Iran und Israel: Die Antworten auf Ihre Fragen
Die militärische Eskalation zwischen Israel und dem Iran hält an – und sorgt auch in der Schweiz für intensive Diskussionen. Im Live-Chat haben Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, Sicherheitsexperte Roland Popp und Politologin und Friedensforscherin Dana Landau die drängendsten Fragen aus der SRF-Community beantwortet. Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Welche Länder könnten in den Krieg eingreifen?
Nach Trumps letzten Äusserungen ist ein amerikanischer Kriegseintritt laut Sicherheitsexperte Roland Popp in der Tat zu befürchten. Gegenwärtig könne man aber nur spekulieren. Ein Stellvertreterkrieg nach dem Muster des Kalten Kriegs gilt jedoch als unwahrscheinlich. Zwar pflegt Russland enge sicherheitspolitische Beziehungen zu Teheran, gleichzeitig bestehen traditionell gute Kontakte zu Israel. Auch ein direktes Eingreifen Chinas gilt als wenig wahrscheinlich, da sich das Land bisher kaum militärisch in Konflikte ausserhalb seiner Region eingemischt hat. Und Pakistan? Die Atommacht hat sich zwar solidarisch mit dem Iran erklärt und verfügt über ein erprobtes Atomwaffenprogramm. Dennoch ist ein militärisches Eingreifen laut Popp unwahrscheinlich – die strategischen Interessen des Landes sind vor allem auf den Rivalen Indien fokussiert.
Hat Israel realistische Chancen gegen den Iran?
Israel ist zwar flächen- und bevölkerungsmässig kleiner als der Iran, militärisch jedoch sehr stark – und zudem eine Atommacht. Doch was würde ein Sieg in diesem komplexen Konflikt überhaupt bedeuten?
Falls das Ziel darin besteht, Irans Fähigkeit zur Entwicklung eigener Atomwaffen hinauszuzögern oder einzuschränken, sei ein «Sieg» durchaus denkbar, sagt Politologin und Friedensforscherin Dana Landau. Ob dies jedoch langfristig zur Sicherheit Israels beiträgt, ist ungewiss. Denn ein militärischer Schlag berge grosse Risiken – und könnte das Regime in Teheran in seiner Überzeugung bestärken, dass nur eine eigene Atombombe langfristigen Schutz garantiere.

Ist der israelische Angriff auf den Iran mit Russlands Angriffskrieg vergleichbar?
Laut dem Islamwissenschaftler Reinhard Schulze unterschieden sich die beiden Kriege fundamental. Die Begründung des israelischen Angriffs richte sich gegen eine reale Bedrohung, die vom iranischen Regime über lange Zeiten hinweg aufgebaut wurde, die sich explizit auf Israel bezieht und die Auslöschung der Existenz Israels zum Ziel hat, so der Islamwissenschaftler. Russland hat die Ukraine laut Schulze angegriffen, weil es dem Land die Unabhängigkeit abspricht und der Ukraine in den Herrschaftsbereich Russlands integrieren will.
Die beiden Kriege unterscheiden sich fundamental.
Auch Dana Landau sagt, dass die Kontexte nicht direkte Parallelen darstellen. Die Politologin und Friedensforscherin merkt jedoch an, dass der offizielle Diskurs bezüglich der Einhaltung des humanitären Völkerrechts in der Kriegsführung deutlich anders ist. Das schade laut Landau der Glaubwürdigkeit «des Westens» in anderen Teilen der Welt.
War der Iran wirklich kurz vor der Atombombe?
Es gibt keine handfesten Beweise dafür, dass der Iran kurz vor der Fertigstellung einer Atomwaffe stand, sagt Sicherheitsexperte Roland Popp. Die US-Geheimdienste bestätigten kürzlich, dass derzeit keine Hinweise darauf vorliegen, dass die iranische Führung den Besitz von Atomwaffen anstrebt. Die Behauptung, Iran stehe kurz davor, die nukleare Schwelle zu überschreiten, könnte laut Popp als strategischer Vorwand Israels dienen, um den Angriff in einem günstigen Moment zu rechtfertigen.
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