Wall Street mit viel Dynamik
Erst neue Rekorde, dann Gewinnmitnahmen. An der Wall Street ist eine äußerst erfolgreiche Woche volatil zu Ende gegangen. Zuvor war der DAX im Sog der US-Börsen über 24.000 Punkte gestiegen.
An der Wall Street knüpften die US-Börsen unter der Führung der Technologieaktien zum Wochenschluss zunächst an ihre Vortagesgewinne an, ehe in der zweiten Sitzungshälfte selektiv Gewinnmitnahmen an der Nasdaq und beim S&P 500 einsetzten.
Sowohl der Nasdaq Composite-Index als auch der Auswahlindex Nasdaq 100 markierten schon zur Eröffnung weitere Rekordstände bei 20.311 beziehungsweise 22.603 Punkten. Am Ende schlossen sie unter Tageshoch 0,5 und 0,4 Prozent im Plus. Eine beeindruckende Woche war es aber allemal, der Nasdaq 100-Index gewann über vier Prozent, der Dow Jones rund 3,8 Prozent.
Auch der S&P 500, der sehr viele Tech-Aktien beinhaltet, erreichte bei 6.187 Zählern ein neues Allzeithoch, nachdem er gestern noch ganz knapp an der bisherigen Bestmarke von 6.147 Zählern gescheitert war. Der Schlussstand lag dann bei 6.173 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,52 Prozent. Die großen Aktienindizes der Wall Street beendeten damit eine äußerst erfolgreiche Handelswoche.
Am besten hielt sich heute der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, der 1,0 Prozent gewann auf 43.819 Zähler. Allerdings konnte der Dow zuletzt der Tech-Hausse nur begrenzt folgen und blieb unter seinem Rekordhoch bei 45.089 Punkten.
Hoffnung im Zollstreit
"Der Grund für diese Dynamik liegt meiner Meinung nach eindeutig im Nachlassen der Sorgen über das Ausmaß der Zölle. Das war Anfang April die größte Sorge, und ich denke, dieser Gegenwind lässt langsam etwas nach", sagte Art Hogan, Chef-Marktstratege bei B Riley Wealth.
Die positive Stimmung wurde noch dadurch verstärkt, dass Washington nach Angaben des Weißen Hauses eine Vereinbarung mit China getroffen hat, um die Lieferungen seltener Erden in die USA zu beschleunigen. US-Handelsminister Howard Lutnick hatte in einem Interview mit der Finanznachrichtenagentur Bloomberg bestätigt, dass der Deal mit China unterschrieben worden sei. China wird ihm zufolge seltene Erden liefern und die USA werden dafür ihre Gegenmaßnahmen beenden.
US-Inflationsdaten kaum verändert
Die Einkommen der privaten Haushalte sind im Mai derweil überraschend gesunken. Zum Vormonat fielen sie um 0,4 Prozent, wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten hingegen im Schnitt einen Anstieg um 0,3 Prozent erwartet. Die Konsumausgaben überraschten ebenfalls negativ. Sie gaben um 0,1 Prozent nach. Hier war ein Plus von 0,1 Prozent erwartet worden.
Der mit Spannung erwartete PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben, eine Kennzahl zur Preisentwicklung, stieg um 2,3 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat. Volkswirte hatten damit gerechnet. Die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, stieg im Mai von revidiert 2,6 auf 2,7 Prozent. Volkswirte hatten mit einem Wert von 2,6 Prozent gerechnet. Der PCE-Index ist das bevorzugte Preismaß der US-Notenbank Fed und wird daher an den Finanzmärkten stark beachtet.
Neue Zinsfantasie
Die Werte bleiben damit weiter hartnäckig oberhalb der von der Notenbank anvisierten Teuerungsrate von 2,00 Prozent, bestätigen aber das Bild einer sich moderat abschwächenden US-Konjunktur. Für die Notenbank werden damit die Spielräume einer Zinssenkung zwar größer, anders als Präsident Trump dürften es die Währungshüter mit Zinssenkungen aber nicht eilig haben.
"Die Zahlen zur Inflation im Allgemeinen geben keinen Anlass, den Kurs der Fed zum jetzigen Zeitpunkt zu ändern, und sie zeigen immer noch, dass die Inflation im Großen und Ganzen in die richtige Richtung geht", sagte Peter Cardillo, Chef-Marktökonom bei Spartan Capital Securities.
Für die zuletzt aufgekommene Zinsfantasie sorgen auch weniger die harten Daten, als vielmehr die Spekulation um die Zukunft um Notenbankchef Jerome Powell, der bisher mit Verweis auf die unkalkulierbaren Folgen der Zollpolitik der Regierung die Zinsen nicht angetastet hatte.
Zuletzt hatten Medienberichte, wonach US-Präsident Trump schon bald einen Nachfolger für Jerome Powell verkünden und den Fed-Chef damit zur "lahmen Ente" machen könnte, an den Finanzmärkten Spekulationen auf mehr und raschere Zinssenkungen geschürt.
DAX über 24.000 Punkte
Am heimischen Aktienmarkt ist es zum Wochenschluss mit den Kursen kräftig bergauf gegangen. Der DAX überwand nach guten Vorgaben aus Übersee am Ende die Tausendermarke von 24.000 Punkten und gewann am Ende des Tages 1,6 Prozent auf 24.033 Zähler.
Damit rückt das Rekordhoch bei 24.479 Punkten immer näher. Das Wochenplus lag bei 2,9 Prozent. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte legte 0,85 Prozent zu.
Zollhoffnungen und Wall-Street-Gewinne
Gestützt wurde der heimische Markt von neuer Zuversicht an der Wall Street, wo derzeit vor allem Tech-Aktien gefragt sind und Nasdaq und S&P 500 auf Rekordjagd gingen. Auch die Annäherung der USA im Zollstreit mit China, sowie Hoffnungen im Streit mit Europa stützten die heimische Börse.
Mittlerweile sind die Spannungen in Nahost in den Hintergrund gerückt und auch die Ängste rund um die US-Zollstreitigkeiten neuer Hoffnung gewichen. Denn es sind Gerüchte im Markt, dass die Verhandlungen zwischen der EU und den USA Fortschritte machen. Stichtag für eine Einigung ist der 9. Juli, bis dahin hat Präsident Donald Trump die Zölle auf EU-Exporte in Höhe von 50 Prozent ausgesetzt.
Bereits am Vorabend hatte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärt, vielleicht könne die Frist verlängert werden. Ähnlich äußerte sich auch Präsident Trump. Zudem legten die USA der EU ein neues Angebot zur Lösung des Zollkonflikts vor. Die EU-Kommission bestätigte den Eingang eines entsprechenden US-Dokuments.
Im Fokus standen darüber hinaus wieder der Megatrend Künstliche Intelligenz (KI), die Ausgabenziele der NATO sowie die milliardenschweren Infrastrukturpläne Deutschlands. Hinzu kommt noch das Thema Geldpolitik mit der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA.
Auto-Aktien legen kräftig zu
Von den Hoffnungen auf ein baldiges Zollabkommen der EU mit den Vereinigten Staaten profitierten primär Autoaktien. Die im Leitindex DAX reichlich vertretene exportstarke Branche gilt als besonders anfällig für restriktive Zollregelungen. Die Papiere von Tagessieger Porsche AG, Daimler Truck, BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und Continental waren entsprechend stark gefragt.
Euro bleibt bei 1,17 Dollar
Der Euro hat heute nach einem verhaltenen Start weiter zugelegt und bei 1,1754 Dollar im Verlauf den höchsten Stand seit September 2021 erreicht. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung im US-Handel aber wieder tiefer bei 1,1715 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1704 (Donnerstag: 1,1695) Dollar festgesetzt.
Im Verlauf der Woche hat die Gemeinschaftswährung fast zwei Prozent an Wert gewonnen. Preistreiber waren unter anderem eine stärkere Risikofreude der Anleger nach dem Waffenstillstand im Krieg zwischen Israel und dem Iran und eine stärkere Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA.
"Auf die kurze Sicht ist die Kursbewegung des Euro durchaus beeindruckend", sagte Devisenexperte Volkmar Baur von der Commerzbank. Seit Beginn des Jahres hat die Gemeinschaftswährung rund 13 Prozent an Wert gewonnen.
Beobachter erklären die Dollar-Schwäche seit Jahresanfang auch mit der ohnehin großen Staatsverschuldung der USA. Diese könnte nach Schätzung der KfW nun in gefährliche Höhen steigen - auch wegen der Steuerpläne von Trump. Die staatliche Förderbank hält es für denkbar, dass die Schuldenquote binnen zehn Jahren von zuletzt rund 120 Prozent auf mehr als 170 Prozent der Wirtschaftsleistung klettert. Sie warnt vor einem Kipppunkt, ab dem Investoren das Vertrauen in die USA verlieren.
RTL kauft Sky - Aktie haussiert
Unter den heimischen Einzelwerten kam die Meldung des Tages am Nachmittag aus dem MDAX. Der Medienkonzern RTL kauft den Pay-TV-Sender Sky für 150 Millionen Euro, wie beide Unternehmen bekannt gaben. Der Kaufpreis kann bis zu 377 Millionen Euro betragen, je nach Entwicklung der RTL-Aktie.
Es entsteht ein Streaming-Riese mit zuletzt 4,6 Milliarden Euro Umsatz und 11,5 Millionen Abonnenten. Die Anleger sind begeistert, die RTL-Aktie legte über 16 Prozent zu und führte den Index damit souverän an. Derzeit gehört Sky Deutschland dem US-Konzern Comcast. Bereits am Vormittag hatten Gerüchte die RTL-Aktie angetrieben.
Adidas und Puma im Nike-Sog aufwärts
Im DAX waren auch Adidas gefragt, im MDAX gehörte die Puma-Aktie zu den Gewinnern. Hintergrund sind positive Geschäftssignale des US-Rivalen Nike: Der US-Konzern machte Investoren Hoffnung, dass sich bei seiner schon länger schwachen Umsatzentwicklung eine Trendwende abzeichnet. Nike-Papiere führten den Dow Jones mit einem Kurssprung von XX Prozent an.
Negative Analystenstimmen belasten Knorr-Bremse
Aktien von Knorr-Bremse litten dagegen unter gleich zwei Analystenabstufungen. Neben einer gestrichenen Kaufempfehlung der Citigroup gab es auch eine Abstufung durch JPMorgan auf "Neutral". Deren Analyst Akash Gupta sieht nach gutem Lauf kaum noch Kurspotenzial bei dem Bremsenhersteller für Zug- und Nutzfahrzeuge.
1&1 senkt die Gewinnprognose
Der Mobilfunker 1&1 senkt seine Gewinnprognose wegen erhöhter Kosten im Zusammenhang mit der neuen Vodafone-Partnerschaft. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde im Geschäftsjahr 2025 bei rund 545 Millionen Euro liegen, statt wie bisher erwartet bei 571 Millionen Euro, teilte die Tochter von United Internet am Abend nach Börsenschluss mit.
"Ursächlich dafür sind vor allem höher als geplante Vorleistungskosten beim National Roaming mit Vodafone", hieß es zur Begründung. 1&1 leitet in den Regionen, in denen das Unternehmen keine eigenen Sendemasten betreibt, die Gespräche seiner Kunden über das Netz des britischen Betreibers. Zuvor hatte 1&1 über viele Jahre eine derartige Roaming-Vereinbarung mit O2 Telefonica. Die Annahmen zum Datenwachstum des Vodafone-Netzes in 2025 seien zu optimistisch gewesen, teilte 1&1 nun mit.
Auto-Newcomer Xiaomi setzt Tesla unter Druck
Ein starker Auftragseingang nach dem neuen Modell des Auto-Neulings Xiaomi setzt den US-Elektroautobauer Tesla in China unter Druck. Xiaomi sammelte binnen einer Stunde 289.000 Bestellungen für sein SUV YU7 ein, das ist fast dreimal so viel wie von Analysten erwartet. Das Fahrzeug tritt gegen das Tesla Model Y an, das bislang das in China am häufigsten verkaufte SUV ist. Tesla-Aktien standen lange gegen den Trend im Minus und schlossen am Ende 0,6 Prozent tiefer.
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