Medikamentenmangel in Apotheken verschärft
Inhalt des Artikels:
- Kinder-Antibiotika und Cholesterin-Senker fehlen
- Der Apothekerverband fordert Bürokratie-Abbau
- Medikamenten-Versand angeblich keine gute Alternative
- Viele Apotheken nicht mehr wirtschaftlich
In den Apotheken sind immer mehr Medikamente nicht verfügbar. Das sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, der Zeitung "Die Welt". Demnach ist die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente in der ersten Jahreshälfte von 500 auf 550 gestiegen. Ein Ende des Trends sei nicht in Sicht, da weltweit die Nachfrage hoch sei.
Die Vorsitzende der Ärztegemeinschaft Marburger Bund, Susanne Johna, sagte MDR AKTUELL, die Patientenversorgung sei durch diese Entwicklung noch nicht gefährdet. Es könne aber schnell dazu kommen, wenn es Lieferausfälle bei Medikamente gebe, die man nicht ohne weiteres ersetzen könne. Als Beispiel nannte sie das Diabetes-Medikament Metformin, das Millionen Menschen in Deutschland nehmen. Würde das nicht mehr geliefert, "haben wir schnell ein großes Problem", so Johna.
Kinder-Antibiotika und Cholesterin-Senker fehlen
Besonders von Lieferproblemem betroffen sind nach den Angaben von Thomas Preis aktuell etwa einige Cholesterin-Senker, ADHS-Mittel sowie Präparate gegen psychische Beschwerden. Zum Teil gebe es auch keine wirkstoffgleichen Alternativen für fehlende Medikamente, zum Beispiel bei bestimmten Antibiotika für Kinder. Hier müssten Apotheken dann auf Präparate aus dem Ausland zurückgreifen.
Auch Susanne Johna bestätigt, dass in Deutschland viele verschiedene Medikamente fehlen. Betroffen seien unter anderem Antibiotika, Schmerzmittel, sowie Medikamente zur Behandlung von Asthma und Krebsleiden.

Der Apothekerverband fordert Bürokratie-Abbau
Um Patienten schneller mit Medikamenten versorgen zu können, braucht es laut Thomas Preis weniger Bürokratie in den Apotheken. Denn häufig müssten sie das weitere Vorgehen mit Ärzten absprechen, wenn ein Medikament nicht lieferbar sei: "An Wochenenden oder nachts ist das aber oft gar nicht möglich. Apotheken brauchen hier mehr Handlungsfreiheiten."
Susanne Johna ergänzt im Interview mit MDR AKTUELL, dass die EU bereits mit dem "Critical Medicines Act" versucht, die Medikamentenversorgung zu verbessern. Ziel sei es, wieder mehr Medikamente in Europa herzustellen. So soll demnach auch eine Monopolisierung bei Pharmafirmen verhindert werden. Denn sie mache Länder erpressbar.
Medikamenten-Versand angeblich keine gute Alternative
Aus Sicht des Verbandschef der Apotheker sind Versandapotheken bei Lieferengpässen keine gute Alternative. Er kritisiert, dass sie allein schon wegen der Entfernungen zu den Kunden ein dichtes Apotheken-Netz nicht ersetzen könnten. Außerdem sei unter anderem die gekühlte Lagerung von Medikamenten bei längeren Transportzeiten gar nicht gegeben.
Preis fordert deshalb, dass auch in Deutschland der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten verboten wird. So sei es auch in den meisten anderen europäischen Ländern.
Viele Apotheken nicht mehr wirtschaftlich
Neben dem Medikamentenmangel haben nach Aussage von Preis auch viele Apotheken mit gestiegenen Kosten zu kämpfen. Sie könnten wegen der seit 13 Jahren gleichgebliebenen Honorare nicht mehr wirtschaftlich arbeiten.
Wegen der zahlreichen Apothekenschließungen fordert Preis eine deutliche Erhöhung des sogenannten Honorar-Fixbetrags pro Medikament auf zwölf Euro. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Erhöhung des Honorarfixbetrags pro verkauftem Medikament auf 9,50 Euro nannte er im Gespräch mit "Welt" einen "kleinen Schritt in die richtige Richtung".
Pro abgegebener Packung eines verschreibungspflichtigen Medikaments erhalten Apotheken aktuell einen fixen Betrag von 8,35 Euro sowie eine prozentuale Vergütung von drei Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis. Dazu kommen 0,41 Euro für den Nacht- und Notdienst-Fonds der Apotheken.
KNA/MDR (akq, ksc)
KNA (akq)
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