Wie TV-Prediger Millionen beeinflussen – und verdienen
Jimmy Lee Swaggart war der Prototyp eines US-Fernsehpredigers. Er starb letzte Woche mit 90 Jahren. Swaggart begründete die christliche Popmusik-Industrie. Diese setzte Country-Sound und Gospel als christliche Alternative zur Rockmusik, die Teufelswerk sei.
In seinen Evangelisations-Shows im TV griff Swaggart selbst in die Tasten und trällerte Jesus-Songs wie «He washed my Eyes with tears». Seinen Millionen Zuschauenden peitschte er immer die gleiche Botschaft ein: Nur Jesus rettet. Nur bei Jesus gibt es Heilung, Wohlstand und den Himmel. Alle andern kommen in die Hölle. Alle! Namentlich: Juden, Katholiken, Muslime und wer Sex ausserhalb der heterosexuellen Ehe hat.
Swaggart ohne Gnade
Swaggarts Einfluss auf Politik und Gesellschaft in den USA war enorm. «Jimmy Swaggart ist der Grund, warum unsere Politik so toxisch ist», schreibt Religionswissenschaftlerin Anthea Butler in ihren «Nachruf» im liberalen Newsportal MSNBC. Die Professorin der University of Pennsylvania analysiert den weissen, nationalistischen US-Evangelikalismus, den Swaggart und Kollegen am TV predigen.

Heilungs- und Wohlstandsversprechen der Tele-Evangelisten zünden vor allem in der US-amerikanischen Unter- und Mittelschicht, die am meisten vorm TV hängt.
Hunderte Millionen verdienen TV-Prediger wie Swaggart damit. Neben ihren Fernsehshows verkaufen sie Bücher, DVDs und weiteren Merchandise wie Tassen, T-Shirts und Tröpfchen für das Seelenheil. Die Forschung nennt sie «parakirchliche Unternehmen», weil sie eben nicht von einer historischen Kirche getragen sind. Aber in den USA sind «Kirchen» eben steuerbefreit.
Globales Milliardengeschäft
Topverdiener unter den TV-Predigern ist aktuell Kenneth Copeland mit rund 400 Millionen US-Dollar pro Jahr. Wie die meisten seiner Kollegen kommt er aus der neu-pfingstlerischen Bewegung. Darin ist die direkte Wirkung des Heiligen Geistes zentral. Die selbst ernannten «Evangelisten» halten lange Bekehrungspredigten, treiben Teufel und Dämonen aus, auch Covid-19. Dabei redet Copeland in Zungen, ein Kauderwelsch, das nur der Teufel versteht.

Das wirkt auch auf rationale Zeitgenossen skurril. Darum werden Tele-Evangelisten auch gern durch den Kakao gezogen: Von Copeland gibt es ironisch gemeinte «Best-of»-Videos. Sie zeigen ihn austickend und mit grünem Kopf. Jimmy Lee Swaggart widmete Frank Zappa den Song: «Jesus thinks you are a Jerk», «Jesus denkt, du bist ein Idiot, wenn du Tele-Evangelisten auf den Leim gehst».
Indes floriert das Geschäftsmodell längst auch in Südamerika und Afrika. In Nigeria etwa verdienen TV-Heiler zweistelligen Millionensummen.
Influencer für Rechtspopulisten
Tele-Evangelisten haben überdies politisch-gesellschaftlichen Einfluss: Jimmy Swaggart portierte schon Ronald Reagan und später Donald Trump. Letzterer holte sich seine persönliche TV-Wohlstandspredigerin Paula White sogar ins Weisse Haus. Genauso wie es TV-Prediger tun, vertickte Donald Trump höchstpersönlich eine Bibel für 59.99 Dollar.
Ganz ähnlich in Brasilien: Dort liess sich der rechtsextreme Ex-Präsident Jair Bolsonaro vom neo-pfingstlerischen Prediger Silas Malafaia als «Messias» ausrufen. Bolsonaro werde die Hölle aus Brasilien vertreiben, predigte der und meinte damit indigene Menschen und Homosexuelle. Das Vermögen Malafaias steht laut der Zeitschrift Forbes bei rund 150 Millionen US-Dollar.
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