Panzer werden billiger
Der Rüstungsboom sorgt beim größten deutschen Waffenhersteller für volle Auftragsbücher. Doch die riesige Nachfrage werde die Preise nicht nach oben treiben, sagt Rheinmetall-Chef Armin Papperger und versichert: "Wir sind in der Lage zu liefern."
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine erleben westliche Rüstungskonzerne einen Auftragsboom. Rheinmetall-Chef Armin Papperger ist trotz der immensen Nachfrage sicher, dass die Regierungen für Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artilleriesysteme in den nächsten Jahren nicht mehr Geld zahlen müssen.
In der "Financial Times" reagierte Papperger damit auf die Befürchtung, dass die steigenden Verteidigungsausgaben in Europa zu Preissteigerungen führen könnten. Dies sei nicht der Fall, sagte der Chef des größten deutschen Waffenproduzenten. Die Preise würden fallen. Gründe dafür seien ein verstärkter Einsatz von Automatisierung und die Skalierung. Skalierung bedeutet, dass sich bei höherer Produktion die Fixkosten (etwa für Maschinen) auf mehr Stücke verteilen und dadurch die Kosten pro Stück geringer werden.
Laut Papperger sind die Kosten für Munition bereits gesunken. Rheinmetall habe seine Produktionskapazitäten für Munition in den letzten drei Jahren als Reaktion auf die steigende Nachfrage verzehnfacht. Bei Panzern und gepanzerten Fahrzeugen seien solche Skaleneffekte aber schwieriger zu erzielen. Papperger betonte, Rheinmetall habe niemals eine Preiserhöhung gefordert, um die starke Inflation infolge der Coronavirus-Pandemie auszugleichen.
Rheinmetall baut seine Produktion aus und schaut sich für weiteres Wachstum nach neuen Geschäften um. Wie Papperger vergangene Woche nach Veröffentlichung der Quartalszahlen angekündigt hatte, steht das Unternehmen im Bereich Marine im Gespräch mit Partnern und will dort investieren. Bei Braunschweig übernimmt der Konzern einen Standort zur Entwicklung von Militär-Drohnen. Papperger erwartet zudem milliardenschwere Bestellungen: Die Orderbücher könnten bis Mitte 2026 auf ein Volumen von 120 Milliarden Euro anschwellen.
Konzern setzt auf Kooperationen
Im zweiten Halbjahr rechnet Rheinmetall mit zahlreichen Bestellungen der Bundeswehr. Aufgrund der Bundestagswahl im Februar und der folgenden Regierungsbildung werde "die Auftragsvergabe in Deutschland erst deutlich verspätet im zweiten Halbjahr anlaufen". Vor allem im vierten Quartal werde es voraussichtlich "einen starken Auftragseingang" geben, sagte Papperger.
Der Umsatz legte im ersten Halbjahr um 24 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu, das Geschäft rund um Munition erreichte dabei einen Rekordumsatz von 1,3 Milliarden Euro. In Kürze will Rheinmetall in Niedersachsen die größte Munitionsfabrik Europas einweihen. Das operative Ergebnis stieg im Konzern um 18 Prozent auf 475 Millionen Euro.
Papperger sagte der "Financial Times", Rheinmetall erwarte in den nächsten zwölf Monaten "Tausende und Abertausende" von Bestellungen für Produkte wie das Transportfahrzeug Boxer, den Schützenpanzer Puma sowie den Leopard 2. Der Kampfpanzer wird zwar vom deutsch-französischen Unternehmen KNDS hergestellt, der Geschützturm stammt jedoch von Rheinmetall. "Wir sind in der Lage zu liefern", so Papperger. "Wenn man liefert, macht man den Kunden glücklich - und der Kunde ist die Regierung."
Rheinmetall setzt auf Bündnisse mit anderen Rüstungsunternehmen, um die Nachfrage bewältigen zu können. Gemeinsam mit dem italienischen Unternehmen Leonardo wollen die Düsseldorfer in einem Gemeinschaftsunternehmen Panzer bauen. Zudem verhandeln sie exklusiv mit Leonardo über die Übernahme des Geschäfts mit Militärlastwagen von Iveco. Darüber hinaus kooperiert Rheinmetall mit dem US-Riesen Lockheed Martin und produziert mit ihm in Weeze in Nordrhein-Westfalen Flugzeugteile. Der gemeinsame Bau von Raketen ist in Arbeit. Zivile Rheinmetall-Fabriken werden auf die Produktion für das Militär umgestellt, der VW-Standort in Osnabrück ist Gegenstand solcher Überlegungen. Eine Entscheidung gebe es hier aber noch nicht, sagte der Rheinmetall-Chef.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke