Drastische Preissteigerungen bei der Bahn?
Seit Wochen gibt es Spekulationen um steigende Preise bei der Bahn. Auslöser ist offenbar ein drohender Preisanstieg bei der Schienenmaut. Was bedeutet das für Reisende?
Wenn der Bundestag diese Woche den Haushaltsentwurf der neuen Bundesregierung berät, dann wird Martin Burkert ganz genau hinschauen. Der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hofft, dass es doch noch höhere Zuschüsse zu den Trassenpreisen gibt, der so genannten Schienenmaut.
Andernfalls drohten deutliche Preiserhöhungen, unter anderem im Fernverkehr der Deutschen Bahn. Davor hat die EVG anlässlich der Haushaltsdebatte erneut gewarnt.
Schienenmaut könnte um bis zu 18 Prozent steigen
Die Trassenpreise sind eine Nutzungsgebühr für das Schienennetz. Die Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn, die DB InfraGO erhebt sie - und zwar von allen Eisenbahnunternehmen, auch von den DB-Töchtern Cargo und Fernverkehr. Die Befürchtung der Eisenbahnergewerkschaft: Die InfraGO könnte diese Trassenpreise nun massiv anheben, allein für das Jahr 2025 um 16 Prozent im Güterverkehr und um 18 Prozent im Fernverkehr.
Die Erhöhung der Trassenpreise hat verschiedene Gründe. Laut EVG liegt es vor allem daran, dass der Bund noch unter der Ampelregierung das Eigenkapital der Bahn stark aufgestockt habe, damit der Konzern trotz Schuldenbremse mehr Mittel für die Sanierung des Schienennetzes hat.
Doch für dieses Eigenkapital stehen dem Bund Zinsen zu - derzeit gut sechs Prozent. Immer mehr Eigenkapital bedeute so also eine immer höhere Zinslast für die Bahn, so EVG-Chef Burkert.
Fahrgastverband: "Preisschock auf der Schiene"
Darum brauche es eine höhere Trassenpreisförderung vom Bund: "Im Haushalt der Bundesregierung fehlen für die Förderung der Trassenpreise im Fernverkehr 95 Millionen Euro und im Schienengüterverkehr 75 Millionen Euro. Wenn diese Erhöhung der Förderung nicht kommt, muss die Deutsche Bahn schon diesen Herbst drastische Maßnahmen ergreifen, um das Finanzloch auszugleichen." Schon vergangene Woche hatte Burkert in der "Bild" vor historischen Preissteigerungen gewarnt, um rund zehn Prozent im Fernverkehr etwa.
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor einem "Preisschock auf der Schiene" angesichts der wohl steigenden Trassenpreise. Der Verbandsvorsitzende Detlef Neuß rechnet vor, wie sehr die Trassenpreise bei der Bahn schon jetzt zu Buche schlagen: Wenn die DB Fernverkehr AG einen ICE von Hamburg nach München auf die Schiene schickt, dann kostet sie das insgesamt etwa 17.400 Euro.
Darin enthalten sind Energiekosten, Personalkosten, Bereitstellungskosten, Reinigungskosten - und eben auch der Trassenpreis. Und der mache im Rechenbeispiel mehr als 10.000 Euro aus, so Neuß. "Und wenn das dann jetzt noch mal steigt, dann steht natürlich zu befürchten, dass dem DB Fernverkehr als Unternehmen, das eigenwirtschaftlich arbeiten muss, gar nichts anderes übrig bleibt, als die Preise zu erhöhen", vor allem bei den Flexpreisen.
Deutsche Bahn widerspricht Preisanstieg
Zwar bestätigt auch die Deutsche Bahn auf Anfrage, dass die Trassenpreise steigen werden, und dass das alle Eisenbahnverkehrsunternehmen belaste, die auf dem deutschen Schienennetz unterwegs seien. Doch: "Es gibt keine Entscheidungen zu Anpassungen von Preisen (…) aufgrund dieser Problematik."
Grundsätzlich entscheide die Nachfrage über die Preise im Fernverkehr der Bahn. Heißt: Bei "extrem stark nachgefragten Reiseverbindungen" - etwa auf der Strecke Berlin - Köln/Köln - Berlin Freitagvormittag oder Sonntagabend kann es mit dem Flexpreis-Ticket durchaus teuer werden.
Bahn zu Preissteigerung: "sehr maßvoll"
"Zu anderen Reisezeiten, mit anderen Vorbuchungs-Fristen können Sie bereits ab 17,99 Euro auf dieser Strecke unterwegs sein - mit einer schnellen Direktverbindung und rund sechs Wochen Vorbuchung", lässt ein Bahnsprecher wissen. Er schlägt als Beispiel folgende Verbindung vor: Köln - Berlin, Mittwoch, 20. August, 17:46 Uhr Abfahrt, 22:19 Uhr Ankunft.
Insgesamt sei man bei der Preissteigerung im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln "sehr maßvoll": Nur um durchschnittlich 5,9 Prozent seien die Flexpreise Ende vergangenen Jahres angehoben worden, so der Sprecher.
Forderungen Richtung Bundestag und Bundesegierung
Mit Blick auf die Trassenpreise fordert auch die Deutsche Bahn "noch in diesem Jahr (…) eine Aufstockung der Trassenpreisförderung" und setzt - wie die Eisenbahnergewerkschaft EVG - auf eine entsprechende Entscheidung in den Haushaltsberatungen im Bundestag.
Perspektivisch brauche es außerdem eine Reform des Trassenpreissystems. In diesem Punkt sind sich Bahn, Fahrgastverband und Eisenbahnergewerkschaft einig. Pro Bahn etwa begrüßt die Pläne der neuen Bundesregierung, die Eigenkapitalverzinsung zu senken.
Und Gewerkschaftschef Burkert fordert Baukostenzuschüsse für die Bahn, statt Eigenkapitalerhöhungen und Zinsen darauf, die die Trassenpreise nach oben treiben. Von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, CDU, gab es vergangene Woche entsprechende Ankündigungen.
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