Cannes bremst Kreuzfahrt-Kolosse – Das steckt dahinter
Regulation in Cannes: Die südfranzösische Küstenstadt Cannes lässt künftig deutlich weniger grosse Kreuzfahrtschiffe vor seinen Toren zu. Ab kommendem Jahr soll nur noch ein für mehr als 3000 Passagiere ausgelegtes Schiff pro Tag erlaubt sein. Aufs Jahr gesehen dürfen dann lediglich 34 solcher Schiffsriesen in der Bucht liegen. Ab 2030 will Cannes gar nur noch Schiffe zulassen, die maximal 1300 Gäste transportieren können. Cannes tut es Venedig und Nizza gleich; auch diese Städte haben den Zugang von Kreuzfahrtschiffen reguliert.
Die Bucht von Cannes ist ein ökologischer Schatz und eine Quelle der Biodiversität, die geschützt werden muss.
Schöne, aber kleine Städte: Laut Nicole Stuber-Berries, Co-Leiterin des Kompetenzzentrums für Tourismus an der Hochschule Luzern, sind Städte wie Cannes, Venedig und Nizza unter Kreuzfahrttouristen beliebt, weil sie «eine Dichte von Attraktionen» bieten. Allerdings seien auch die geografischen Gegebenheiten sehr eng, die Infrastruktur werde schnell überlastet.
Multiples Problem: Drei Aspekte akzentuierten das Problem. Weil all die vielen Leute gleichzeitig von den Schiffen kämen und sich in Gruppen bewegten, seien sie für die Einheimischen gut sichtbar. Weiter generierten Kreuzfahrtschiffe relativ wenig lokale Wertschöpfung. «Die Passagiere, die sind auf dem Schiff, das ist eine fahrende Stadt, die haben dort alles. Wenn sie an Land gehen für drei, vier Stunden, dann müssen sie nicht Mittagessen gehen.» Schliesslich seien die Häfen oft mitten im Zentrum. Da eröffneten sich Probleme für die Gebäude, und eine Verschmutzung der Luft mache sich breit.
Mögliche Massnahmen: Um die Besucherströme effektiv zu lenken, gebe es viele Möglichkeiten. Man könne räumlich lenken über Leitsysteme, Apps: «Dass die Leute individuell durch die Stadt gehen können, dass es sich ein bisschen besser verteilt.» Man könne zeitlich lenken, qua Verbot oder Limitierung, wie das jetzt sehr stark gemacht werde. Und man könne versuchen, so die Tourismusexpertin, die Schiffe in der Nebensaison zu akzeptieren. Erhobene Gebühren kreierten schliesslich Einnahmen, die dann auch wieder in die Infrastruktur investiert werden könnten.
Strategien zum Vorteil aller: Noch gibt es für die Kreuzfahrtschiffe genug Alternativhäfen, die sie anlaufen können. Die Branche wachse allerdings, und der Gast wolle auch die Hauptattraktionen sehen, hält Stuber-Berries fest. Wenn der Gast darauf Wert lege, könnten hier die Unternehmen und Destinationen näher zusammenkommen, Koordinationen gebe es bereits. Eine weitere Möglichkeit wäre der Konsum von lokalen Lebensmitteln oder Kooperationen bei Ausflügen. Grundsätzlich sei die Wertschöpfung stärker ins Zentrum zu rücken, «dass die Leute sehen, es bringt nicht nur Verstopfung».

Nicht überall ein Problem: Nicht in allen Städten gibt es denselben Ärger. In Palermo wird eine Politik betrieben, die Kreuzfahrtschiffe anzieht. «Aber Sizilien hat natürlich viele Attraktionen, die schnell erreichbar sind. Und es konzentriert sich nicht alles auf die Stadt», so Stuber-Berries. Weiter sei Palermo grösser und entsprechend anders ausgestattet. Gar Werbung für Kreuzfahrttourismus macht nach wie vor die Karibik. Der Kreuzfahrttourismus macht dort 20 bis 30 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus – eine Gegebenheit, die laut der Expertin im Mittelmeerraum überholt ist.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke