Viele Händler hatten für dieses Jahr auf eine deutliche Erholung gehofft. Doch noch sind die Verbraucher eher sparsam. Positive Signale kommen aus bestimmten Branchen - und aus dem Online-Handel.

Viele Einzelhändler in Deutschland sind mit viel Hoffnung ins Jahr gestartet, wurden nach einer neuen Erhebung des Handelsverbands Deutschland (HDE) bislang enttäuscht.

Laut einer Umfrage des HDE unter etwa 650 Handelsunternehmen berichtet etwa die Hälfte, dass sich ihre Geschäftslage im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum verschlechtert hat. 33 Prozent sehen keine Veränderung, nur 16 Prozent eine Verbesserung.

Stationärer Handel mit Problemen

Knapp drei Viertel der Händler geben an, dass die Kundenfrequenz in ihren stationären Geschäften in den vergangenen zwei Jahren gesunken ist. Lediglich bei zehn Prozent ist sie gestiegen. Nur etwa ein Viertel der Betriebe erwartet, dass die Umsätze 2025 leicht oder deutlich höher sein werden als im Vorjahr.

Der HDE hält dennoch an seiner zu Jahresbeginn aufgestellten Prognose fest. 2025 wird im Einzelhandel ein nominales Umsatzplus von zwei Prozent erwartet. Real, also inflationsbereinigt, entspräche das lediglich einem Zuwachs von 0,5 Prozent.

Onlinehandel wächst deutlicher

Doch es gibt durchaus Unterschiede: Der Onlinehandel wächst deutlicher. Hier rechnet der Handelsverband 2025 mit einem nominalen Umsatzanstieg von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Etwas zuversichtlicher ist die Stimmung zudem in den Branchen Lebensmittel, Uhren und Schmuck sowie Heim- und Haustextilien. Besonders schlecht ist sie bei Händlern von Haushaltswaren, Fahrrädern und Bekleidung.

Unsicherheiten wegen wirtschaftlicher Lage

Der Grund, den die Handelsexperten für die Kaufzurückhaltung ausmachen: "Die Haushalte sparen aus Vorsicht und Vorsorge", sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE.

Viele Verbraucher waren zuletzt wenig kauffreudig. Als Gründe machen Beobachter etwa die Sorge über die wirtschaftliche Lage Deutschlands aus. Das zeigte etwa eine weitere repräsentative Befragung des Handelsforschungsinstitut IFH Köln unter 1.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern aus dem Mai. Dort gab fast die Hälfte der Befragten an, durch die Wirtschaftskrise stark verunsichert zu sein.

Ebenso viele äußerten Angst, den Lebensstandard nicht mehr halten zu können. 42 Prozent hätten geplante Ausgaben verschoben. Die Werte liegen damit teils sogar über denen des Vorjahres.

Konsumstimmung steigt, wenn auch langsam

Auf der anderen Seite ist die Konsumstimmung zuletzt langsam aber stetig gestiegen. Das am Montag veröffentlichte HDE-Konsumbarometer erreichte den höchsten Stand seit einem Jahr. "Es ist davon auszugehen, dass die positive Entwicklung der Verbraucherstimmung anhalten, allerdings nicht deutlich an Dynamik gewinnen wird", teilte der Handelsverband Deutschland (HDE) dazu weiter mit.

Auch die Mehrzahl der Wirtschaftsforschungsinstitute rechnet damit, dass sich der Konsum in diesem Jahr wieder anzieht. So hieß es in der im Juni veröffentlichten ifo-Konjunkturprognose: "Der private Konsum entwickelt sich seit vier Quartalen positiv und beschleunigt sich in der Tendenz."

Reallöhne deutlich gestiegen

Eine Ursache warum viele Konjunkturinstitute optimistischer sind: Zuletzt haben die Reallöhne deutlich angezogen. Viele Menschen haben wieder mehr Geld Portemonnaie als noch vor einigen Monaten.

Geld, das sie potenziell auch wieder mehr in den Konsum stecken dürften, wenn auch nicht in einem überwältigendem Ausmaß, so die Erwartung für dieses Jahr.

Unsicherheiten bleiben

Gleichzeitig hat etwa die Inflation Spuren hinterlassen. Obwohl die Verbraucherpreise nicht mehr stark ansteigen, entspricht das vielfach nicht dem Gefühl der Verbrauchern, viele Lebensmittel werden dazu immer noch teurer.

Eine Tafel Schokolade kostete im Mai im Schnitt 28 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, bei Bohnenkaffee lagen die Preise 19,5 Prozent höher. Orangensaft und Rinderhackfleisch sind den Statistischem Bundesamt zufolge jeweils 15 Prozent teurer geworden, Beerenfrüchte 14 Prozent. Das prägt das Einkaufsverhalten.

Allerdings überschätzen viele Verbraucher die Inflation stark. So zeigte etwa eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dass die Befragten die Inflationsrate für 2024 im Schnitt auf 15,3 Prozent glaubten. Tatsächlich lag sie bei 2,2 Prozent.

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