Wie wird Europa verteidigungsfähig, ohne sich China oder den USA auszuliefern? Stefan Röbel von Arx Robotics erklärt bei "So techt Deutschland", wie seine Roboter in der Ukraine Leben retten, warum "Safety First" nicht mehr reicht - und was passieren muss, damit Europa kein lohnendes Ziel mehr ist.

Stefan Röbel ist überzeugt: "Wenn unsere Technologie gut arbeitet, kommt ein Vater oder eine Mutter gegebenenfalls lebend nach Hause zurück", sagt der ehemalige Bundeswehroffizier und Mitgründer von Arx Robotics. Das Unternehmen aus dem bayerischen Oberding stellt unbemannte Fahrzeuge her, die bei der Versorgung, Aufklärung und auch der Evakuierung Verwundeter helfen.

Arx Robotics ist Teil eines boomenden Sektors: 2024 flossen 1,3 Milliarden Dollar in deutsche Defense- und Deep-Tech-Startups. Firmen wie Helsing und Quantum Systems zeigen, dass Hightech aus Deutschland längst militärisch eingesetzt wird. Auch Tech-Prominenz wie Spotify-Gründer Daniel Ek investiert: Erst kürzlich führte er eine Finanzierungsrunde von 600-Millionen-Euro für Helsing an.

Defense-Tech ist längst kein Randthema mehr. Laut Bundesagentur für Arbeit stieg die Zahl der Beschäftigten in der Rüstungsproduktion seit 2015 um fast 50 Prozent - ein Zeichen für den industriellen Aufbruch.

"Fahrendes Schweizer Taschenmesser"

Für Röbel ist die größte Bedrohung für Europa systemischer Natur: "Der Krieg ändert sich alle zwei Monate, unsere bürokratischen Prozesse sind seit 40 Jahren dieselben", sagt der frühere Bundeswehroffizier im ntv-Podcast "So techt Deutschland". Seine Forderung an Beschaffung und Planung: Raus aus der analogen Welt, hin zu vernetzten, autonomen Systemen. Die Zukunft ist flexibel, missionsorientiert, anpassbar. "'Safety First' ist überholt. Wir brauchen 'Mission First'."

Die unbemannten Fahrzeuge von Arx Robotics sind für Röber eine Art "fahrendes Schweizer Taschenmesser" der Verteidigungsarbeit: Sie können je nach Mission mit Funk, Radar oder Transportmodul bestückt werden - vor Ort, mit europäischer Lieferkette: "Wer für Europa antritt, aber auf China setzt, macht sich abhängig."

Röbel und sein Team versprechen militärische Taktik mit Startup-Tempo. Der frühere Offizier fordert einen radikalen Wandel im Denken. "Wir haben ein Fenster von fünf Jahren", sagt er. "Wenn wir es jetzt nicht schaffen, Europa so aufzustellen, dass es kein lohnendes Ziel ist, wird es für unsere Kinder in den nächsten Jahren nicht so schön."

Alles begann als Guerilla-Projekt

Die Idee von Arx Robotics entstand unkonventionell: Mit Boombox, Metallstift und Nebelmaschine aus dem Partykeller hat Röbel einen improvisierten Prototyp gebaut. Simulierte Schüsse und Rauch inklusive. Damit gewann das Team den Innovationspreis des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Später wurde aus dem Guerilla-Projekt ein skalierbares, modulares System.

Trotz Automatisierung rückt Röbel den Menschen in den Fokus von Arx Robotics. "Wir wollen kein Terminator-Szenario. Der Mensch bleibt Entscheider, Taktiker, Verantwortlicher." Ziel sei es, menschliche Fähigkeiten zu stärken, nicht zu ersetzen.

Mit Stefan Röbel sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast "So techt Deutschland" anhören.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke