20 Zentimeter groß, Glupschaugen und böses Grinsen: Millionen Menschen reißen sich um Labubus. Ein Hype aus China erobert die Welt - und katapultiert einen jungen Mann ins Rampenlicht, der wohl der ungewöhnlichste Selfmade-Milliardär Chinas ist.

"Es ist eine Hassliebe: Sie sind abgrundtief hässlich, aber so hässlich, dass sie wieder süß sind", beschreibt eine Sammlerin in Peking ihre Begeisterung für Labubus. Die kleinen Monster lösen ein Glücksgefühl bei ihr aus. Sie ist nicht die Einzige. Für Millionen sind die Figuren heute Objekt der Begierde, Kultsymbol und sogar Investitionsobjekt. Für Wang Ning, den Mann hinter dem Phänomen, sind sie das Fundament für ein Milliardenvermögen.

Die Figuren aus China versetzen den gesamten Globus in Ekstase. Und der im Jahr 2010 gegründete chinesische Spielzeughersteller Pop Mart, der hinter den bunten, kuscheligen Figuren steckt, verzeichnet dank seiner kleinen Monster einen Absatzrekord nach dem anderen.

Inzwischen hat Pop Mart mehr als 300 der schrägen, angeblich von nordischen Märchen inspirierten Plüschfiguren herausgebracht. Im offiziellen Pop Mart Store beginnen die Preise bei etwa 15 Euro, wobei diese je nach Figur oder Box stark variieren können. Einige von ihnen haben auf Auktionen bereits für sechsstellige Beträge den Besitzer gewechselt, darunter eine lebensgroße Labubu-Figur für rund 170.000 US-Dollar. Die Beliebtheit bei Prominenten wie der Sängerin Rihanna oder dem ehemaligen Fußballstar David Beckham hat zum Hype beigetragen.

Pop Mart wächst rasant. Im ersten Halbjahr verzeichnete der chinesische Spielzeughersteller bei einem Umsatzplus von 200 Prozent, einen Gewinnsprung von fast 400 Prozent. Gut ein Drittel der Erlöse ging auf das Konto der Sammelfiguren mit dem Namen "The Monsters". Das Ziel für 2025: ein Umsatz von umgerechnet 4,2 Milliarden US-Dollar. Die ersten sechs Monate des Jahres spülten bereits knapp die Hälfte davon in die Kassen.

Spielzeug- vs. KI-Hype

Dank seiner Plüschfiguren ist Wang heute mit gerade einmal 38 Jahren der jüngste Milliardär Chinas. Wang hält 50 Prozent an seinem Unternehmen. Da die Pop-Mart-Aktien in diesem Jahr um mehr als 250 Prozent stiegen, schwoll sein Nettovermögen laut Bloomberg auf 27,5 Milliarden Dollar an - ganze 20 Milliarden Dollar davon kamen im Laufe dieses Jahres hinzu.

Auf der Bloomberg-Liste der vermögendsten Menschen katapultierte Wang sich damit von Platz 400 auf Platz 79. Besonders bemerkenswert: Er hat dieses Jahr nicht nur mehr verdient als Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Investmentlegende Warren Buffett, sondern kann als Spielzeughersteller mit Tech-Tycoonen wie Mark Zuckerberg oder Jensen Huang von Nvidia mithalten.

Wang wurde 1987 in Huojia, einer Kleinstadt in der chinesischen Provinz Henan, geboren. Seine Eltern betrieben ein kleines Geschäft. Dadurch wuchs Wang mit familiärem Kleinunternehmertum im Alltag auf. Später absolvierte er ein Werbestudium. Er erkannte früh, dass Sammlerleidenschaft und Verknappung zu mächtigen Treibern einer Geschäftsidee werden können. Nach dem Studium zog Wang Ning nach Peking und gründete 2010 seine erste Pop-Mart-Boutique.

Was als Lifestyle-Laden begann, entwickelte sich schnell zu einem hochprofitablen Geschäftsmodell. Wang entdeckte das Potenzial von sogenannten "Blind-Box"-Figuren, die in blickdichten Verpackungen verkauft werden. Die Kunden wissen nie, welche Puppe sie beim Kauf erhalten. Der Mechanismus ist simpel, aber effektiv: Überraschung trifft auf Sammeltrieb. Wang professionalisierte dieses Prinzip und baute Pop Mart zu einer Fabrik für Figuren mit hohem Wiedererkennungswert und weltweitem Marktpotenzial aus.

Labubu als Gamechanger

Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Erfolg war der vom reinen Händler zum Entwickler eigener Figuren. Mit den Designer-Sammelfiguren Molly und Skullpanda konnte Wang erste Erfolge verzeichnen. Der Durchbruch gelang mit Labubu, einer Kreation des belgischen Künstlers Kasing Lung. Durch limitierte Editionen erzeugte Wang Knappheit, weckte Begehrlichkeiten - und verkaufte nicht nur eine Figur. Er schürte die Hoffnung auf ein seltenes Exemplar und machte den Kaufakt zum Erlebnis.

Wang gewann auch Künstler als Markenbotschafter, um den Wert der Spielzeuge zu steigern. Er orientiert sich damit an Prinzipien der Pop-Art, die seit Mitte der 1950er Jahre Pop- und Konsumkultur zelebriert. Der Markenname ist also kein Zufall.

Während die chinesische Binnenkonjunktur schwächelt, erzielt Pop Mart mit dieser Strategie Renditen, von denen klassische Spielzeughersteller nur träumen können, und expandiert gleichzeitig aggressiv im Ausland. Schon heute werden 40 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Die Botschaft: Pop Mart ist kein chinesisches Phänomen, sondern ein globales Kulturunternehmen, das in einem Atemzug mit Disney und Marvel genannt werden will.

Wang Ning ist wohl einer der ungewöhnlichsten Selfmade-Milliardäre Chinas und steht für eine neue Generation von Unternehmern im Land: kreativ, marktorientiert, kulturell sensibel und leise. Wang meidet das Rampenlicht. Selbsteinszenierung und Social-Media-Auftritte sucht man vergeblich. Sein Erfolg basiert nicht auf Technologie oder industrieller Innovation, sondern auf einem tiefen Verständnis für Konsumpsychologie und Popkultur. Wang ist darüber hinaus auch nicht nur ein leiser Unternehmer, sondern auch ein ebenso leiser Philanthrop. Er fördert Kunst und soziale Projekte. Laut CEO Today engagiert er sich unter anderem für Behinderten-Inklusion.

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