Umweltschützer wollen keine deutsche Olympiabewerbung
Vier Landesverbände der Umweltorganisation BUND lehnen eine deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele ab. In einer gemeinsamen Erklärung vom Freitag schreiben die Landesverbände Hamburg, Berlin, München und Rhein-Ruhr: „Egal, wo Olympische oder Paralympische Sommerspiele 2036, 2040 oder auch 2044 stattfinden würden, falls sich eine deutsche Bewerbung international durchsetzt: Die Folgen für Mensch und Natur, für Klima, Stadtentwicklung, Wohnungsmarkt, Verkehr und andere Bereiche wären größtenteils negativ. Das lassen die Erfahrungen früherer Ausrichter-Städte klar erwarten.“
Die vier Landesverbände „lehnen alle Kandidaturen im laufenden Wettbewerb ab, widersetzen sich einer Standort-Logik und arbeiten zusammen daran, die Bevölkerung über die tatsächlichen Folgen hinter der bunten Werbung zu informieren“.
In der Hamburgischen Bürgerschaft unterstützen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen eine neue Olympiakampagne ebenso wie die CDU. Die Linkspartei und die AfD sind dagegen, dass sich Hamburg einmal mehr auf eine Bewerbung vorbereitet. Bei einem Volksentscheid war eine Hamburger Olympiabewerbung Ende 2015 von einer knappen Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger abgelehnt worden.
Gemäß dem damaligen Konzept sollte der östliche Hafenbereich zum zentralen Austragungsort Olympischer und Paralympischer Spiele umgebaut werden. Das neue Hamburger Konzept ist zwar teuer, aber weniger komplex als das vormalige. Es sieht vor allem den Neubau eines Olympiastadions mit 60.000 Plätzen im Volkspark vor. Diese Multifunktionsarena würde nach den Spielen das Volksparkstadion als Heimarena des HSV und für andere Fußballspiele ersetzen. Eine Reihe von Wettbewerben würden zudem in der Hamburger Innenstadt ausgetragen werden, der Triathlon etwa an der Alster.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will im Dezember ein Konzept für das weitere Vorgehen der möglichen deutschen Bewerberregionen vorlegen. Verbunden sein wird dies mit Referenden in den jeweiligen Bundesländern im Jahr 2026. In Hamburg würde dann wohl im Frühjahr 2026 über einen neuen Anlauf zur Austragung Olympischer Spiele abgestimmt werden. Der DOSB wiederum will die deutsche Bewerberregion im Herbst 2026 auswählen. Hamburg würde im Falle einer Bewerbung mit Kiel kooperieren, wo die Segelwettbewerbe stattfinden sollen, aber auch andere Wettkämpfe wie das Olympische Handballturnier.
Die BUND-Landesverbände hingegen erwarten für den Fall einer Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele an den möglichen deutschen Standorten mehr Schaden als Nutzen für das Gemeinwesen. „Das Hamburger Olympia-Konzept präsentiert sich als besonders nachhaltig, weist jedoch erhebliche ökologische und soziale Risiken auf“, sagt Sabine Sommer, Landesvorsitzende BUND Hamburg. „Das versprochene ,Green Olympia‘ bleibt Wunschdenken, nicht nur beim geplanten Hyperloop nach Kiel mit seiner unerprobten Technologie mit unklarem ökologischem Fußabdruck und fraglicher Realisierbarkeit. Der zusätzliche Flächenverbrauch nicht allein für Sportstätten, sondern auch für Parkplätze, Sicherheitszonen und Medienzentren, die unklare Klimabilanz, das Risiko von Kostenexplosionen und mögliche Verdrängungseffekte – das alles steht im Widerspruch zu den Zielen einer nachhaltigen Stadtentwicklung.“
Gabi Jung, Landesgeschäftsführerin BUND Berlin, sagt: „Berlin ist seit Langem überfordert, seine Infrastruktur in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Es fehlt das Geld, es fehlen die Verwaltungsressourcen und Strukturen dafür. Das wird absehbar so bleiben. Sich in so einer Situation noch Großveranstaltungen wie Olympische Spiele ans Bein zu binden ist das Letzte, was die Stadt braucht. Denn in der Folge müssten Mittel in Milliardenhöhe in das Projekt gesteckt werden, was die Not in anderen Bereichen noch vergrößern würde.“
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland.
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