Russland senkt Leitzins weniger als erwartet
Zuletzt mehrten sich Stimmen in Russland, die sich kritisch zum Thema Inflation und Konjunkturaussichten äußern. Investitionen lohnten sich demnach in dem auf Kriegswirtschaft umgestellten Land immer weniger. Nun geht die Zentralbank mit dem Leitzins leicht zurück.
Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins gesenkt – allerdings weniger als gedacht. Der Zinssatz werde von 18 auf 17 Prozent zurückgenommen, teilten die Währungshüter in Moskau mit. Weitere Zinsschritte hingen davon ab, ob sich die Inflation verlangsame. Ökonomen hatten sogar mit einem Zinsschritt auf 16 Prozent gerechnet. Die Zentralbank hatte angesichts hoher Inflation im vergangenen Oktober die Leitzinsen auf den Höchststand von 21 Prozent angehoben. Im Juni hatte es dann eine erste Zinssenkung um einen und im Juli um zwei weitere Punkte gegeben. Die Inflationserwartungen seien allerdings weiterhin "hoch", erklärte die Zentralbank.
Die Inflation in Russland, die von den Militärausgaben für den Krieg gegen die Ukraine und den westlichen Sanktionen befeuert wird, war im August nach offiziellen Angaben leicht auf 8,14 Prozent gesunken, nach 8,79 Prozent im Juli. Die Zentralbank peilt eine Zielmarke von rund vier Prozent an und steht unter erheblichem Druck aus der Wirtschaft, ihre Geldpolitik zu lockern. Unternehmensvertreter hatten beklagt, dass sich Investitionen bei dem hohen Zinsniveau nicht mehr lohnten. Die Währungshüter kündigten nun an, man werde die Geldpolitik so straff wie nötig halten, um die Inflation 2026 wieder auf das Zielniveau zu bekommen.
Der russische Rubel hat zuletzt weiter an Wert verloren. Analysten zufolge hängt dies mit verschiedenen Faktoren zusammen. So mehren sich die Hinweise auf eine wirtschaftliche Schwäche. Sberbank-Chef German Gref warnte vor einer Krise: Sollte die Zentralbank die Zinsen nicht drastisch senken, werde das Land in eine Rezession geraten. Finanzminister Anton Siluanow hatte angekündigt, eine Erhöhung der Schulden sei möglich. Dies werde aber in einem "vernünftigen Rahmen" geschehen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sein Land nach der Ukraine-Invasion vor rund dreieinhalb Jahren auf Kriegswirtschaft umgestellt. Das hat das Preisgefüge durcheinandergebracht. Viele Unternehmen außerhalb der Rüstungsindustrie müssen wegen Fachkräftemangels auch im Zuge der militärischen Mobilisierungskampagne hohe Löhne zahlen, um ihre Mitarbeiter zu halten oder zu bekommen. Die höheren Personalkosten werden großteils an die Kunden weitergereicht. Den Unternehmen machen die hohen Zinsen zusätzlich zu schaffen, verteuern sie doch die Kreditaufnahme für Investitionen erheblich.
Die russische Wirtschaft hatte den westlichen Sanktionen der vergangenen zwei Jahre überraschend gut standgehalten. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum offiziellen Angaben zufolge jedoch auf 1,1 Prozent - im Vergleich zu mehr als vier Prozent im Jahr zuvor. "Die Wirtschaft kehrt weiterhin auf einen ausgewogenen Wachstumspfad zurück. Das Kreditwachstum hat sich in den letzten Monaten beschleunigt. Die Inflationserwartungen bleiben hoch", teilte die Zentralbank mit.
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