ja doch relativ häufig Familienmütter oder -väter sind, die Wochenendpendler: Mit dem flexiblen Sparpreis werden gerade die Freitag- und Sonntagfahrer besonders stark abgegriffen. Also von Mitte/Ende 20 bis Anfang 60 versucht man, möglichst viel Geld rauszuziehen und den Rest versucht man, irgendwie noch als Fahrgäste zu gewinnen."
Nicht zuletzt, so Iffländer, damit die Vorstände der Bahn eine steigende Zahl der Fahrgäste vorweisen könnten.
Bahn-Sprecher verteidigt Ausgestaltung der Sparpreise
Bei Sparpreisen sorge das jedoch nicht automatisch auch für mehr Einnahmen. Achim Stauß hält dagegen: "Die Erfahrung aus solchen Angeboten ist, dass es uns immer wieder gelingt, Menschen neu für die Bahn zu gewinnen. Das ist in der aktuellen Lage auch wichtig, denn wir mussten schon feststellen, dass aufgrund der schlechten Pünktlichkeit im Fernverkehr auch manche Kunden abgesprungen sind." Konkrete Zahlen dazu legt Stauß aber nicht vor.
Ebenso unklar ist, wie viele Kunden – speziell Ältere – der Bahn fernbleiben, weil es mit Sparpreis, BahnCard und Aktionen gar nicht so leicht ist, den günstigsten Preis zu finden.
Vorbild mal wieder die Schweiz?
Lukas Iffländer von Pro Bahn fordert da mehr Klarheit: Dann müsste sich auch keine Gruppe gegenüber einer anderen benachteiligt fühlen. "Die Schweiz zeigt, wie es relativ einfach funktionieren kann: Da gibt es den Flexpreis und dazu noch ein relativ einfaches Sparpreissystem. Und da müssten wir eigentlich hin: Das muss deutlich einfacher werden."
Ein solcher Systemwechsel steht bei der Bahn aber nicht an. Sprecher Achim Stauß sagt, es werde auch in Zukunft immer wieder Preisnachlässe für verschiedene Zielgruppen geben. Ob auch Angebote darunter sind, die sich speziell an Familien richten – diese Frage lässt er vorerst unbeantwortet.
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