Die Auftragslage für die deutsche Industrie hat sich zuletzt erneut verschlechtert. Das liegt vor allem an den deutlichen Rückgängen im sogenannten sonstigen Fahrzeugbau, wozu etwa Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge gehören.

Industriebetriebe in Deutschland haben im Juli überraschend einen weiteren Auftragsdämpfer erhalten. Im Monatsvergleich seien die Bestellungen um 2,9 Prozent gesunken, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Analystinnen und Analysten wurden von der Schwäche des Auftragseingangs überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet.

Werden allerdings die oftmals stark schwankenden Großaufträge ausgeklammert, hätte es im Juli zu einem Plus von 0,7 Prozent gereicht. "Das ist ein positives Signal", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Zudem lag der Auftragseingang im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich von Mai bis Juli um 0,2 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor.

Die negative Entwicklung ist wesentlich auf die deutlichen Rückgänge im sonstigen Fahrzeugbau zurückzuführen, wozu Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge gehören: Hier brach das Neugeschäft um 38,6 Prozent ein. Im Vormonat Juni hatte es hier noch viele Großaufträge gegeben. Auch der Rückgang bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (minus 16,8 Prozent) beeinflusste das Gesamtergebnis negativ. Dagegen wuchs der Auftragseingang in der Automobilindustrie um 6,5 Prozent.

Dritter Rückgang in Folge

Das Volumen der Bestellungen war im Vormonat bereits insgesamt gesunken. Allerdings war der Rückgang mit 0,2 Prozent nicht so stark wie bisher bekannt. Zuvor hatte das Bundesamt noch einen Dämpfer um 1,0 Prozent gemeldet. Die Revision sei auf eine nachträgliche Korrekturmeldung eines großen Unternehmens in der Automobilindustrie zurückzuführen, hieß es nun.

"Die Zahlen unterstreichen, dass nach einem zunächst hoffnungsvollen Frühjahr die Konjunktur wieder den Rückwärtsgang eingelegt hat", betonte Experte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Dass der Vormonatswert nach oben revidiert worden sei und es ohne Großaufträge ein kleines Plus gegeben habe, möge zwar etwas trösten, die Gesamtschau bleibe aber negativ, betonte er.

Kein langfristiger Aufschwung in Sicht

Dabei sei es nicht nur der Effekt der US-Zollpolitik, auch die Aufträge aus dem Euroraum waren im Juli deutlich rückläufig. "Im Moment fehlt die Fantasie, woher jenseits eines kurzlebigen Fiskalimpulses ein länger anhaltender Konjunkturaufschwung in Deutschland gespeist werden soll", mahnte der Experte. So gingen die Auslandsaufträge im Juli um 3,1 Prozent zurück.

Dabei sanken die Aufträge aus der Eurozone um 3,8 Prozent, die Aufträge von außerhalb der Eurozone gingen um 2,8 Prozent zurück. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich zeigte sich bei den Aufträgen eine etwas bessere Entwicklung: In dieser Betrachtung war der Auftragseingang von Mai bis Juli um 0,2 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor.

"Die Volatilität der Auftragsentwicklung ist nach wie vor von den hohen handels- und geopolitischen Unsicherheiten geprägt", betonte das Bundeswirtschaftsministerium. Die hohen US-Zölle auf Importe aus der Europäischen Union verteuern Waren "Made in Germany" beim wichtigsten Exportkunden der deutschen Wirtschaft. "Die starken Schwankungen bei den Bestellungen im sonstigen Fahrzeugbau dürften zudem auch die Fortschritte in der Beschaffung von Rüstungsgütern im In- und Ausland widerspiegeln", so das Ministerium.

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