Zahlreiche Medien melden fälschlicherweise das Ableben der österreichischen Schriftstellerin Elfriede Jelinek. Die gute Nachricht: Die 78-Jährige lebt. Die schlechte Nachricht: Hinter den Falschmeldungen steckt offenbar ein makabrer Streich.

Diverse Kulturredakteure ohne vorbereiteten Nachruf in der Schublade sind an diesem heißen Dienstagnachmittag für einen kurzen Moment noch mehr ins Schwitzen geraten. Die vielfach ausgezeichnete, weltberühmte Roman- und Theaterautorin Elfriede Jelinek sei tot, hieß es plötzlich bei diversen Internet-Nachrichtenseiten. Doppelte Erleichterung für den Kulturbetrieb: Die 78-jährige Wienerin lebt. Wer sich also bislang noch nicht in ihr Werk vertieft hat, kann dies nun tun und womöglich eines fernen Tages auch eine Würdigung über Jelineks Leben und Werk verfassen.

Die nicht-betroffene Betroffene nahm es mit Humor. "Ach, schon wieder? Es ist das zweite Mal, dass ich tot bin", sagte die Autorin der Nachrichtenagentur AFP. "Ist schon letztes Jahr passiert. Ich lebe doch", fügte sie hinzu. Eine Sprecherin des Rowohlt-Verlags, wo Jelineks Werk erscheint, teilte mit, dass es sich bei den Nachrichten über Jelineks Ableben um eine "Falschmeldung" handele. Damit ist dem journalistischen Zwei-Quellen-Prinzip Genüge getan und es lässt sich mit einiger Sicherheit vermelden: Elfriede Jelinek lebt.

Angeblich Internet-Fälscher hinter Account

Hinter gegenteiligen Meldungen steckt offenbar das weniger journalistische Ein-Quellen-Prinzip. Die Aufregung geht zurück auf den X-Account "RowohltAT". Was aussehen soll wie ein Profil des Rowohlt-Verlags für den österreichischen Buchmarkt, hat in Wahrheit nichts mit dem Traditionshaus zu tun. Rowohlt ist auf dem Twitter-Nachfolger X.com überhaupt nicht präsent.

"RowohltAT" postete um 13.40 Uhr den Eintrag: "BREAKING NEWS: Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek ist gestorben." Der Beitrag ist mit einem Foto von Jelinek versehen. Zwei Minuten später verbreitete der Account-Inhaber eine in etwa gleichlautende Meldung in englischer Sprache. Erst eine Stunde später erschien die Meldung: "EILMELDUNG: Elfriede Jelinek ist gesund und munter. Die Falschmeldung über ihren Tod stammt von diesem Account, einer Falschmeldung, die ich, der italienische Journalist Tommasso Debenedetti, erstellt habe."

Ob Jelinek nun tatsächlich "gesund und munter" ist, ist mit letzter Sicherheit nicht zu sagen. Aber wie erwähnt: Zwei glaubwürdige Quellen versichern ihre Lebendigkeit. Richtig an dem Eintrag von "RowohltAT" ist: Es handelt sich um eine Falschmeldung eines X-Accounts, der absichtlich einen falschen Eindruck erweckt. Auch der Mensch Tommasso Debenedetti ist real und hat in der Vergangenheit wiederholt mit derartigen Irreführungen der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Aber: Eine zweite Quelle, die Debenedetti als Autor hinter der Falschmeldung bestätigen kann, ist ntv.de nicht bekannt.

Warnzeichen vorhanden

Dass die X-Meldung überhaupt Dutzende Nachrichtenredakteure hinters Licht führte, ist insofern erstaunlich, als dass es doch einige Warnzeichen gab: Der Account wurde erst im Februar 2025 angemeldet, hatte seither gerade einmal drei Einträge, die auf Pressemeldungen des echten Rowohlt-Verlags hinweisen. Ferner darf man dem Rowohlt-Verlag zutrauen, dass dieser das Ableben einer Autorin deutlich pietätvoller öffentlich machen würde als mit den einleitenden Worten "BREAKING NEWS". Andererseits will kein Nachrichtenmedium das letzte sein, das den Tod solch einer berühmten Nobelpreisträgerin meldet. So dürften sich viele Kolleginnen auf die Arbeit der Mitbewerber verlassen haben, was ja meist auch gut geht.

Debenedetti wiederum hat in der Vergangenheit wiederholt für Aufregung gesorgt mit frei erfundenen Interviews und falschen Todesmeldungen via eigens eingerichteten Internetprofilen, die der Behauptung Plausibilität verschaffen sollten. Debenedettis "Schaffen" traf Künstler, Politiker und andere bekannte Persönlichkeiten.

Ob er auch diesmal Urheber der Falschmeldungen ist, ist nicht gesichert. Sicher ist nur, dass sich diverse Redakteure und andere Journalisten bei der nächsten Todesmeldung einer bekannten Persönlichkeit erst recht versichern werden, dass diese stimmt - am besten nach dem Zwei-Quellen-Prinzip. Mindestens.

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