Gastgewerbe hält sechstes Verlustjahr inzwischen für unvermeidbar
Restaurants, Kneipen und Hotels kämpfen mit steigenden Kosten und sinkenden Umsätzen. Am Jahresende werden die Branchenerlöse wohl erneut geringer ausfallen. Wie so oft in solchen Fällen richtet sich der Blick nach Berlin. Die Senkung der Mehrwertsteuer möge doch rasch kommen und lange bleiben, fordert der Verband Dehoga.
Hohe Kosten, sparsame Kunden: Das Gastgewerbe in Deutschland rechnet mit dem sechsten Verlustjahr in Folge. "Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands, Guido Zöllick. Er forderte von der Bundesregierung, die versprochene Ssenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Speisen im Restaurant rasch umzusetzen - und das dauerhaft.
Seit der Corona-Pandemie hatten viele Unternehmen im Gastgewerbe ihre Preise spürbar erhöht. Im ersten Halbjahr 2025 hatten sie zwar nur 0,1 Prozent weniger Umsatz in den Kassen. Inflationsbereinigt lagen die Erlöse mit 3,7 Prozent spürbar unter dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise, brachen die realen Umsätze sogar um 15,1 Prozent ein, während es dank Preiserhöhungen ein nominales Plus von 10,9 Prozent gab. Diese Einbußen könne man bis Jahresende nicht mehr wettmachen, sagte Zöllick. "Denn die Ausgehlust und die Verbraucherlust ist nicht größer geworden."
"Die Leute gehen seltener essen, sie bestellen günstigere Gerichte oder verzichten auf die Vorspeise", schilderte Zöllick die Lage. Gleichzeitig seien die Kosten seit Januar 2022 stark gestiegen - für Personal etwa um rund 34 Prozent, für Lebensmittel um rund 27 Prozent. "Manche Gastwirte bringen kein Kalbsschnitzel mehr auf den Tisch." Zugleich stiegen die Preise in dieser Zeit in Gaststätten aber auch um mehr als 26 Prozent.
Zöllick mahnte angesichts dieser Entwicklung die von der Bundesregierung beabsichtigte Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent an. "Unsere Branche braucht jetzt Planungssicherheit", sagte er. Spätestens zum 1. Januar 2026 müsse die Entlastung in Kraft treten.
Die einheitliche Besteuerung von Essen mit sieben Prozent bedeute die längst überfällige Stärkung der Betriebe im harten Wettbewerb mit Lieferdiensten, Essen zum Mitnehmen und Fertiggerichten aus dem Handel, die seit jeher sieben Prozent hätten. "Es geht um Steuerfairness und Gleichbehandlung."
Von der Reduzierung der Mehrwertsteuer erhoffen sich die Betriebe der Umfrage zufolge eine Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation, die Sicherung von Arbeitsplätzen und die Fähigkeit, mehr investieren zu können. Rund 44 Prozent gaben auch an, sie wollten ihren Gästen dann ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen ab dem kommenden Jahr von derzeit 19 auf dann 7 Prozent sinken soll. Dieser reduzierte Satz hatte bereits von 2020 bis Ende 2023 gegolten - zunächst wegen der Corona-Pandemie, dann wegen der hohen Inflation infolge der Energiekrise.
Zöllick forderte neben dem reduzierten Mehrwertsteuersatz auch flexiblere Arbeitszeitvorschriften und einen Abbau der Bürokratie. Neues "Ungemach" sei etwa die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung - "wir setzen hier auf Freiwilligkeit".
Dehoga hatte Anfang bis Mitte August 3941 gastgewerbliche Unternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Lage befragt. Insgesamt gibt es in Deutschland 202.000 dieser Unternehmen, laut Verband sind 99 Prozent von ihnen klein oder mittelständisch. Sie beschäftigten insgesamt rund 1,12 Millionen Menschen. Zöllick sagte, sie seien "Visitenkarte und Imagefaktor des Reiselands Deutschland", und ein "Herzstück des gesellschaftlichen Lebens".
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