"Kann eigentlich ganz gut Windeln wechseln"
Álvaro Soler (34) veröffentlicht am 10. Oktober sein neues Album "El Camino" (zu Deutsch: Der Weg). Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der spanisch-deutsche Popsänger über seinen bisherigen Karriereweg und wie seine Tochter, die im Juli 2024 zur Welt kam, sein Leben und seinen Beruf verändert hat. Zudem verrät der Musiker, wie er zum Meditieren kam und wie er für Smartphone freie Zeit in seinem Alltag sorgt.
Das Album heißt "El Camino". Wenn Sie auf die letzten zehn Jahre zurückblicken: Wie war der Weg bis heute?
Álvaro Soler: Der Weg war super lang. Dass ich heutzutage nach zehn Jahren auch noch erfolgreich Musik machen kann, ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar, dass der Weg immer noch nach vorne geht und ich machen kann, was ich liebe. Es gab natürlich auch sehr viele Berge, viele Hügel, sehr viele Steine, aber dann auch viele überraschende Flüsse, die sehr schnell waren und wo ich reingesprungen bin und gefühlt auch nicht viel kontrollieren konnte. Es hat echt eine Zeit gedauert, bis ich alles realisieren konnte.
Sie haben treue deutsche Fans, die Ihre spanischen Songs feiern. Wie erleben Sie das auf den Konzerten?
Soler: Ich finde es verrückt. Viele spanische Künstler können es gar nicht glauben, dass ich in Deutschland dann nicht auf Deutsch singe. Manchmal mache ich bei einer Show den Witz: "Hey Leute, vielleicht wisst ihr das nicht, aber ihr seid auf einem spanischen Konzert." Ich gebe den Fans immer viele Komplimente, weil ich denke: "Hey, ihr seid wirklich cool. Ihr lernt sogar Spanisch durch meine Songs. Wenn es mehr Leute wie euch gäbe, die offen für neue Sachen und andere Kulturen sind, dann wäre die Welt wahrscheinlich besser." Deswegen ist es schön, auch ein Botschafter für diese Offenheit, diese Neugier und diese Positivität zu sein.
Apropos Sprache: Ihre Tochter wächst bilingual auf?
Soler: Ja natürlich. Ich bin ja auch so aufgewachsen, deswegen wollte ich das unbedingt auch für meine Kinder haben.
Sie sagen, durch Ihre Tochter hätten sich Ihre Prioritäten im Leben komplett verschoben. Wie macht sich das bemerkbar?
Soler: Logistik ist ein großes Thema. Gerade im Sommer, wo es eben keine Kita gibt und ich auch mehr arbeite und meine Frau natürlich auch noch arbeitet... Man muss sich supergut absprechen. Wir hatten ein paar Momente, wo wir dachten, okay, wir müssen was ändern, so geht es nicht weiter. Im Moment bekommen wir es aber ganz gut hin. Mein Bruder hilft uns auch oft als Babysitter aus, aber der hat natürlich auch noch etwas anderes zu tun (lacht).
Das Musikerleben wird bleiben. Wie werden Sie die nächsten Jahre den privaten und beruflichen Alltag stemmen?
Soler: Man kann ja auswählen, wie man auf Tour geht. Die Tour in diesem Jahr war zum Beispiel nicht am Stück. Ich war nicht fünf Wochen weg, das wäre hart, sondern es waren eben Shows am Wochenende, dann war ich wieder ein paar Tage zu Hause. Dieses Mal kamen durch das Album zwischendurch auch noch Termine, das war für die Familie-Situation ein bisschen nervig. Unser Leben ist anders, aber ich freue mich, dass es gerade klappt und dass es geht. Man tut, was man kann und lernt viel dazu. Und mein Team ist auch total unterstützend.
Was hat Sie am Vaterdasein überrascht?
Soler: Dass ich eigentlich ganz gut Windeln wechseln kann und das gerne mache (lacht). Wir versuchen alles sehr fifty-fifty zu machen. Aber klar, mit der Arbeit und wenn ich öfters unterwegs bin, muss meine Frau das dann übernehmen. Aber ich glaube schon, dass ich ein sehr moderner Vater bin und es macht sehr viel Bock. Eine Erkenntnis ist auch, mit wie wenig Schlaf ich auskomme (lacht). Man wird sogar produktiver. Wenn ich auf Tour bin, wache ich auch ohne meine Tochter um 9 Uhr auf. Vor dem Soundcheck schaffe ich da noch so viel, ich mache meine Steuern, gehe noch eine Runde schwimmen und sag allen Hallo, die gerade aufgewacht sind. Mein Bassist hat auch Kinder und wir beide sind im selben Team. Wir gehen beide super früh schlafen und haben gar keine FOMO, sondern eher JOMO, Joy of Missing Out.
Die Songs auf dem Album sind an den verschiedensten Orten entstanden, was auch zu Ihrem Weltenbummler-Dasein passt. Was bedeutet der Begriff Heimat für Sie?
Soler: Heimat ist für mich eine Kombination aus Traditionen, aus Geschmäckern, aus Gerüchen und natürlich Familie und Freunde und Erfahrungen. Sachen, die man erlebt hat an einem Ort. Deswegen ist für mich Barcelona meine Heimat, weil es so viele von diesen Aspekten beinhaltet. Bis auf ein paar Cousins in Deutschland ist meine ganze Familie dort. Ich freue mich so sehr auf jeden Besuch. Nicht, weil ich dort Urlaub machen und an den Strand gehen will, sondern weil ich zu Hause sein will.
Das Album war eine spirituelle Selbstheilung für Sie. Warum?
Soler: Mein Ziel ist es immer, mit jedem Album zu versuchen, tiefer in mich reinzugucken. Viele Songs waren für mich sehr schön zu schreiben, weil es eben auch schwer war, sie zu schreiben. Zum Beispiel geht es in "Artificial" (dt: "Künstlich") um künstliche Angst. Es gibt viele Momente, in denen man sich einfach Angst macht, weil man sich vergleicht mit anderen Leuten oder mit Social Media oder sich denkt: "Wie schaffe ich das überhaupt? Wie soll ich das denn überhaupt hinkriegen?" Am Ende passiert zu 98 Prozent gar nichts. Man kann sich also konzentrieren auf diese Gedanken und kann sie abschalten oder zulassen. Der Song soll zeigen, dass es voll okay ist, manchmal nicht okay zu sein. Viele denken, ich bin der Mister Positive und Mister Sunshine, der die ganze Zeit nur gut gelaunt ist, aber so ist das ja nicht. Man muss versuchen eine Balance zu finden, mir hilft da Meditation.
Mussten Sie Meditation lernen oder fiel Ihnen das schon immer leicht?
Soler: Es ist mir leichter gefallen, als ich dachte, aber trotzdem musste ich es lernen. Eine Bekannte, die Meditationslehrerin ist, hat mich darauf gebracht und hat mir bei einem einfachen Facetime-Call die ersten Atemübungen beigebracht. Dann haben wir viele Meditations-Sessions zusammen gemacht und das war super cool. Auch mein Bruder und meine Schwester waren schon dabei. Es ist sehr bereichernd und ich genieße einfach ab und zu diesen Ruhemoment.
Ruhe herrscht auch oft nach einem Konzert. Kennen Sie das Gefühl der Leere, wenn Sie von der Bühne runtergehen?
Soler: Was mir hilft, ist der Gedanke, dass die Bühne eine Art Kinobesuch ist. Wenn du "Batman" oder "Spider-Man" guckst, gehst du raus und du denkst, du bist selber ein Superheld. Das passiert auf der Bühne auch, wenn alle Leute wegen dir klatschen und dir zurufen. Aber dann denke ich: "Okay, das war wie ein Film und jetzt geht es weiter mit meinem normalen Leben."
Sie haben den Vergleich mit anderen durch Social Media angesprochen. Mussten Sie lernen, auch mal wieder das Handy wegzulegen?
Soler: Auf jeden Fall. Ich bin heute auch noch nicht perfekt und frage mich oft: "Wieso habe ich jetzt wieder auf mein Handy geguckt?" Oder ich wollte nur auf WhatsApp und habe direkt noch Instagram aufgemacht. Ich hasse das Gefühl, aber das passiert leider. Wir haben zu Hause Digital Free Zones, zum Beispiel im Schlafzimmer. Wir haben uns einen Licht-Alarm gekauft und können die Handys im Badezimmer oder in der Küche lassen. Das macht schon einen Unterschied. Man schläft viel besser, der Körper kann mehr runterkommen und wird nicht durch das Scrollen auf dem Handy noch mal gestresst.
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