Dieser Künstler brennt sich nieder
Er kommt ganz in Weiss. Offenes Hemd, weisses T-Shirt und weisse Turnschuhe. Das einzig Dunkle sind seine Tattoos, die unter seinen Ärmeln hervorschauen. Es ist die Art-Basel-Woche, die Stadt ist voll mit Touristinnen und Touristen. Fischer ist Schweizer, lebt aber seit Jahren in den USA. Er erkennt einen amerikanischen Touristen und ist sofort für einen Smalltalk zu haben. Es gibt wenige bekannte Künstler, die mit einer solchen Direktheit auf die Welt zugehen.

Fischers Karriere begann in den 1990er-Jahren in Zürich. Mit spektakulären Aktionen, schrägen Skulpturen und vielen Partys war er ein Fixstern der Kultur- und Partyszene jener Zeit.
Von Zürich nach Los Angeles
Seine Wege führten ihn aber bald über Amsterdam und Berlin nach New York, wo er 20 Jahre blieb. Inzwischen Vater von zwei Kindern, hat er sich in Los Angeles niedergelassen, wo er früher auch schon einmal lebte.
«Ich könnte mir schon vorstellen, wieder nach Europa zurückzukehren», sagte er heute. Wenn auch nicht sofort, nur schon wegen seiner Kinder, die in Amerika aufgewachsen sind und noch zur Schule gehen. In L.A. hat er sich ein Haus gekauft, wo er mit Familie, Nannys und Haustieren lebt, alle weiblich. Nur in seinem Studio herrschen die Männer.
Aktuell zeigt Fischer im Rahmen seiner Ausstellung «Skinny Sunrise: Globus Public Art Project», die zeitgleich zur Art Basel stattfindet, alte Arbeiten im Totenhäuschen und rund um den Basler Marktplatz.
Zu sehen sind etwa: Ein Abguss von Fischer selbst, an einem Tisch sitzend. Ein Skelett auf einer Couch. Ein Stuhl umfasst von Körperteilen, die Fischer im Laufe seiner Karriere immer wieder abgiessen lässt: Füsse, Hände, Köpfe, eine Zunge – meist so, dass sie vom restlichen Körper abgetrennt sind.

Das Material Paraffin ist es, das ihn – zusammen mit Wachs – zu einem der Stars der Kunstwelt machte. 2011 an der Biennale in Venedig lässt er die sieben Meter hohe Skulptur «Der Raub der Sabinerinnen» als Kerze abbrennen. Frauenfiguren als Kerzen haben ihn schon in den 1990er-Jahren zum begehrten Künstler für Grosssammler gemacht.

Heute sitzt er selbst als Wachsfigur da. Abbrennend und geduldig. «Es könnte Wochen dauern, bis die Kerze ganz in sich zusammensackt», sagt Urs Fischer. «Je nachdem, wo man den Docht reinbohrt, je nach Durchzug. Alles hat einen Einfluss, wie sich die Figur verändert.»
Leonardo DiCaprio als Kerzenskulptur
In den letzten Jahren waren es vor allem Freunde, die er erst dreidimensional erfasste, um sie dann abzugiessen. Das berühmteste Beispiel ist «Leo» (2019). Ein Abguss von Leonardo DiCaprio mit seinen Eltern. Fischer sucht nach archetypischen Figuren, die in sich ruhen oder auf dessen Schultern die ganze Welt lastet. Bei DiCaprio interessieren ihn seine Eltern, die sich trennten, als er ein Kleinkind war, was ihn bis heute prägt.
Das Gute bei Fischer ist: Er gehört zu den teuersten Schweizer Künstlern, bewegt sich in der Kunstwelt zwischen Hollywoodprominenz und Milliardären – und doch, wenn er da sitzt in der Basler Sonne und redet, ist er sich selbst ziemlich treu geblieben. Er ist wirklich gut darin, das Kleine und Alltägliche gross aufzublasen, auch wenn er selbst am Boden bleibt.
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