Noga Erez: «Ich schaue seit zwei Jahren keine News mehr»
«I sleep with one eye open, my shoes always on», singt Noga Erez als Allererstes auf ihrem aktuellen Album «The Vandalist». Ein Statement zur ständigen Alarmbereitschaft, in der sich die Künstlerin befindet. Die 35-Jährige hat sich dafür entschieden, mit ihrer Familie in Tel Aviv zu bleiben. Trotz weiter Wege in den Westen, wo ihrer Musik gehört wird. Trotz Kritik. Trotz Krieg.
«Ich muss immer bereit sein», sagt sie im Interview. «Sei es physisch – meine Sachen gepackt haben und bereit sein, zum Bunker zu rennen. Aber auch mental. Bei jedem Auftritt und jedem Interview fühle ich mich angegangen: Ich muss auf alle möglichen Situationen vorbereitet sein.»
Politik packt sie in die Musik
2017 gelang Noga Erez mit dem Debütalbum «Off the Radar» der Durchbruch. Ihr erster Club-Hit sprach Bände: «Dance While You Shoot» hadert mit dem Paradox, dass die einen tanzen dürfen, während nur wenige Kilometer entfernt Terror und Krieg herrschen. Über Politik will Noga Erez in Interviews nicht sprechen. Wie sehr ihr die Realität zu schaffen macht, das hört man in ihren Songs.

Der Sound von Noga Erez erinnert an Gorillaz oder auch an ihr Idol Missy Elliott. Die Beats sind ansteckend, ihre Bühnenpräsenz macht Spass. Doch der Eindruck kann täuschen. «Das Leben ist komplex. Das Gute und Schlechte gehen Hand in Hand», so die Israelin. «Für mich muss die Musik an sich nur eines: Gute Laune verbreiten. Aber in den Lyrics, da platziere ich den ganzen Scheiss. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass dies von vielen kaum wahrgenommen wird.»
Raus aus der «Hardcore-Realität»
Ihr neuster Song «Watch the News» handelt davon, dass die omnipräsenten News nicht helfen, aktuelle Ereignisse zu verstehen, sondern einen nur noch wahnsinnig machen. «In den vergangenen zwei Jahren habe ich aufgehört, News zu konsumieren. Ich verabscheue sie zutiefst. Sie sind nur noch Unterhaltung», sagt sie und merkt an: «Gleichzeitig muss man sich informieren. Es ist extrem wichtig, zu wissen, was passiert.»
Und da ist es wieder: das Paradoxe. Zum Glück kann man kurz vor wahnsinnig werden einfach weitertanzen und wird mitten in der Gurten-Crowd von dieser süffigen Electropop-Ballade aus der «Hardcore-Realität» (Noga Erez' Worte) gerettet.
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