Noch immer bestehen Unsicherheiten im Umgang mit verunfallten Elektrofahrzeugen und daraus entstanden immer wieder Probleme beim Bergen, Abschleppen und Transportieren von Elektrofahrzeugen nach Pannen oder Unfällen. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass die Abschleppkosten für Elektrofahrzeuge im Durchschnitt doppelt so hoch sind wie für konventionelle Fahrzeuge, wie die Allianz Unfallforschung in einer Analyse von Abschlepprechnungen festgestellt hat. Rechnungspositionen wie die Vorbesprechung vor einem Transport oder die teure zusätzliche Verrechnung sogenannter "Batterieexperten" führen demzufolge zu erheblichen Kostensteigerungen und zu einer nicht gerechtfertigten Belastung für Versicherer und Verbraucher.

VDA-Arbeitsgruppe auf Initiative des AZT

Um diese Probleme zu adressieren, wurde auf Anregung des Allianz Zentrum für Technik beim Verband der Automobilindustrie (VDA) eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die klare Richtlinien für das Abschleppen von Elektrofahrzeugen entwickelt hat. Diese Initiative soll die Transparenz erhöhen und die Kosten für Versicherte senken.

Ein wichtiges Ergebnis dieser Projektgruppe, bestehend aus über 20 Organisationen, u. a. dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), dem ADAC und verschiedenen Fahrzeugherstellern, sind Einordnungen zur Bewertung der Beschädigungen, Abgrenzungen der Verantwortlichkeiten sowie Klarstellungen zur Rechtslage bei Qualifikation und Transport, die nun veröffentlicht wurden. Das Dokument steht auf der Website des VDA zum Download bereit: Automobilindustrie veröffentlicht Handlungsempfehlung für den sicheren Umgang mit verunfallten E-Fahrzeugen | VDA

Ruf nach Standards und klaren Handlungsempfehlungen

"Unsere Analysen haben gezeigt, dass fehlende Standards im Umgang mit verunfallten Elektrofahrzeugen zu Unsicherheiten und nicht gerechtfertigten Schadenkosten führen können. Mit den erarbeiteten Handlungsempfehlungen wird allen am Schadenprozess Beteiligten, von den Rettungsdiensten über Abschleppunternehmen bis hin zu den Werkstätten, Handlungssicherheit gegeben und zudem werden Schadenkosten gesenkt, zum Vorteil aller Versicherten“, fasst Christian Sahr, Geschäftsführer des Allianz Zentrum für Technik, zusammen.

"E-Fahrzeuge nicht anders behandeln als Verbrenner"

Kern des neuen Leitfadens von Versicherern, Automobilwirtschaft und Berufsgenossenschaften ist, dass Elektrofahrzeuge beim Abschleppen grundsätzlich nicht anders behandelt werden als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und dass ein besonderes Risiko nur angenommen wird, wenn die Batterie auch äußerlich so stark beschädigt ist, dass von ihr eine Brandfahr ausgehen kann.

Carsten Reinkemeyer, Leiter Sicherheitsforschung und Experte für Elektrofahrzeuge beim Allianz Zentrum für Technik, schätzt das technische Risiko wie folgt ein: "Die Allianz Unfallforschung belegt mit objektiven Zahlen, dass Elektrofahrzeuge nicht zwangsläufig ein erhöhtes Risiko darstellen. Technische Gründe für hohe Abschleppkosten und Quarantäne-Zeiten bei Elektroautos liegen selten vor und erwartete Risiken beziehen sich regelmäßig auf den möglichen Batteriebrand. Der ist aber aus technischer Sicht tatsächlich nur in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit einem Unfall zu erwarten, was lange Quarantänezeiten unnötig macht. Die Untersuchung der Schadenfälle zeigt, dass immer wieder mit übertriebenen Maßnahmen über das technisch notwendige Ziel hinausgeschossen wird.“

Auf Akku-Temperatur achten

So gebe die neue Richtlinie vor, die Dauer der sicheren Verwahrung des Fahrzeugs möglichst kurz zu halten. Bei einer vermuteten Brandgefahr soll die Temperatur des Akkus genau überwacht werden. Erhöht diese sich nicht, könne die Quarantäne beendet werden, was erhebliche Kosten einspare. Damit sei dann auch klar, dass ein Transport des Fahrzeugs im geltenden Rechtsrahmen keine besonderen Auflagen erfordert.

Die Allianz unterstützt nach eigenem Bekunden durch zahlreiche Studien, Publikationen und im Gespräch mit den Herstellern die Einführung der Elektromobilität. Daher begrüßt sie diese Klarstellung zugunsten der Prozessteilnehmer und letztendlich der Versichertengemeinschaft als wichtigen Meilenstein für die Elektromobilität in Deutschland.

Eine Zusammenfassung der Analyse der Abschleppkosten des AZT mit detaillierten Werten ist unter folgendem Link abrufbar: Abschleppen von Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen - Themen - Allianz Zentrum für Technik.

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