Unternehmer in Ostwestfalen gründen eigene Airline
Nach dem Rückzug der Lufthansa von der Strecke Paderborn nach München haben Unternehmer aus Ostwestfalen eine Fluggesellschaft gegründet. Sie möchten die Region weiter an den internationalen Flugverkehr anbinden.
Unternehmerinnen und Unternehmer, die eine eigene Fluglinie gründen: Was zunächst skurril klingt, dürfte ein wichtiger Schritt für Ostwestfalen sein. Die neue Airline "Skyhub PAD" soll vom 1. September an wieder drei tägliche Flüge zwischen dem Regionalflughafen Paderborn/Lippstadt und dem Drehkreuz München anbieten.
Die Entscheidung der Lufthansa, die Verbindung einzustellen, hatte in der Region für Unverständnis und Unmut gesorgt - insbesondere bei mittelständischen Unternehmen.
Paderborn/Lippstadt soll kein Ferien-Flughafen werden
"Der Flughafen Paderborn/Lippstadt verbindet die Regionen Ostwestfalen, Lippe und Südwestfalen mit der Welt", sagt Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär und Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Paderborn. Viele Unternehmen nutzten die Strecke, um internationale Ziele in Asien oder den USA zu erreichen. "Ich wollte nicht, dass unser Airport ein reiner Ferien-Flughafen wird", so Linnemann.
Bis Ende Mai bot die Lufthansa bis zu drei tägliche Verbindungen nach München an. Danach stellte das Unternehmen die Strecke ein. Zur Begründung hieß es, dass innerdeutsche Flüge nach und nach eingestellt würden, weil sie viel zu teuer geworden seien. Hohe Gebühren, etwa für Sicherheitskontrollen oder Flugsicherung, würden Ticketpreise unattraktiv machen.
Ein bundesweit einmaliges Modell
Ein Rückschritt für die Region - darin waren sich viele Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik einig. "Als die Lufthansa im Herbst 2024 ihren Rückzug angekündigt hatte, haben wir nicht den Kopf in den Sand gesteckt", sagt Christoph Rüther, Landrat des Kreises Paderborn und Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens Paderborn/Lippstadt. Schnell sei die Idee einer privaten Initiative entstanden.
Unter Federführung von Christoph Plass, dem Vizepräsidenten der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, wurde die Skyhub PAD GmbH & Co. KG ins Leben gerufen. 36 Unternehmer erklärten sich zunächst bereit, jeweils mindestens 25.000 Euro in das Projekt zu investieren.
Inzwischen zählt die Gesellschaft 59 Gesellschafter - mit einem Eigenkapital von mehr als zwei Millionen Euro. "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten ein regelrechtes Feuer angezündet", so Plass. Die Stimmung im sogenannten Owners Club sei bemerkenswert. Das Ziel sei klar: die wirtschaftliche Anbindung der Region über München sicherzustellen.
Modell einer virtuellen Fluggesellschaft
Statt einer klassischen Airline-Gründung setzt Skyhub PAD auf das Modell einer "virtuellen Fluggesellschaft". Das bedeutet: Skyhub PAD besitzt selbst keine Flugzeuge, sondern mietet ein Gesamtpaket - bestehend aus Maschine, Crew und Versicherung - bei einem etablierten Anbieter. Die Flüge werden vom dänischen Luftfahrtunternehmen DAT durchgeführt. DAT übernimmt auch alle operativen Genehmigungen und Zertifizierungen.
Zudem ermöglicht ein so genanntes Interlining-Abkommen mit der Lufthansa, dass Passagiere ab Paderborn über München nahtlos zu internationalen Zielen weiterreisen können. Das ist insbesondere für Geschäftsreisende von Bedeutung, die über das Münchner Drehkreuz Destinationen wie New York, Shanghai oder Tokio ansteuern.
Herausforderung Finanzierung
Die investierenden Unternehmen handeln also in erster Linie im eigenen Interesse, um den Anschluss an die Welt nicht zu verpassen. Trotz des erfolgreichen Starts bleibt die Finanzierung eine Herausforderung. Denn während die Kosten für einen Flug zu rund 80 Prozent im Voraus anfallen, erhält die Airline den Ticketumsatz erst nach dem Abflug. Plass betont daher: "Wir werden weitere Gesellschafter und mehr Kapital benötigen, um den Betrieb dauerhaft abzusichern."
Die Tickets für die neue Verbindung sollen ab 149 Euro pro Strecke erhältlich sein - inklusive Steuern und Gebühren. Entscheidend sei nun, dass genügend Passagiere das Angebot nutzen. "Wenn die Auslastung passt, sind wir nicht defizitär", so Plass.
Erster Flug am 1. September
Am 1. September soll der erste Flug von Skyhub PAD starten. Drei tägliche Verbindungen sind zunächst geplant: morgens, mittags und abends. Damit orientiert sich der Flugplan an den Bedürfnissen von Geschäftsreisenden. Die Reisezeit von Paderborn nach München beträgt rund eine Stunde - im Vergleich zur Bahn eine erhebliche Zeitersparnis.
Ob das Modell der virtuellen Airline auch in anderen Regionen Nachahmer findet, bleibt abzuwarten. Bedarf gibt es jedenfalls, beispielsweise am Flughafen Leipzig/Halle. Hier hatte Lufthansa im vergangenen Sommer ebenfalls die Verbindung nach München gestrichen.
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