Roland Emmerich ließ schon diverse Male die Menschheit fast untergehen. Zuletzt musste er aber selbst eine Katastrophe hinnehmen.

Ein englischer Mistkerl wird im Unabhängigkeitskrieg mit der amerikanischen Flagge zur Strecke gebracht, der Präsident der USA steigt - natürlich zum Unabhängigkeitstag - in einen Kampfjet, um eine Alien-Invasion zu verhindern. Wenn ein Film vor US-Patriotismus nur so strotzt, stehen die Chancen gut, dass ein Mann aus dem Schwabenländle dafür verantwortlich ist: Roland Emmerich (70).

Der Regisseur verstand es über viele Jahre hinweg wie kein Zweiter, bombastische Actionsequenzen mit einer gehörigen Portion Pathos anzureichern. Zuletzt schwächelte das Erfolgsrezept des Königs der Katastrophe, der am 10. November seinen 70. Geburtstag feiert, jedoch merklich. Der 2019 erschienene "Midway - Für die Freiheit" blieb bereits deutlich hinter den Erwartungen zurück. Und beim kostspieligen Science-Fiction-Katastrophenfilm "Moonfall" krachte nur eines gewaltig nach unten: Nein, nicht der Mond, sondern das Einspielergebnis.

Sparsamkeit lag ihm noch nie

1955 in Stuttgart geboren und anschließend im schwäbischen Sindelfingen aufgewachsen, begeisterte sich der Regisseur bereits früh für die Filmbranche. Das Jahr 1977, als Emmerich an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Szenenbild studierte, fiel genau in die Anfangszeit der Blockbuster-Ära. Filmstudios setzten wieder vermehrt auf teure Produktionen und die Independentfilm-Bewegung der sechziger Jahre fand langsam aber sicher ihr Ende.

Ein ganz besonderer Meilenstein der Kinogeschichte hat dabei den Werdegang des Schwaben maßgeblich beeinflusst: "Star Wars". Nachdem er das Weltraum-Märchen gesehen hatte, wechselte Emmerich noch im selben Jahr ins Regiefach.

Der Regisseur hatte schon früh den Hang zu opulenten Filmen. Seine Abschlussarbeit "Das Arche Noah Prinzip" kostete die stolze Summe von einer Million D-Mark. Damit sprengte der Science-Fiction-Streifen jeglichen Rahmen der Filmschule. Das Budget für einen Abschlussfilm lag damals bei gerade einmal 20.000 Mark. Größtenteils fremdfinanziert konnte das ambitionierte Projekt aber gestemmt werden und feierte 1984 auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin eine äußerst erfolgreiche Uraufführung.

Übersee wurde früh aufmerksam

Mit der Entscheidung, Filme zwar in Deutschland zu produzieren, sie aber in englischer Sprache zu drehen, begann Emmerich schnell Aufmerksamkeit in Hollywood zu erregen. Den Durchbruch in der Traumfabrik hatte er dann spätestens, als er 1992 mit Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren den Sci-Fi-Actionfilm "Universal Soldier" drehte. Die zu Beginn seiner Karriere sicherlich durch "Star Wars" hervorgerufene Vorliebe für Science-Fiction und Raumfahrt ging auch beim 1994 folgenden "Stargate" mit Kurt Russell klar hervor.

Danach entwickelte Emmerich ein Faible dafür, die Welt untergehen zu lassen und die Menschheit an den Rand ihrer Auslöschung zu treiben. 1996 kam die Gefahr noch aus dem All, als die Erde in "Independence Day" von zerstörungswütigen Außerirdischen angegriffen wurde. Kurz darauf sorgte er mit seiner Interpretation des japanischen Kultmonsters Godzilla im gleichnamigen Film für Angst und Schrecken. In "The Day After Tomorrow" führten die Folgen der globalen Erwärmung zu einer neuen Eiszeit, welche die Menschheit binnen Sekunden erfrieren ließ.

Nichts mehr zu zerstören?

"Als Alexander die Größe seines Reiches sah, fing er an zu weinen, denn es gab nichts mehr, das er erobern konnte." Nach seinem Film "2012", in dem die Maya die drohende Apokalypse vorhergesehen haben, erging es Emmerich wie Alexander dem Großen: "Es ist die Mutter aller Zerstörungsfilme, mit Effekten, wie man sie noch nie gesehen hat. Ich wüsste wirklich nicht, was ich danach noch zerstören sollte", so der Regisseur zum Magazin "Merian". Hat er damals, im Jahr 2009, also zum letzten Mal die Welt untergehen lassen?

Rund sieben Jahre lang hielt Emmerich sein Wort. Mit dem Film "Anonymus", dem Drama über die Urheberschaft der Werke von William Shakespeare, schlug er 2010 ungewohnt ruhige Töne an. Nur bei einem Ort kam er auch zwischenzeitlich nicht aus, ihn in Schutt und Asche zu legen: das Weiße Haus. Bereits von Aliens in die Luft gesprengt oder von einer gigantischen Welle hinweg gespült, sorgte sein Film "White House Down" 2013 wieder für umfangreichen Renovierungsbedarf im Heim des Präsidenten - derzeit ja durchaus passend.

2016 war von seinem Pazifismus-Vorhaben dann endgültig nichts mehr zu spüren. Mit "Independence Day: Wiederkehr" legte er die Fortsetzung seines Kultstreifens nach und ließ die Aliens mit noch unfriedlicheren Absichten als im ersten Teil auf die Erdbevölkerung los. Im Nachhinein - und nach verheerenden Kritiken - bezeichnete Emmerich das Sequel ohne Will Smith aber als "Fehler". "Ich hätte damals Nein sagen sollen zum Studio. Ich hätte den Film nicht machen sollen. Wir hatten ein viel besseres Skript mit Will Smith", sagte Emmerich. "Es ist dann viel zu schnell gemacht geworden, es ist nicht so gut geworden, wie es hätte sein sollen."

Mond-Absturz und späte Vaterfreuden?

Eine irrwitzige Katastrophe gab es in seinem bis dato letzten Film zu sehen. Denn in "Moonfall" ist der Name bombastisches Programm: Aus unerfindlichen Gründen gerät der Mond aus seiner herkömmlichen Umlaufbahn rund um die Erde und droht deshalb, auf eben jene herunterzukrachen. Katastrophe trifft Sci-Fi trifft Pathos, gedreht von Emmerich... was nach einem sicheren Box-Office-Erfolg klang, wurde zum Mega-Flop. Weltweit spielte "Moonfall" nur rund 67 Millionen US-Dollar und damit nicht einmal die Hälfte der Produktionskosten ein.

Privat geht es bei ihm schon seit vielen Jahren deutlich harmonischer zu. Seit 2017 ist er mit seinem Partner Omar De Soto glücklich verheiratet. Nur bei einer Sache sind die beiden sich offenbar regelmäßig uneins: dem Thema Kinder.

"Mein Mann will Kinder haben, das muss ich respektieren. Wir reden jetzt nicht jeden Tag über dieses Thema, alle halbe Jahre kommt es allerdings wieder auf." Als Kompromiss habe er für seine bessere Hälfte einen zweiten Hund ins Haus geholt. "Bandito. Ich habe gesagt: 'Omar, lass uns doch erst einmal schauen, wie das mit den Hunden funktioniert für ein paar Jahre.'" Von den besagten Jahren sind seit Emmerichs Ausführungen gegenüber der Zeitschrift "Bunte" derer sechs ins Land gezogen. Kinder hat er noch immer keine.

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