London legt 17 Milliarden Euro für neues Mega-AKW beiseite
Anders als Deutschland setzt Großbritannien auch in Zukunft auf Atomenergie. Der britische Energieminister sieht ein "goldenes Zeitalter" kommen. Doch die enormen Kosten für Sizewell C muss die britische Regierung fast allein tragen. Weitere Steigerungen sind wahrscheinlich.
Die britische Regierung gibt 14,2 Milliarden Pfund (rund 16,8 Mrd. Euro) für den Bau des Atomkraftwerks Sizewell C in der ostenglischen Grafschaft Suffolk frei. Energieminister Ed Miliband sprach von einem "goldenen Zeitalter" sauberer Energie, für das die Atomkraft benötigt werde. Er kündigte laut BBC "einige" private Investitionen an. Mehrheitlich wird Sizewell C ihm zufolge aber von der Öffentlichkeit finanziert. Miliband geht davon aus, dass das Atomkraftwerk Mitte der 2030er Jahre an das britische Netz angeschlossen werden und Strom bereitstellen kann.
Sizewell C weist große Ähnlichkeiten zum britischen Atomkraftwerk Hinkley Point C auf. Es soll zwei Europäische Druckwasserreaktoren (EPR) erhalten und bei der Fertigstellung über eine Leistung von 3200 Megawatt (3,2 Gigawatt) verfügen. Laut der britischen Regierung sind neun bis zwölf Jahre Bauzeit vorgesehen. Anschließend soll Sizewell C sechs Millionen Haushalte mit Energie versorgen und für Tausende Arbeitsplätze sorgen. Die Reaktoren sollen eine Lebensdauer von 60 Jahren haben.
In Suffolk stehen mit Sizewell A und B bereits zwei Atomkraftwerke. Die Reaktoren von Sizewell A wurden 2006 nach 40 Jahren Betriebsdauer aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet. Sizewell B hat eine Leistung von 1200 Megawatt und wurde 1995 ans britische Stromnetz angeschlossen. Der Reaktor soll 2035 stillgelegt werden. Allerdings ist eine Laufzeitverlängerung bis 2055 geplant.
China muss, EDF will raus
Die Kosten für den Bau von Sizewell C muss die britische Regierung fast alleine stemmen: Ursprünglich gehörte das Projekt zu 80 Prozent dem französischen Energiekonzern EDF. Dieser wird das Projekt wie Hinkley Point C auch entwickeln und das AKW bauen. Zu 20 Prozent war einst der chinesische Kraftwerksbetreiber China General Nuclear (CGN) daran beteiligt.
Aus Sicherheitsgründen kaufte die britische Regierung CGN vor einigen Jahren aus dem Projekt heraus. Aufgrund hoher Schulden und einer Kostenexplosion bei Hinkley Point C musste auch EDF seinen Anteil reduzieren: Derzeit besitzt die britische Regierung 83,5 Prozent von Sizewell C. Die übrigen 16,5 Prozent befinden sich im Besitz von EDF.
Steigende Preise, längere Bauzeiten
Im Fall von Hinkley Point C wurde im vergangenen Jahr bekannt, dass die Atomkraft erheblich teurer wird als ursprünglich geplant: Demnach könnten die Kosten auf 46 Milliarden Pfund (knapp 53 Milliarden Euro) steigen. 2013 hatte EDF bei Baubeginn mit Kosten von damals 19 Milliarden Euro kalkuliert. Die Inbetriebnahme des ersten der beiden Reaktoren könnte sich der Schätzung zufolge bis 2031 verzögern - geplant war sie für 2027.
Die Mehrkosten für Hinkley Point C trägt EDF. Im Gegenzug hat der französische Energiekonzern dafür mit der britischen Regierung einen erhöhten Strompreis für Verbraucher vereinbart.
Eine Datenauswertung zum Bau von Großprojekten zeigt: Hinkley Point C ist kein Einzelfall. Historisch gesehen werden Atomkraftwerke im Schnitt 120 Prozent teurer als ursprünglich geplant. Die Fertigstellung von Sizewell C würde die britische Regierung somit umgerechnet knapp 37 Milliarden Euro kosten. Auch Verzögerungen sind üblich. Im Schnitt überschreiten Atomkraftwerke die Pläne zeitlich um 204 Prozent, werden also dreimal später fertig als geplant. Im Fall von Sizewell C ergibt sich damit eine Bauzeit von 27 bis 36 Jahren.
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