Welchen Kurs schlägt der Ölpreis ein?
Obwohl die Energiepreise seit zwei Jahren zurückgehen, verdienen die großen Ölkonzerne weiter Milliarden. Wie es am Ölmarkt weitergeht, wird derzeit von zwei wichtigen Faktoren bestimmt.
Auch wenn das Umfeld am Öl- und Gasmarkt schwierig bleibt - die großen Ölkonzerne verdienen prächtig. ExxonMobil, Shell, Chevron und BP konnten zuletzt durch die Bank positiv überraschen.
Seit dem Sommer 2022 werden die Schockwellen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine geringer, und die Energiepreise haben in etwa wieder das Niveau von Mitte 2021 erreicht. Die Zeiten rekordhoher Gewinne sind zwar vorerst vorbei, doch die großen Produzenten haben sich an die neue Lage angepasst.
Milliardengewinne für die Ölriesen
So hat der britische Ölriese BP zu Jahresbeginn einen Strategiewechsel eingeleitet, der Sparmaßnahmen und Verkäufe von Unternehmensteilen vorsieht. Auffallend ist aber auch, dass BP unter seinem Konzernchef Murray Auchincloss zuletzt weniger Gewicht auf den Ausbau Erneuerbarer Energien gelegt hat. Im zweiten Quartal fiel der bereinigte Gewinn mit 2,4 Milliarden Dollar zwar um 14 Prozent niedriger aus als vor Jahresfrist, lag jedoch klar über den Analystenerwartungen von 1,8 Milliarden Dollar.
ExxonMobil, der größte westliche Ölkonzern, brachte es im zweiten Quartal auf einen Gewinn von 7,1 Milliarden Dollar und schlug damit ebenfalls deutlich die Markterwartungen.
Kurswechsel bei der OPEC+
Das Marktumfeld an den Rohstoffmärkten bleibt unterdessen volatil. Für weiter fallende Notierungen spricht der jüngste Beschluss des Ölkartells OPEC+, die tägliche Fördermenge ab September wieder zu erhöhen. Die Entscheidung steht am Ende eines Kurswechsels der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihrer Partner, mit dem die Begrenzung der Produktion wieder rückgängig gemacht wurde.
Der Kurswechsel ist eher vor dem Hintergrund eines drängenden Finanzbedarfs einiger Produzenten - nicht zuletzt Russlands - zu sehen als vor einer Unterversorgung des Marktes. Marktexpertinnen und -experten sagen derzeit eher ein weltweites Überangebot an Öl voraus. Auch die zuletzt trüberen Wirtschaftsaussichten in den Industriestaaten sprechen eher für sinkende Energiepreise.
Konflikt mit Indien könnte Notierungen treiben
Eine gravierende Störung der Ölversorgung droht dagegen von ungewöhnlicher Seite: US-Präsident Trump fordert, dass Indien auf die Einfuhr russischen Öls verzichtet und droht dem Land daher mit höheren Zöllen. Indien ist seit 2022 zum größten Abnehmer russischen Öls aufgestiegen. Der Subkontinent kauft bis zu zwei Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag, was zwei Prozent des weltweiten Angebots entspricht.
Sollte Indien tatsächlich auf andere Quellen ausweichen - wonach es bisher nicht aussieht -, würde das die Weltmarktpreise wahrscheinlich steigen lassen. Zudem ist das Indien-Geschäft für den Kreml so wichtig, dass Vergeltungsmaßnahmen folgen könnten.
Experten warnen in diesem Zusammenhang vor einer Störung der wichtigen CPC-Pipeline aus Kasachstan, an der die US-Ölkonzerne ExxonMobil und Chevron beteiligt sind. Die Pipeline, die russisches Territorium durchquert, hat eine Gesamtkapazität von 1,7 Millionen Barrel pro Tag. "Sollte es zu sichtbaren und erheblichen Schwierigkeiten bei der Abnahme von russischem Rohöl kommen und Putin die CPC-Pipeline stilllegen, könnte der Ölpreis deutlich über 80 Dollar pro Barrel steigen, möglicherweise sogar noch viel höher", warnt Analyst Neil Crosby von der Beratungsfirma Sparta Commodities.
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