Das Königreich Bhutan steht als weltweit einziger klimaneutraler Staat für Naturschutz, hohe Berge und Buddhismus. Große Pläne hat das Land außerdem mit dem Bitcoin.

91 Meter hoch und 214 Meter lang - viel Beton wurde in den Damm gegossen, der ein schmales Hochgebirgstal in Bhutan verschließt. Es ist das 1020-Megawatt-Punatsangchhu-II-Wasserkraft-Projekt. Ein Megaprojekt, vereinbart zwischen der Regierung Indiens und der königlichen Regierung Bhutans. Hier liefert der Punatsangchhu-Fluss zuverlässig Strom.

Mit dem kann der Bergstaat sogenannte Mining-Farmen speisen. Was 2019 und 2020 mit zwei Computern begonnen haben soll, sind heute mindestens sechs energiefressende Rechenzentren, die man vom Satelliten aus ortet. Sie erbringen Rechenleistungen, um das Netzwerk der Kryptowährung zu sichern und ihre Transaktionen zu verarbeiten. So erschaffen und verdienen sich die Zentren neue Bitcoins.

Auch förderlich für den Tourismus?

Tenzing Lamsang von der Zeitung Bhutanese Newspaper sagt, er wäre sehr besorgt, wenn seine Regierung Bitcoins kaufen oder mit ihnen handeln würde. Er denkt, für die Bürger Bhutans sei es eine Rückversicherung, dass die Regierung Bitcoins selbst im Hochgebirge Bhutans schürfe. Dafür werde die kostengünstige Wasserkraft genutzt, die sonst sehr billig exportieren werden würde.

Bhutan will sein Finanzsystem modernisieren, auch für den hochpreisigen Tourismus. Nur 300.000 Besucher und Besucherinnen kommen pro Jahr. Haben sie früher geklagt, bezahlen sei schwierig, können sie nun mitten im Himalaya per Handy, QR-Code oder Bitcoin abrechnen. Bhutan nutzt dafür das wohl weltgrößte Kryptobezahlsystem Binance Pay. Schon 1.000 Geschäfte seien angeschlossen. Ob Flug, Hotel, Museum, Nachhaltigkeitsabgabe oder Lebensmittel - damit könne man alles begleichen.

Krypto-Touristen gäben drei Mal mehr aus als andere, rechnet Binance vor. Die Druk Holding and Investment DHI, Bhutans größter Staatsfonds für nationalen Wohlstand, lenkt das Bitcoin-Schürfen. Vorstandschef Ujjwal Dahal betont, die Währung sei für Bhutan ein Wertespeicher wie Gold. Man könne vor der Blockchain, der dezentralen Datenbank, oder Künstlicher Intelligenz nicht davonlaufen. Beides verbinde die Geldwirtschaft wie der Geldfluss von einer Hand zur anderen. Seit der Erfindung des Geldes sei dies, so der DHI-Chef, eine der größten Innovationen der Menschheit.

 

Öffentliche Gehälter aus Krypto-Einnahmen

Eigentlich ist in Bhutan das "Bruttonationalglück" Maß aller Dinge - so ist es sogar in der Verfassung verankert. Dass der Staatsfonds über Bitcoins im Wert von 1,3 Milliarden Dollar verfügt, scheint heute dazuzugehören. Das seien rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, meldet die US-Kryptofirma Arkham. Bhutan rangiere unter den Top 5 der Bitcoin-Nationen, so das Krypto-Medienportal BTC Echo.

Premier Tshering Tobgay erklärte im Frühjahr beim Sender Al-Jazeera: "Hunderte Menschen haben Milliarden mit Bitcoins verdient. Warum tun Regierungen da nicht mehr? Wir haben Bitcoins genutzt, um kostenlosen Gesundheitsschutz zu bieten und etwas für die Umwelt zu tun. Hauptsächlich haben wir damit aber die Gehälter im öffentlichen Dienst finanziert."

Analysten werten Bhutans Entscheidung, in einer Region zwischen Chinas Überwachungskapitalismus und Indiens Digitalisierungsoffensive mit Bitcoins wirtschaftlich robust zu werden, als geopolitisch souverän. Doch liegt darin nicht auch eine Gefahr für das kleine Königreich?

Es gibt Fragezeichen

Volker Hirth aus der ARD-Finanzredaktion fragt sich, wie sinnvoll es vor allem aus ökologischer Sicht sei, überschüssige Energie in Bitcoin zu verwandeln. Das könne aber auch ziemlich clever sein: "Allerdings geht Bhutan auch ein hohes Risiko ein. Denn es gibt nicht wenige Finanzprofis, die meinen, dass der Bitcoin, überhaupt digitale Währungen, eines Tages so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Andererseits gibt es tatsächlich keinen Anlageberater oder Vermögensverwalter, der dazu rät, 40 Prozent seines Vermögens in Bitcoin zu stecken."

Derweil baut Bhutan seine Stromressourcen aus, auch für die Kryptofarmen. Ab und an rechnet man noch in der eigentlichen Währung - ein Euro macht 100 Ngultrum. Das Punatsangchhu-Projekt soll Bhutans Einnahmen deutlich ankurbeln und jährlich 20 Milliarden Ngultrum einbringen. Und es schreitet voran: Nach vier Einheiten sollen bis Ende Juli zwei weitere ans Netz gehen. In Werbevideos wird das Megaprojekt mit einem buddhistischen Wunsch begleitet: "Tashi Delek!" Das heißt so viel wie: Viel Glück! Bhutans Bitcoin-Boom scheint ungebrochen.

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