Fumer und der Franzose: eine lange Liebesgeschichte. Die Gitane zum Rotwein, die Gauloise zum Pläuschchen im Park: ein Genuss, auf den viele Franzosen und Französinnen nur ungern verzichten. Auch wenn es schädlich ist für die Gesundheit, bien sûr. Ab Juli heisst es deshalb an Stränden, in Parks, aber auch auf Schulanlagen: «Interdiction de fumer». Frankreich will damit den Nachwuchs schützen.

Die «Clope», wie die Franzosen die Zigarette nennen, gehört aber zum Klischee des freiheitsliebenden Franzosen, der das Leben liebt. Stichwort: Savoir-vivre. Bevor die Zigarette vielleicht bald nur noch Fiktion ist: eine Selektion an französischen Chansons und Filmen, in denen die Zigarette keine Nebenrolle spielt.

 «A bout de souffle» (Jean-Luc Godard, 1960)

Die Nouvelle Vague brachte frischen Wind ins Filmschaffen und auch viel Rauchschwaden mit sich: Ein Beispiel ist der Klassiker «A bout de souffle» aus dem Jahr 1960. Kaum eine Szene, in der die Hauptfigur, der Kleinkriminelle Michel Poiccard (gespielt von Jean-Paul Belmondo) ohne seine Kippe ist. Selbst im Bett bläst Belmondo seiner Geliebten, verkörpert von Jean Seberg, den Rauch ins Gesicht. Ganz schön verrucht. Und selbst – pardon, Spoiler – bei seinen letzten Atemzügen steigt Rauch aus seinem Mund.

Serge Gainsbourg: Immer und überall

Es hätte ihm wohl wahnsinnig gestunken: ein Leben ohne seine Gitane. Serge Gainsbourg, das längst verstorbene Enfant terrible, hatte sie stets im Mund. «Santé!» Sagte er wohl nur beim Anstossen. Aufhören mit dem Rauchen wollte er immer mal wieder. Natürlich nicht ganz im Ernst: «Alle 5 Minuten», wie er einst in einem Interview sagte. Im Kurzfilm «Requiem pour un fumeur» spricht er über die (Hass)liebe zur Zigarette – und zu den Frauen. Beide mag er lieber ungefiltert.

Bezeichnend auch für Gainsbourgs Zigaretten-Zuneigung: Die Szene im Biopic «Gainsbourg – Vie héroique», in der die Hauptfigur qualmend mit Brigitte Bardot (gespielt von Laetitia Casta) «Bonnie and Clyde» anstimmt.

Jacques Higelin: «Cigarette»

«Je suis amoureux d’une cigarette», haucht Jacques Higelin mit rauchiger Stimme in Song «Cigarette». Seine grosse Liebe, die «clope», begleitete den Sänger bis zu seinem Ableben. Einst soll der 2018 verstorbene Musiker gesagt haben: Er rauche so lange, bis ihm der Totengräber ein Loch im Pariser Friedhof Père Lachaise schaufle. Higelin stand für Freiheit und Rebellion. Das Dauerzünden der Zigarette gehörte zum Soundtrack seines Lebens.

«Mauvais Sang» (Leos Carax, 1986) 

Unruhig zieht die Hauptfigur Alex an der Zigarette, bevor er die ersten Schritte zu David Bowies «Modern Love» macht. Der Tanz durch die Strassen von Paris – angetrieben von Sehnsucht, durchzogen von Zerrissenheit – ist eine Wucht. Und selbst in Action greift Alex noch zur Zigarette. Ein Ausdruck von roher Freiheit, ungezügelter Leidenschaft.

«Fumer fait tousser» (Quentin Dupieux. 2022)

Kein Klassiker, aber eine zeitgenössische Komödie mit Kult-Potenzial: Im «Fumer fait tousser» (Rauchen verursacht Husten!) kämpfen Superhelden, alle nach schädlichen Bestandteilen der Zigarette benannt, gegen eine dämonische Riesenschildkröte. Ein Film, der den Kampf gegen die Zigarette aufs Korn nimmt. Surreal, schräg – nicht ganz seriös. Wie das Rauchen eben auch.

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