Der Flugzeugbau in Hamburg wächst stark
Hamburgs wichtigste Industriebranche wächst rasant: Mit dem Bau und der Wartung von Flugzeugen und mit dem Flugbetrieb selbst wurden im vergangenen Jahr in der Metropolregion Hamburg rund 6,9 Milliarden Euro Wertschöpfung erwirtschaftet. Das sind rund 1,8 Milliarden Euro oder 34,7 Prozent mehr als im Jahr 2017. Das ist ein Kernergebnis einer neuen Studie, die im Auftrag des Branchennetzwerks Hamburg Aviation erarbeitet worden ist und die Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Dienstag in der Landespressekonferenz präsentierte.
Derzeit arbeiten in Hamburg rund 48.700 Menschen in der Luftfahrtindustrie, das sind 18 Prozent mehr als im Jahr 2019 unmittelbar vor der Pandemie. Die wichtigsten Arbeitgeber der Branche sind Airbus mit rund 18.000 und Lufthansa Technik mit rund 10.000 Mitarbeitenden, flankiert von einem großen Netzwerk aus Luftfahrt-Zulieferunternehmen und Forschungseinrichtungen wie dem Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) neben der Airbus-Werft auf Finkenwerder. Zum Netzwerk der Branche zählt auch der Hamburger Flughafen. Die Luftfahrtunternehmen in Hamburg investieren rund 470 Millionen Euro jährlich, hinzu kamen in den vergangenen fünf Jahren etwa 387 Millionen Euro Fördermittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Hamburg.
„Die Luftfahrtbranche ist ein Eckpfeiler der Hamburger Wirtschaft: Sie sichert zehntausende Arbeitsplätze, bringt Innovationen hervor und stärkt unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Leonhard. „Mit dieser Studie zeigen wir eindrucksvoll, welchen Beitrag die Luftfahrt für Wertschöpfung, Export und Zukunftstechnologien leistet. Hamburg bekennt sich klar zu diesem Zukunftssektor und wird ihn auch weiterhin gezielt unterstützen.“
Die Studie gibt eine Reihe von Empfehlungen, um die Wachstumsdynamik der Branche in der Metropolregion Hamburg zu gewährleisten. Bestehende Kooperationen zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik sollen ausgebaut werden. Um die Fachkräftebasis langfristig zu sichern, heißt es in der Studie, „sind Investitionen in Bildung, Ausbildung und Weiterbildung notwendig – mit einem besonderen Fokus auf Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und datenbasierte Technologien. Gleichzeitig braucht es Lösungen für die Schaffung von Wohnraum, um die Attraktivität der Metropolregion als Arbeits- und Lebensstandort zu erhalten.“
Die Branche dringt zudem auf den „Abbau bürokratischer Hürden, schnellere Genehmigungsverfahren und effizientere Verwaltungsprozesse“, heißt es in der Studie. „Parallel dazu müssen leistungsfähige digitale Infrastrukturen – insbesondere Glasfasernetze – ausgebaut werden, um die Grundlage für die Transformation zu einer digitalisierten und vernetzten Luftfahrt zu schaffen.“
Das starke Wachstum der Luftfahrtbranche ist auch deshalb bemerkenswert, weil mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 die globale Luftfahrt weitgehend zum Erliegen gekommen war. Hersteller wie Airbus fuhren ihre Produktion schnell zurück, um sie der sinkenden Nachfrage anzupassen. Tausende Mitarbeiter verloren im Zuge des Rationalisierungsprogramms „Odyssee“ in Deutschland und auch in Hamburg ihre Arbeitsplätze. Danach allerdings etablierte Airbus neue Strukturen in seinen französischen und deutschen Flugzeugwerken, fuhr die Produktion wiedr hoch und überholte den US-Konzern Boeing als weltweit führenden Hersteller von Passagierflugzeugen.
Hamburg ist nach der Boeing-Zentrale in Seattle und der Airbus-Zentrale in Toulouse der weltweit drittgrößte Standort des zivilen Flugzeugbaus. Vor allem ist die Airbus-Weft auf Finkenweder das wichtigste Zentrum der größten Produktgruppe von Airbus, der sogenannten A-320-Familie. Diese kleineren Jets mit einem Mittelgang reichen von der A319 bis zum neuesten Modell A321XLR, das eine Reichweite von 8700 Kilometern hat.
„Der Standort Hamburg ist der größte Airbus-Standort in Deutschland und der zweitgrößte weltweit“, sagt André Walter, Deutschlandchef des zivilen Flugzeugbaus von Airbus. „Die Hansestadt ist für Airbus ein zentraler Schlüsselstandort, geprägt von einer einzigartigen Netzwerkstruktur, ausgeprägter Innovationskraft und enormer wirtschaftlicher Relevanz. Wir engagieren uns hier bei zukunftsweisenden Technologien wie nachhaltigen Antrieben, da Hamburg ideale Bedingungen und hohe Forschungs- und Entwicklungs-Investitionen bietet.“
Die enge Zusammenarbeit mit Partnern im Hamburger Luftfahrt-Ökosystem sei für Airbus „essenziell, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Mit Blick nach vorn ist die Sicherung des Fachkräftebedarfs entscheidend, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit für die gesamte Metropolregion zu sichern.“
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet unter andrem auch über die Luftfahrtindustrie.
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