Killen KI-Bands wie «The Velvet Sundown» die Musikbranche?
Keine Band hat im letzten Monat für so viel Wirbel gesorgt wie The Velvet Sundown. Anfang Juni erschien ihr erstes Album im Netz, innerhalb sechs Wochen folgten zwei weitere. Schnell war klar: Da muss KI mit im Spiel sein, zumal die Bandbilder und Albencover offensichtlich mit künstlicher Intelligenz generiert worden waren.
Der Aufschrei war gross, denn die Songs von The Velvet Sundown sind gut. Das findet auch Musiker Gustav (bürgerlich Pascal Vonlanthen). «Ich frage mich gerade, was ich da noch soll», sagt er im Interview.
Die Macher hinter The Velvet Sundown sind anonym und verstehen ihre Musik als künstlerische Provokation und als Spiegel der aktuellen Entwicklungen. Sie wollten die Grenzen von Urheberschaft, Identität und der Zukunft der Musik im Zeitalter von KI in Frage stellen, schreiben sie auf ihrem Spotify-Profil.
20'000 KI-Songs pro Tag
Tatsächlich krempelt KI die Musikbranche gerade grundlegend um. Gemäss der französischen Streamingplattform Deezer sind rund 18 Prozent der Songs mit KI generiert. Das entspricht pro Tag rund 20'000 Songs. Deezer ist aktuell die einzige Plattform, die KI-Songs entsprechend kennzeichnet und nicht in automatisierte Playlists aufnimmt.
Insbesondere im Bereich Hintergrund-, Werbe- und Filmmusik wird mittlerweile vermehrt KI eingesetzt. Damit können Musikproduktionskosten gesenkt und Lizenzkosten umgangen werden. Das wiederum führt zu weniger Aufträgen und finanziellen Einbussen bei Musikschaffenden.

Eine Studie der Internationale Vereinigung der Verwertungsgesellschaften (CISAC) geht davon aus, dass Musikschaffende in den nächsten vier Jahren fast ein Viertel ihres Einkommens verlieren werden.
Mit dem finanziellen Verlust geht auch eine Entwertung von Musikschaffen und geistigem Eigentum einher. So könnte Musik längerfristig nicht mehr als Ausdruck kreativen Schaffens verstanden, sondern zur maschinengenerierter Gebrauchsware degradiert werden.
KI-Songs auf Profilen toter Musiker
Mit KI-Songs wird auch Schindluderei betrieben. Die Online-Plattform «404 – Media» hat aufgedeckt, dass Mitte Juli plötzlich auf den Spotify-Profilen der verstorbenen Country-Musikern Guy Clarke und Blaze Foley KI-generierte Songs auftauchten, obwohl weder Nachlassverwaltung noch Label Bescheid wussten.
Nach scharfer Kritik des Label-Chefs hat Spotify die entsprechenden Tracks entfernt, schreibt das Branchenmagazin Musikexpress. Die Frage, wie solche Uploads überhaupt möglich sind, blieb aber bis anhin unbeantwortet.
Betrugsfälle häufen sich
Die Fälle häufen sich, bei denen gewiefte Betrüger mit der Hilfe von Bots systematisch Geld auf Streamingplattformen generieren. Gleichzeitig wird offensichtlich, dass es bei Spotify und Co. Lücken gibt im Prüfprozess. Wer schlussendlich am meisten unter dem Vertrauensverlust leidet, sind die Musikschaffenden.
Musiker Gustav sieht nur einen Ausweg aus der Misere. Es müsse mehr Kontrolle stattfinden, denn es sei weder für die Musikindustrie noch für Streamingplattformen von Vorteil, wenn sie von KI-Songs überschwemmt würden. Für die Musikschaffenden gelte: «Wir müssen zurück zu den Wurzeln.» Also die eigene Musik live spielen, auch wenn es nur vor 20 Menschen sei. Immerhin sind das dann 20 echte Menschen.
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