Sommerhit des Jahres, an der Spitze der Netflix- und US-Kinocharts: Die "KPop Demon Hunters" lassen keinen Rekord liegen - und sorgen für einen ausgemachten Korea-Boom. Wie schaffen die das?

Es ist ein Erfolg, den niemand auf dem Schirm hatte, wohl nicht einmal die Produzenten selbst: Ohne großes Marketing-Feuerwerk veröffentlichte der Streaming-Anbieter Netflix am 20. Juni das Animations-Musical "KPop Demon Hunters" auf seiner Plattform - und bricht seither alle Rekorde.

Seit Wochen findet sich der Film von Sonys Animationssparte an der Spitze der Netflix-Charts, mit mehr als 236 Millionen Abrufen ist er nun der bislang am meisten gestreamte Netflix-Film. Und obwohl der Film bereits seit mehr als zwei Monaten im Stream verfügbar ist, führt er seit seinem Kinostart Ende August in den USA auch die Kino-Charts an.

Auch in Deutschland hat sich "KPop Demon Hunters" zum Phänomen entwickelt: Der Filmsong "Golden" wurde unlängst zum Sommerhit des Jahres 2025 gekürt - als erster K-Pop-Titel überhaupt.

Weiblich, frech und kompromisslos k-poppig: Die "KPop Demon Hunters" im Kampf gegen Dämonen.

K-Pop-Stars bei Tag, Dämonenjägerinnen bei Nacht

Im Mittelpunkt des Films stehen die Mitglieder der koreanischen Girl-Group Huntr/x. Während sie tagsüber als K-Pop-Sängerinnen auf der Bühne stehen, kämpfen sie bei Nacht als Dämonenjägerinnen gegen finstere Mächte.

Für Ärger sorgt die konkurrierende Newcomer-Band Saja Boys, eine Boygroup aus fünf gut aussehenden Dämonen. Frontwoman Rumi verbirgt ein Geheimnis: Sie selbst ist zur Hälfte Dämonin und versucht, das vor ihren Bandmitgliedern zu verheimlichen.

Eine gewisse inhaltliche Nähe zu Teenieserien der Neunziger wie "Buffy - Im Bann der Dämonen" lässt sich kaum bestreiten. Über seinen X-Account bestätigte Chris Appelhans, eine Hälfte des Regie-Teams, auch ein konkretes Vorbild: Die japanische Zeichentrickserie "Sailor Moon" war in den Neunzigern Auslöser des weltweiten Anime-Booms. Hier ging es auch um Mädchen mit geheimen Identitäten, die gegen Monster und Dämonen zu kämpfen hatten.

Auch stilistisch orientiert sich "KPop Demon Hunters" mit langgliedrig-schlanken Heldinnen und cartoonesk überzeichneten Grimassen deutlich am Anime-Stil jener Zeit.

Hollywoods erster Film mit koreanischen Wurzeln

Neuartig ist hingegen der deutliche koreanische Einfluss: Das Korea von "KPop Demon Hunters" ist nicht nur exotische Kulisse, es ist ein detailliert ausgearbeiteter und selbstverständlich erzählter kultureller Hintergrund: Die Heldinnen verbeugen sich zur Begrüßung, essen koreanisches Fastfood wie Gimbap und Ramyun und vertreiben sich ihre Zeit in koreanischen Badehäusern - bemerkenswert für einen Film, der in den USA und in englischer Sprache produziert wurde.

Sie habe gewusst, dass es der erste Hollywood-Film sein würde, der zu 100 Prozent in der koreanischen Kultur verwurzelt ist, erinnert sich Regisseurin Maggie Kang, selbst Tochter koreanischer Einwanderer, in einem Interview mit dem Online-Portal Korea.net: "Als mir das klar wurde, begann ich mich zu fragen, ob ich die richtige Person dafür war und ob ich koreanisch genug war, einen Film zu machen, der unsere Kultur wahrhaftig der Welt repräsentiert."

Idee kommt mit Durchbruch von BTS und Blackpink

Vor sieben Jahren beginnt Maggie Kang mit der Arbeit am Film. Es ist die Zeit, in der die K-Pop-Welle die Welt überrollt: Koreanische Bands wie BTS und Blackpink feiern mit Songs wie "Idol" und "Ddu-Du Ddu-Du" den internationalen Durchbruch.

Für den Film-Soundtrack werden folgerichtig koreanische und koreanischstämmige Musikerinnen und Musikproduzenten verpflichtet, unter ihnen der renommierte K-Pop-Produzent Teddy Park und die Gruppe Twice, die mit "Strategy" und "Takedown" zwei Songs beisteuert.

Gestiegenes Interesse an Koreas (Pop-)Kultur

Der internationale Erfolg von "KPop Demon Hunters" macht sich auch direkt in Südkorea bemerkbar. In den Google Trends erreichen Suchanfragen nach dem Begriff "Korea" den höchsten Wert seit fast drei Jahren.

Die asiatische Reise-App Klook verzeichnet seit Ende Juni unter Touristinnen und Touristen ein deutlich gestiegenes Interesse an koreanischen Spa-Angeboten, die im Film gezeigt werden, sowie K-Pop-Stylings und Tanzkursen.

Ähnliche Erfahrungen macht derzeit auch das koreanische Nationalmuseum in Seoul: Dort sorgte der Hype um den Film für einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen und leere Regale im Museumsshop: Produkte, die Museumsschätze zeigten, die Figuren aus dem Film ähnlich sehen, sind dort aktuell weitestgehend ausverkauft.

Dämonenjägerinnen trotzen Hollywoods Ideenlosigkeit

Hat "KPop Demon Hunters" das Zeug zum langanhaltenden Trendsetter oder bleibt es als seichte Kinder- und Teenie-Unterhaltung eine sommerliche Eintagsfliege? Bei Netflix plant man bereits nicht nur weitere Filme: Ein ganzes Franchise-Universum, vergleichbar mit Disneys "Eiskönigin", könnte entstehen.

In jedem Fall bieten die koreanischen Dämonenjägerinnen eine erfrischende Alternative von all den Sequels, Prequels und Remakes, mit denen die großen amerikanischen Filmstudios seit Jahren den Markt überfluten - weiblich, frech und kompromisslos k-poppig.

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