Die Mieten in den größten deutschen Städten sind seit 2015 drastisch gestiegen - trotz der Mietpreisbremse. Helfen soll nun der neue "Bau-Turbo" der Bundesregierung. Im seit Langem kriselnden Wohnungsbau zeigt der Trend nach oben.

Zur Miete Wohnen wird in deutschen Großstädten trotz Mietpreisbremse immer teurer. Einer Auswertung des Bauministeriums zufolge stiegen die Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015 durchschnittlich um fast 50 Prozent. Am stärksten betroffen ist danach Berlin, wo die Neumieten mehr als verdoppelt wurden.

Berlin, Leipzig und Bremen mit größten Plus

Die Zahlen stammen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Sie spiegeln das Angebot wider, auf das Wohnungssuchende treffen, wenn sie im Internet nach einer Mietwohnung mit einer Wohnfläche von 40 bis 100 Quadratmetern suchen. Nicht berücksichtigt sind Aushänge, Wartelisten und die direkte Maklervermittlung. Das könne die Daten verzerren, warnte das Ministerium.

Am teuersten ist das Mieten der Auswertung zufolge weiterhin in München mit Quadratmeterpreisen von fast 22 Euro. Es folgen Berlin mit fast 18 Euro und Frankfurt am Main mit rund 16 Euro pro Quadratmeter. Die größten Mietsteigerungen gab es nach Berlin (plus 107 Prozent) in Leipzig (plus 67,7 Prozent) und in Bremen (plus 57 Prozent). Das geringste Mieten-Plus nach einem Umzug wird mit 28,4 Prozent für Dresden ausgewiesen.

Ähnliche Zahlen zeigt das Mietpreis-Ranking des Forschungsinstituts empirica. Demzufolge war München im ersten Quartal mit einer Angebotsmiete von 22,64 Euro pro Quadratmeter die teuerste Stadt in Deutschland. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Frankfurt am Main mit 19,62 Euro und Berlin mit 18,29 Euro pro Quadratmeter. Die Angaben beziehen sich auf Wohnungen mit 60 bis 80 Quadratmetern, die in den vergangenen zehn Jahren errichtet wurden.

Abgeordnete: Mietpreisbremse hat zu viele Löcher

Die Linken-Abgeordnete Caren Lay, die die Zahlen bei der Bundesregierung erfragt hat, beklagte: "Durch die Mietpreisexplosion wird insbesondere den städtischen Mieterinnen und Mietern das Geld aus der Tasche gezogen, Umzüge werden unmöglich, und das alles trägt zur weiteren sozialen Spaltung unserer Gesellschaft bei." Die Mietpreisbremse sei so löchrig, dass sie keinen wirksamen Schutz biete. Lay kritisierte, die schwarz-rote Bundesregierung wolle die Regelung ohne eine weitere Verschärfung nun einfach verlängern.

Die Mietpreisbremse begrenzt in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt die Mietpreise in neuen Verträgen. Wo sie greift, dürfen Mieten bei Abschluss eines neuen Vertrags im Grundsatz nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Es gibt allerdings Ausnahmen wie Möblierungszuschläge. Ausgeschlossen sind zudem Neubauten, die nach 2014 erstmals vermietet wurden und umfassend modernisierte Wohnungen.

Außerdem ermöglicht eine Indexmiete Steigerungen oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete. Indexmieten sind an die Inflation gekoppelt. Beträgt die allgemeine Preissteigerung zum Beispiel fünf Prozent, darf auch die Miete um diesen Wert erhöht werden. Eine öffentliche Preiskontrolle gibt es übrigens nicht: Wenn Mieter einen Verstoß gegen die Mietpreisbremse befürchten, müssen sie selbst gegen ihre Vermieter vorgehen.

Kabinett verabschiedet Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus

Einer der Hauptgründe dafür, dass die Mieten in viele Städten stark steigen, ist der Mangel an Wohnraum. So zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass die Zahl der neu gebauten Wohnungen in Deutschland zuletzt zurückging. Bundesweit wurden laut der Behörde im vergangenen Jahr rund 251.900 Wohnungen errichtet - und damit 14,4 Prozent oder 42.500 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Schon 2023 war die Zahl der neugebauten Wohnungen im Jahresvergleich gesunken, allerdings nur minimal um 0,3 Prozent.

Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil setzt hohe Erwartungen in den Gesetzentwurf zur Beschleunigung des Wohnungsbaus, der heute im Bundeskabinett gebilligt wurde. "Damit sorgen wir dafür, dass mehr und schneller gebaut werden kann. Das hilft gegen den Mangel von bezahlbarem Wohnraum", sagte der SPD-Chef den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. Wohnen sei eine der großen sozialen Fragen unserer Zeit.

Die SPD-geführte Vorgängerregierung hatte 400.000 neue Wohnungen in Deutschland pro Jahr versprochen, das Ziel aber klar verfehlt. So steckt der Wohnungsbau in Deutschland unter anderem angesichts hoher Baukosten und gestiegener Zinsen in der Krise. Zugleich fehlen Fachkräfte im Baugewerbe. Die neue Regierung aus CDU, CSU und SPD hat sich beim Wohnungsbau keine konkrete Zielmarke gesetzt.

Mehr neue Wohnungen - Aufwärtstrend geht weiter

Damit mehr und schneller gebaut wird, müssten einige Vorschriften weg, so Klingbeil. Bauministerin Verena Hubertz habe dazu ein gutes Gesetzespaket vorgelegt. Mit dem sogenannten Bau-Turbo sollen die Kommunen die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. "So kann schneller gebaut, nachverdichtet oder aufgestockt werden", erläutert das Bauministerium. Mietwohnungen sollen zudem weiter unter einen Schutz vor Umwandlung in Eigentum fallen.

Die Regelung ist bis Ende 2030 befristet. Der Gesetzentwurf muss noch vom Bundestag beschlossen werden; das eigentliche Gesetz könnte im Herbst in Kraft treten.

Derweil hält ein leichter Aufwärtstrend im Wohnungsbau an: Im April genehmigten die Behörden in Deutschland den Neubau und Umbau von insgesamt 18.500 Wohnungen. Das waren nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 4,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 15.000 dieser Wohnungen sollen in neuen Gebäuden entstehen - ein Plus von 5,1 Prozent zum April 2024, wie die Wiesbadener Statistiker mitteilten.

Auch die bisherige Jahresbilanz fällt positiv aus: Von Januar bis einschließlich April 2025 summierte sich die Zahl der Baugenehmigungen im Wohnungsbau auf 73.900. Das waren den Berechnungen zufolge 3,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings verzeichnen die Statistiker bei Mehrfamilienhäusern eine Stagnation, während mehr Einfamilienhäuser errichtet werden. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Genehmigungen um knapp 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2010 gesunken.

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