Viel ist nicht mehr übrig von Rang und Namen des Skandalprinzen Andrew. Seit 2019 hat der Bruder des britischen Königs all seine Titel verloren. Nicht einmal die ihm angeborenen Anreden "Prince" und "Königliche Hoheit" darf er noch verwenden. Doch was bedeutet das alles überhaupt?

"Bang, goes the Knighthood" heißt ein Lied der britischen Band "Divine Comedy" - adieu Ritterstand! Es scheint, als hätte Sänger Neil Hannon es für den britischen Skandalprinzen Andrew geschrieben. In den vergangenen Jahren hat der sämtliche Geburts- und Ehrentitel sowie Auszeichnungen verloren. Ihm bleibt der zweifelhafte Ruf als Schürzenjäger, als "Randy Andy" (Geiler Andy). Der haftet ihm seit den 1970er Jahren an.

Das passt zum Liedtext von "Bang, goes the Knighthood". Es handelt von einem britischen Edelmann, der sich tagsüber für "King and Country" einsetzt und nachts durch die Bars und Bordelle der Stadt zieht. Bis seine Laster ans Licht kommen und er alles verliert. Andrew erlebte ähnliche Peinlichkeiten: Vor 25 Jahren ließ er sich im "Tatler", dem Klatschmagazin der britischen Oberschicht porträtieren. Andrew inszenierte sich als perfekter Familienvater und Aktivist der "National Society for the Prevention of Cruelty to Children" (NSPCC). Der Verein kämpft gegen den Missbrauch von Minderjährigen.

Inzwischen ist belegt: Zur selben Zeit vergewaltigte er mutmaßlich mehrmals die minderjährige US-Amerikanerin Virginia Roberts Giuffre, die Jeffrey Epstein ihm zuführte. In ihren Memoiren "Nobody's Girl" berichtete Giuffre davon. Am 25. April 2025 nahm sie sich das Leben. Allen ist klar: Andrew hat sie mit auf dem Gewissen.

Das Haus Windsor - "bis aufs Mark verdorben"

Das weiß auch Andrews Bruder. Der repräsentiert seit 2022 als Charles III. das Vereinigte Königreich und 14 weitere Staaten als deren weltliches Oberhaupt. Als "Supreme Governor of the Church of England" ist er auch "Verteidiger des Glaubens" - und damit die höchste moralische Leitfigur im Reich.

Man kann sich nur ausmalen, welche Diskussionen die Familie geführt hat. Sie führten wohl dazu, dass Andrew sich nun nicht einmal mehr so nennen darf, wie es ihm seit seiner Geburt am 19. Februar 1960 als zweitem Sohn von Elizabeth II. zustand: "Prinz" und "Königliche Hoheit". Die "Krone" möchte Schaden abwenden. Vor allem will sie die aufziehenden Diskussionen über eine Abschaffung der Monarchie eindämmen. Die hat ein Artikel im Magazin "New Statesman" befeuert. Es sei nicht Prinz Andrew alleine, heißt es dort im Untertitel: Das ganze Haus Windsor sei "bis aufs Mark verdorben". Im Königreich ist der Text von Will Lloyd längst so etwas wie "Talk of the Kingdom".

Der Fall Andrews - des Mannes, der 65 Jahre als Prinz bekannt war - ist dramatischer als die Abdankung von König Edward VIII. Der war im Dezember 1936 von seiner eigenen Regierung zur Demission gedrängt worden, weil er die US-Amerikanerin Wallis Simpson geheiratet hatte. Die wiederum soll eine Affäre gehabt haben mit dem deutschen Botschafter in London und Hitlers späterem Außenminister Joachim von Ribbentrop. Simpson stand im Verdacht, eine Spionin zu sein.

Weil Simpson immerhin volljährig war, blieb Edward die gesellschaftliche Ächtung erspart, die Andrew heute erlebt. Edward bekam nach der Abdankung den Herzogtitel "The Duke of Windsor", den er bis zu seinem Tod 1972 trug. 36 Jahre durfte er zunächst als Gouverneur der Bahamas und dann ohne eine relevante Tätigkeit ein ziemlich paradiesisches Leben als Privatier zwischen New York, Paris und London führen.

Erbtitel, Ritterstände, militärische Ränge - alles weg

Um die Brisanz von Andrews Falls zu verstehen, lohnt es, sich zu vergegenwärtigen, auf welche Titel und Ehrenbezeichnungen Andrew fortan verzichtet und welche er bereits verloren hat. Ein Überblick:

  • zwei adelige Geburtstitel: Prinz und Königliche Hoheit

Formal kann Andrew diese Titel nur durch ein "Letter Patent" verlieren, also einen Erlass des Monarchen. Diese Maßnahme wäre in der Geschichte der britischen Monarchie so einmalig wie die Vereinbarung, die Andrew und sein Bruder getroffen haben: Der ehemalige Prinz wird seine Titel freiwillig nicht mehr führen.

  • drei adelige Erbtitel: Duke of York, Earl of Inverness, Baron Killyleagh

Diese Titel wurden 1986 anlässlich der Hochzeit von Andrew und Sarah Ferguson von Queen Elizabeth II. geschaffen. Eine offizielle Aberkennung würde ein Gesetz im Parlament erfordern. Man hat sich darauf geeinigt, dass Andrew freiwillig auf die Adelstitel verzichtet. Auch das ist für einen britischen Königssohn einmalig.

  • zwei Ritterstände: mit "Großkreuz" im Hosenbandorden und im Königlichen Viktorianischen Orden

Der erstere heißt im Englischen Order of the Garter. In dieser Uniform ist Andrew häufig abgebildet. Noch nie hat ein Ritter im Vereinigten Königreich diese Ehren auf eine andere Weise als durch den eigenen Tod verloren.

  • acht hohe militärische Ränge in der britischen Armee: zum Beispiel als Oberst der Grenadiere (Colonel of the Grenadier Guards), als Generaloberst von drei Einheiten, etwa des Königlichen Irischen Regiments, als Ehrenkommodore der Luftwaffe oder als Admiral des Seekadetten
  • zwei hohe militärische Ränge in der kanadischen Armee: als Generaloberst von zwei Einheiten
  • ein hoher militärischer Rang in der neuseeländischen Armee: als Generaloberst im Nachschubregiment des Heeres

Fortan lautet "Randy Andys" anständiger Name Andrew Windsor-Mountbatten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke