US-Stellung als wichtigster deutscher Handelspartner gefährdet
Washingtons Zollpolitik belastet den transatlantischen Handel. Im ersten Halbjahr kann China den Abstand zu den USA als wichtigstem deutschen Handelspartner verringern. Neben gesunkenen deutschen US-Exporten hat das knappe Rennen aber auch noch andere Gründe.
Die Zollpolitik von Präsident Donald Trump und eine Importflut aus China gefährden die Stellung der USA als wichtigster deutscher Handelspartner. Im ersten Halbjahr führten die Vereinigten Staaten die Rangliste nur noch knapp vor der Volksrepublik an. Zwischen den USA und Deutschland wurden von Januar bis Juni Waren im Wert von 125 Milliarden Euro gehandelt, also Exporte und Importe addiert. Das geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Auf Platz zwei folgt die Volksrepublik mit rund 123 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor fiel der US-Vorsprung mit rund fünf Milliarden Euro noch mehr als doppelt so groß aus.
"Zwar konnten die USA ihre Position als Deutschlands wichtigster Handelspartner verteidigen", sagte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer zu der Halbjahresbilanz. "Allerdings ist der Vorsprung zum deutschen Handel mit China hauchdünn." Das liegt nicht zuletzt daran, dass die deutschen Exporte in die USA sinken: Sie gaben in den ersten sechs Monaten um 3,9 Prozent auf 77,6 Milliarden Euro nach, nachdem Trump seit Januar die Zölle deutlich angehoben hat.
Deutschland importiert mehr Waren aus China
Aktuell gilt ein Aufschlag von 15 Prozent auf die meisten EU-Güter. Das macht deutsche Waren auf der anderen Seite des Atlantiks teurer. "Wir gehen davon aus, dass die neuen US-Zölle die Warenausfuhren Deutschlands in die Vereinigten Staaten in den kommenden zwei Jahren um 20 bis 25 Prozent bremsen könnten", sagte Stamer. "Damit dürfte China im Laufe des Jahres wieder an die Spitzenposition unter den deutschen Handelspartnern treten." Diese hielt die Volksrepublik bereits von 2016 bis 2023, ehe sie 2024 von den USA abgelöst wurde.
Das knappe Rennen zwischen den USA und China liegt aber auch daran, dass Deutschland mehr Waren aus der Volksrepublik einführt. Die Importe schnellten in den ersten sechs Monaten um fast 11 Prozent auf 81,4 Milliarden Euro nach oben. Zum Vergleich: Die Einfuhren aus den USA nahmen nur um 2,7 Prozent auf 47,4 Milliarden Euro zu.
"Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass China bereits begonnen hat, den Handel von den USA nach Europa umzulenken und auch den deutschen Markt mit billigeren chinesischen Waren zu überschwemmen", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Denn auch für Waren aus dem Reich der Mitte gelten höhere US-Zölle. "Es zeigt auch, dass Deutschland nicht in der Lage war, chinesische Produkte durch inländische oder andere Produkte zu ersetzen."
Schädliche Billigflut aus China
Dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zufolge ist die Importflut aus China auch mit der "starken Unterbewertung" der Landeswährung Yuan zu erklären. "Denn sie macht chinesische Importe zu billig und führt dazu, dass chinesische Firmen zu extremen Niedrigpreisen anbieten können", sagte IW-Experte Jürgen Matthes. "Das lässt immer mehr deutsche Firmen auf chinesische Lieferanten zurückgreifen, statt bei ihren heimischen Zulieferern zu bleiben - und höhlt so die deutsche Industriebasis langsam aus."
Die deutschen Exporte nach China brachen bis Ende Juni um gut 14 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro ein. China stellt inzwischen viele Güter her, die lange aus Deutschland bezogen wurden - etwa Maschinen und Autos. "Zudem sind deutsche Exporte in China währungsbedingt zu teuer, was den Absatz der deutschen Exportwirtschaft dort zusätzlich hemmt", sagte IW-Experte Matthes. Zudem würden chinesische Firmen stark subventioniert.
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